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dass unter <strong>de</strong>n neuen kritischen ökonomischen Umstän<strong>de</strong>n solche Plätze nicht<br />

finanzierbar seien. Außer<strong>de</strong>m wird <strong>de</strong>r Wert solcher Gemeinschaftsorte mit<br />

Hinweis auf entsprechen<strong>de</strong> Erfahrungen in Moskau <strong>de</strong>shalb in Frage gestellt,<br />

weil diese nicht genutzt wür<strong>de</strong>n.<br />

Die Planung von Halle-Neustadt orientierte sich an einem funktionalis-<br />

tischen Raumverständnis, das nach einer distributiven Logik Ortsbe<strong>de</strong>u-<br />

tungen festlegte (vgl. Halle-Neustadt 1972, 42). Diese Planungsperspektive<br />

vollzog die allgemeinen Annahmen mo<strong>de</strong>rnen Bauens, virulent seit <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen Etappen städtebaulichen Diskurses über die Bedürfnislage von<br />

Bewohnern, und wie diese durch eine Funktionstrennung in verschie<strong>de</strong>ne<br />

Lebensbereiche zu erfüllen sind. Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich – wenn auch unter<br />

gesellschaftspolitisch spiegelbildlich an<strong>de</strong>ren Umstän<strong>de</strong>n – um ein Mo<strong>de</strong>r-<br />

nitätsverständnis im Städtebau, das, wie oben dargestellt, in die Simplifizie-<br />

rung einer allgemeinen mo<strong>de</strong>rnisierungstheoretischen Lesart von Transfor-<br />

mation heute mün<strong>de</strong>n kann. In <strong>de</strong>r Mitte von Halle-Neustadt wur<strong>de</strong>n drei<br />

Funktionsbereiche geplant: ein kulturelles und ein Sportzentrum im Westen,<br />

eine politisch-kulturelle Mitte im Kern und ein Versorgungszentrum im<br />

Osten (111). Das Stadtzentrum sollte das Herz <strong>de</strong>s Gemeinschaftslebens sein<br />

und wur<strong>de</strong> als großräumiger allgemeiner Raum geplant. Dieser Plan wur<strong>de</strong><br />

nie verwirklicht. Das Versorgungszentrum bestand aus einer Einkaufshalle<br />

(Kau<strong>fh</strong>alle), zwei Cafés, einem Kiosk, einem Geschäft für le<strong>de</strong>rne Tücher,<br />

einem Geschäft für Damen- und Herrenbekleidung, einem Geschäft für Glas<br />

und Porzellan, einem Buchverkäufer, einem Blumenhändler, einer Bank und<br />

einem Postamt, einem Friseur, einem Optiker, einer Wohnschule (Internat)<br />

und einem polyklinisches Krankenhaus. Diese städtebauliche Interpretation<br />

reproduziert und generiert ein Individualitätsverständnis, das insbeson<strong>de</strong>re<br />

in <strong>de</strong>r mentalen, kulturellen und psychologischen Dimension von <strong>de</strong>r po-<br />

litischen Form von Steuerungsprozessen getrennt wird. Die Fixierung von<br />

bestimmten Bedürfnissen, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r kulturellen, wird <strong>de</strong>shalb als eine<br />

Form von Politischer Steuerung verstan<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>r die individuelle Mobilität<br />

zwangsweise eingeschränkt wird (wer<strong>de</strong>n musste). Für kulturelle Tätigkeiten<br />

war eine Funktionsseparation und <strong>de</strong>ren soziale Kontrollmöglichkeit von<br />

Anfang an geplant wor<strong>de</strong>n. Die kulturellen Gebäu<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n im Sü<strong>de</strong>n und<br />

im Südosten von Halle-Neustadt zentriert, was einen ge<strong>hb</strong>aren Abstand bis<br />

1,5 Kilometern für die Einwohner <strong>de</strong>r Nordteile ergab. Ein zentrales Element<br />

<strong>de</strong>r Fixierung kultureller Individualitätssteuerung waren die sogenannten<br />

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