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Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

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Jacek Ziobrowski<br />

Unbekanntes stößt. Die Vernunft verlangt das Unbekannte zu erreichen, kann nicht<br />

aufhören nach ihm zu streben, aber auf paradoxe Weise führt dieses Streben zum<br />

Erweisen einer Schwäche der Vernunft.<br />

Es ist ein Paradox, ein leidenschaftliches Streben nach etwas, was sich nicht dem<br />

Denken unterordnet. Unbegreiflich und paradox ist auch das Objekt dieses Strebens -<br />

das Unbekannte. Das Unbekannte kann man nicht denken, nicht beschreiben. Wenn<br />

man es als das Unbekannte, die Grenze, an die man stößt bezeichnet, bleibt man in den<br />

Grenzen vom Denkbaren und diese Bezeichnungen beziehen sich auf etwas, was sich<br />

außerhalb dieser Grenzen befindet. Der Autor der Brocken nennt dieses Unbekannte<br />

Gott.<br />

Nach Kierkegaard ist die Relation zwischen dem Unbekannten und einem<br />

Existierendem ein Paradox, das hat schon Sokrates bemerkt. Im Christentum wird das<br />

Paradox noch deutlicher, da in ihm größere Gegensätze zusammenstoßen. Das<br />

Christentum betont, daß der Mensch in der Unwahrheit, in der Erbsünde, geboren ist.<br />

Das eingezeigte Paradox wird zum absolutem dadurch, dass das Unbekannte sich zu<br />

solchem Existierenden verhält. Darüber hinaus bildet das Unbekannte selbst ein<br />

Paradox. Es ist paradox, daß die ewige Wahrheit in der Zeit entstand, dass der ewige<br />

Gott geworden ist, im Gestalt Jesus geboren wurde und lebte, sich nicht von den<br />

anderen Menschen unterscheidend. Kierkegaard nennt das Paradox Gottes<br />

Menschenwerdung das Absurde.<br />

Eine Sphäre des Unaussprechlichen umfasst auch Erscheinungen, die sinnlich<br />

erfahrbar sind. In Entweder-Oder weist Kierkegaard dem Leser bestimmte Begriffe und<br />

Stimmungen auf, die in der Musik enthalten sind und die Musik, wie er schreibt, fängt<br />

dort an, wo die Sprache endet.<br />

Eine Idee von seiner Mitteilung zeigt er bildlich mit Hilfe einer Metapher über zwei<br />

Reiche: die Sprache und die Musik.<br />

"... ich würde beständig der Grenze des mir bekannten Reiches entlanggehen<br />

und bei dieser Bewegung den Umrib des unbekannten Landes beschreiben und<br />

so eine allgemeine Vorstellung davon gewinnen, ohne mit meinem Fuß<br />

hineingesetzt zu haben. (...) Das mir bekannte Reich, zu dessen äuberster<br />

Grenze ich gehen will um die Musik zu entdecken, ist die Sprache" ( s.59-60 ).<br />

In der Unwissenschaftlichen Nachschrift unterscheidet Kierkegaard zwei Wege der<br />

Reflexion: eine objektive und eine subjektive. Die objektive Reflexion führt den<br />

Menschen zum historischen und spekulativen Wissen, die subjektive Reflexion - zum<br />

ethischen und religiös-ethischen Erkennen.<br />

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