09.10.2013 Views

Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

Monika Seekircher<br />

Margarete Stonborough, die vermutlich das Geständnis von Hermine <strong>Wittgenstein</strong><br />

erhalten hat, reagiert darauf in ihrem Brief vom 3.12.1936:<br />

Wenn Dich das Geständnis erleichtert hat, so danke ich Gott, dass er es Dir<br />

ermöglicht hat. - Die Lenka habe ich, so anständig als ich konnte, geführt. - Dass<br />

ich jeder Deiner gestandenen Sünden die gleichen, oder weit ärgere der selben<br />

Art entgegen zu stellen hätte, weisst Du ja gewiss.<br />

Weiters sind zwei Briefe von Francis Skinner vom 6.12. und 9.12.1936 erhalten, aus<br />

denen hervorgeht, daß <strong>Wittgenstein</strong> auch ihm einen Geständnisbrief gesandt hat.<br />

Ähnlich wie Margarete Stonborough stellt auch Skinner <strong>Wittgenstein</strong>s Geständnis die<br />

eigenen, viel schweren Sünden gegenüber: "Whatever you have to tell me about<br />

yourself can't make any difference to my love for you. I am such a terribly rotten person<br />

myself. There won't be any question of my forgiving you as I am a much worse person<br />

than you are." Über Skinner erhält auch Drury gemäß <strong>Wittgenstein</strong>s Auftrag den<br />

Geständnisbrief, wie aus Skinners Briefen vom 6.12. und 9.12. hervorgeht. Drury<br />

erinnert sich in seinen Aufzeichnungen seiner Gespräche mit <strong>Wittgenstein</strong> an dessen<br />

Geständnis:<br />

Nach seiner Rückkehr aus Norwegen erzählte er [<strong>Wittgenstein</strong>] mir, er habe dort<br />

nichts geschrieben, sondern die Zeit dort im Gebet verbracht. Er hatte es für<br />

notwendig befunden, ein Geständnis aller Vorfälle seines bisherigen Lebens<br />

niederzuschreiben, deren er sich besonders schämte. Er bestand darauf, daß<br />

ich dieses Geständnis läse. Moore hatte er es bereits gezeigt, und er sagte,<br />

Moore schien sehr betrübt zu sein darüber, daß er es lesen mußte. Über den<br />

Inhalt dieses Geständnisses werde ich natürlich nichts sagen außer der<br />

Feststellung - sofern diese überhaupt nötig ist -, daß nichts darin stand über das<br />

ihm vor kurzem in einer Veröffentlichung zugeschriebene sexuelle Verhalten.<br />

(Drury 1992, 171)<br />

Irrtümlicherweise datierte Drury <strong>Wittgenstein</strong>s Geständnis auf 1931, kennzeichnete<br />

dieses Datum aber als fragwürdig.<br />

Fania Pascal berichtet, daß <strong>Wittgenstein</strong> im Anschluß an seinen Besuch bei Moore<br />

auch ihr sein Geständnis ablegte:<br />

286<br />

"Ich bin gekommen, um ein Geständnis abzulegen." Kurz vorher sei er zu dem<br />

gleichen Zweck bei G. E. Moore gewesen. [...] Nach meiner Erinnerung waren<br />

es zwei "Untaten", die er gestand: Die erste hing mit seiner jüdischen<br />

Abstammung zusammen, die zweite mit einer bösen Handlung, die er während<br />

seiner Zeit als Volksschullehrer in Niederösterreich begangen hatte. (Pascal<br />

1992, 65)

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!