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Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

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Josef Quitterer<br />

entwickelte eine Theorie mentaler Modelle, wonach Sprache in der Form von<br />

Propositionen nicht so sehr dazu benützt wird, um die Welt direkt zu beschreiben,<br />

sondern um ein mentales Modell zu konstruieren. Dieses stelle ein strukturelles<br />

Analogon einer Wirklichkeit oder einer vorgestellten Situation dar (Johnson-Laird 1989).<br />

Die im deutschen Sprachraum wohl bekannteste Inanspruchnahme der Cambridge-<br />

Theorie im Bereich der philosophy of mind stellt die Selbstmodelltheorie Thomas<br />

Metzingers dar: Das System (Subjekt) repräsentiert demnach sowohl die es<br />

betreffenden Umweltgegebenheiten als auch seine eigenen Zustände und Prozesse<br />

nicht in Form von satzartigen Gebilden, sondern in modellhaften Strukturen, die der<br />

modellierten (oder abgebildeten) Wirklichkeit mehr oder weniger ähnlich sind (Metzinger<br />

1993, 47). So modellieren Selbstmodelle “zeitliche, räumliche, kausale und logische<br />

Relationen anhand des inneren Repertoires, welches das jeweilige physische System<br />

ihnen zur Verfügung stellt.” (Metzinger 1993, 165.) Ähnlich argumentiert auch McGinn:<br />

“Models connect you to the world by means of entirely natural relations. So you need not<br />

to worry that there is something spooky going on in your head when you think.” (McGinn<br />

1989, 198f.)<br />

Nach den Vertretern der Cambridge-Theorie sind nicht-propositionale<br />

Repräsentationen deshalb zuverlässiger als begrifflich-propositionale, weil sie den zu<br />

repräsentierenden Gegenstand aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu ihm sozusagen<br />

automatisch repräsentieren bzw. abbilden. Im Gegensatz zu symbolischen<br />

Repräsentationen, in denen die Repräsentationsbeziehung erst durch verschiedene<br />

zusätzliche Annahmen (wie z.B. Intentionale Gegenstände) fixiert werden kann, komme<br />

den nicht-propositionalen Repräsentationen eine intrinsische Repräsentationskraft zu:<br />

“... models can suffice on their own as realizations of content, without reliance upon any<br />

other kind of representational system. Models thus provide a radical theory of content, a<br />

self-sufficient foundation.” (McGinn 1989, 184.) Als Grund für die intrinsische<br />

Repräsentationskraft wird angegeben, daß Modelle im Unterschied zu begrifflichen<br />

Strukturen einen bestimmten Gegenstand repräsentieren, weil sie diesem Gegenstand<br />

ähnlich sind: “Analoge Strukturen weisen eine Isomorphie zu ihren Repräsentanda auf<br />

– sie ähneln ihnen in ganz bestimmten Hinsichten. Das bedeutet: Von den<br />

Eigenschaften der Repräsentate sind Rückschlüsse auf die Eigenschaften der<br />

Repräsentanda möglich. Für digitale Repräsentate gilt dies nicht.” (Metzinger 1993,<br />

109.) McGinn verdeutlicht diesen Unterschied zwischen der klassischen (digitalen) und<br />

den nicht-propositionalen (analogen) Theorie mentaler Repräsentation folgendermaßen:<br />

“An analogue code consists of symbols whose properties vary as a function of the things<br />

represented, while a digital code is such that is features are independent of the<br />

properties of the things represented – there is no rule whereby one can derive features<br />

of the symbol from properties of the thing symbolized or vice versa. In analogue codes<br />

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