Seen der Schwentine - Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ...
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Großer Eutiner See<br />
<strong>der</strong>n höchstens um eine Nährstoffmobilisierung<br />
handelt. Außerdem gehen an<strong>der</strong>e Autoren von<br />
geringeren P-Einträgen durch Wildgänse aus<br />
(TAPPENBECK & RASCHEWSKI 1993). Die Gänse<br />
sind daher mit maximal 3 % des Gesamtphosphoreintrages<br />
<strong>für</strong> den Großen Eutiner See als geringe<br />
Nährstoffquelle einzustufen.<br />
Bewertung<br />
Der Große Eutiner See hat mit seinem verhältnismäßig<br />
kleinen Einzugsgebiet (ohne <strong>Schwentine</strong>)<br />
gute Voraussetzungen <strong>für</strong> einen relativ nährstoffarmen<br />
Zustand. Die Abschätzung <strong>der</strong> jährlichen<br />
Phosphorbelastung ergab mit 0,41 g/m 2 Seefläche<br />
nur eine relativ mäßige Belastung, die sich aber<br />
nicht in einer geringen Trophie wi<strong>der</strong>spiegelt. Ursache<br />
ist zum einen die interne Düngung aus den<br />
Sedimenten, die bei den ungünstigen Schichtungsverhältnissen<br />
die in früheren Phasen abgelagerten<br />
Nährstoffe beson<strong>der</strong>s leicht in die oberen<br />
Wasserschichten gelangen lässt. Zum an<strong>der</strong>en<br />
kann möglicherweise auch die Belastung durch<br />
Rückstau <strong>der</strong> <strong>Schwentine</strong>, die hier vernachlässigt<br />
wurde, eine Rolle spielen.<br />
Insgesamt ist <strong>der</strong> Stoffumsatz im Großen Eutiner<br />
See durch stark ansteigende Phosphorkonzentrationen<br />
im Sommer, intensive Produktion <strong>und</strong> sehr<br />
intensive Zehrungsprozesse in <strong>der</strong> Tiefenzone<br />
geprägt. Cyanobakterien bestimmen im Hochsommer<br />
das Bild <strong>der</strong> Phytoplankton-Gemeinschaft,<br />
Zooplankton ist insgesamt von untergeordneter<br />
Bedeutung. Bei den Zehrungsprozessen spielt Denitrifikation<br />
eine untergeordnete Rolle, da weniger<br />
Nitrat zur Verfügung steht. Stattdessen findet im<br />
unteren Hypolimnion, das von <strong>der</strong> vorübergehenden<br />
Auflösung <strong>der</strong> Schichtung nicht erfasst wird,<br />
verstärkt Sulfatatmung statt, ein Prozess <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um<br />
zu vermehrter P-Freisetzung führt <strong>und</strong> darüber<br />
hinaus durch Schwefelwasserstoffbildung<br />
das Makrozoobenthos verarmen lässt. Ein verarmtes<br />
Benthos kann wie<strong>der</strong>um den Fraßdruck <strong>der</strong><br />
Fische auf das Zooplankton erhöhen <strong>und</strong> sich dadurch<br />
weiter negativ auf die Stoffumsätze im See<br />
auswirken. Insgesamt scheint <strong>der</strong> Große Eutiner<br />
See sich in einer Phase zu befinden, in <strong>der</strong> er eher<br />
als Phosphor-Quelle denn als Senke <strong>für</strong> das stromabwärts<br />
gelegene Einzugsgebiet wirkt.<br />
Das Röhricht ist durch die Nähe zu Siedlungen <strong>und</strong><br />
durch Fraßschäden durch Wasservögel geprägt<br />
<strong>und</strong> weist entsprechende Schädigungen auf. Die<br />
Unterwasservegetation hat dagegen eine deutliche<br />
Ausdehnung erfahren, ein Hinweis, dass die Sichttiefen<br />
im Großen Eutiner See zugenommen, die<br />
Produktivität abgenommen hat. Insgesamt war die<br />
Ufervegetation aus floristischer Sicht von mittlerer<br />
Bedeutung.<br />
56<br />
Empfehlungen<br />
Der potenzielle trophische Zustand des Großen<br />
Eutiner Sees nach LAWA (1998) ist mesotroph,<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige Zustand ist schwach polytroph (p1).<br />
Um einen guten ökologischen Zustand zu erreichen,<br />
ist <strong>der</strong> schwach eutrophe Zustand (e1)<br />
anzustreben. Dazu müssen die Phosphorfrachten<br />
um etwa 400 kg P reduziert werden.<br />
Da sich die Nährstoffeinträge durch das Schmutzwasser<br />
in den letzten Jahren durch eine Erhöhung<br />
des Anschlussgrades jedoch verringert haben, ist<br />
auf eine leichte Erholung des Sees zu hoffen. Das<br />
Entwicklungsziel wird bei diesem See dennoch<br />
schwer erreichbar sein. Daher werden <strong>für</strong> die im<br />
Folgenden aufgeführten Maßnahmen keine Flächen<br />
angegeben, son<strong>der</strong>n diese sind so umfangreich<br />
wie möglich auszulegen.<br />
• Da die Siedlungsentwässerung erheblich zur<br />
Belastung des Großen Eutiner Sees beiträgt,<br />
sollte geprüft werden, ob die Nährstoffretention<br />
mit Ausbau o<strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Regenwasserreinigung<br />
optimiert werden könnte.<br />
Entsprechende Planungen laufen bereits.<br />
• Eine Aufklärung <strong>der</strong> Anwohner bezüglich<br />
Düngung von Gartenflächen, Kompostlagerung,<br />
Fütterung von Wasservögeln etc. könnte<br />
angesichts <strong>der</strong> dicht besiedelten Ufer ebenfalls<br />
zur Eutrophierungsmin<strong>der</strong>ung beitragen.<br />
• Ufernahe Ackerflächen zwischen Pulverbek<br />
<strong>und</strong> Eutin sowie am Kleinen Eutiner See sollten<br />
wenn irgend möglich stillgelegt werden.<br />
• Die Grünlandflächen auf Nie<strong>der</strong>moor an <strong>der</strong><br />
<strong>Schwentine</strong> zwischen Sibbersdorfer <strong>und</strong> Großem<br />
Eutiner See sollten extensiviert o<strong>der</strong><br />
wie<strong>der</strong>vernässt werden.<br />
• Pufferstreifen sollten an <strong>der</strong> Pulverbek sowie<br />
dem aus dem Truppenübungsplatz kommenden<br />
Gewässer angelegt werden.<br />
• Im Nordosten des Sees befindet sich eine<br />
große Fischteichanlage, die 2004 größtenteils<br />
abgelassen war. Es sollte geprüft werden,<br />
ob <strong>und</strong> wie diese Anlage betrieben wird,<br />
da hier möglicherweise nährstoffreicher<br />
Schlamm eingeschwemmt wird.<br />
• Um die Fraßschäden durch Wasservögel am<br />
Schilf zu reduzieren, ist es wichtig, störungsfreie<br />
Äsungsflächen zu finden. Ein entsprechend<br />
umfangreich angelegtes Projekt hat<br />
sich deshalb zum Ziel gesetzt, ein ornithologisches<br />
Managementkonzept zu entwickeln,<br />
um die Röhrichte <strong>der</strong> <strong>Seen</strong> <strong>der</strong> Holsteinischen<br />
Schweiz (JENSEN 2005) zu schützen.