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Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

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<strong>Wittgenstein</strong> und die Cambridge-Theorie der<br />

Repräsentation<br />

Josef Quitterer<br />

Abstract: Unter der ‘Cambridge-Theorie’ versteht man eine alternative Theorie der<br />

Repräsentation, wonach Mentales aufgrund einer Ähnlichkeitsbeziehung zu dem<br />

repräsentierten Gegenstand repräsentiert. Von den Vertretern der Cambridge-Theorie<br />

wird u.a. <strong>Wittgenstein</strong> als ‘Gründervater’ dieser alternativen Auffassung gesehen. Es<br />

läßt sich jedoch zeigen, daß die ‘Bildtheorie’ des Tractatus nicht nur nicht im Sinne der<br />

Cambridge-Theorie verstanden werden kann. Sie kann darüber hinaus zur Kritik jener<br />

Auffassungen verwendet werden, die in nicht-propositionalen Formen der<br />

Repräsentation die Lösung für Probleme klassischer Theorien mentaler Repräsentation<br />

suchen.<br />

Repräsentationale Theorien des Geistes stoßen auf Schwierigkeiten, wenn es<br />

darum geht, sämtliche Phänomene des Bewußtseins als mentale Repräsentationen zu<br />

deuten. So repräsentieren Propositionale Einstellungen das Geglaubte, Gemeinte,<br />

Erkannte nicht von sich aus, sondern dadurch, daß sich das glaubende, meinende und<br />

erkennende Subjekt intentional auf die geglaubten etc. Gegenstände bezieht. Ohne<br />

Intentionalität bzw. intentionale Gegenstände bleibt die Referenz des jeweiligen<br />

mentalen Zustands unbestimmt, d.h. es ist nicht klar, worauf sich eine bestimmte<br />

propositionale Einstellung bezieht bzw. was durch diese Einstellung repräsentiert wird<br />

(Searle 1983, 175f.). Es wird allgemein als unbefriedigend angesehen, daß der<br />

repräsentationale Charakter des Mentalen nur unter Zuhilfenahme des Begriffs bzw. der<br />

Fähigkeit der Intentionalität erklärt werden kann (Fodor 1987, 98; Metzinger 1993, 127).<br />

Ein weiteres Problem liegt in der Tatsache, daß sich selbst bei einer intentionalen<br />

Bestimmung mentaler Repräsentation die Relation zwischen Repräsentierendem und<br />

Repräsentierten nur mit Hilfe nicht-repräsentationaler Gegebenheiten ausreichend<br />

bestimmten läßt. So hat z.B. Searle darauf hingewiesen, daß bestimmte nichtrepräsentationale<br />

Vermögen – wie z.B. menschliches Handeln, Regelbefolgen etc. –<br />

vorausgesetzt werden müssen, damit propositionale Einstellungen ihre<br />

Repräsentationsfunktion erfüllen können (Searle 1983 und Searle 1992, Kap. 8). Searle<br />

spricht hier von der Notwendigkeit, sogenannte ‘background-capacities’ mit<br />

einzubeziehen, damit die Interpretation bestimmter propositionaler Einstellungen nicht<br />

beliebig wird (Searle 1992, 176). Die entscheidende Schwierigkeit bei der<br />

repräsentationalen Deutung mentaler Zustände besteht also darin, daß mentalen<br />

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