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Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

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Josef Quitterer<br />

Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Bild und Wirklichkeit geschieht. Die Zuordnung ist<br />

ebenso ‘willkürlich’ wie die von Begriff und Gegenstand. Nach <strong>Wittgenstein</strong> ist nämlich<br />

die Zuordnung von Bestandteilen des Bildes untrennbar verknüpft mit der Tatsache, daß<br />

Gegenstände im Satz durch einfache Zeichen (Namen) vertreten werden (TLP, 4.0311).<br />

Das Bild repräsentiert nach <strong>Wittgenstein</strong> nicht, weil es der abgebildeten Wirklichkeit<br />

mehr oder weniger ähnlich ist, es kann seine Repräsentationsfunktion im Satz nur<br />

erfüllen, wenn Bild und Wirklichkeit die sogenannte logische Form gemeinsam haben.<br />

Damit ein Satz überhaupt wahr oder falsch sein kann, muß man etwas voraussetzen,<br />

was nicht verneint werden kann, nicht mit der Wirklichkeit auf Übereinstimmung bzw.<br />

Nichtübereinstimmung überprüft werden kann. Dies wird von <strong>Wittgenstein</strong> die ‘logische<br />

Form’ des Satzes genannt. Da Wahrheit und Falschheit des Satzes auf der<br />

Übereinstimmung bzw. Nichtübereinstimmung des in ihm vorkommenden Bildes mit der<br />

Wirklichkeit beruht, muß es aber in der Wirklichkeit eine Entsprechung zu dieser<br />

logischen Form des Satzes geben. Das heißt, auch für die durch das Bild repräsentierte<br />

Wirklichkeit gilt: Sollte sich etwas in der Wirklichkeit anders verhalten als im Satz<br />

behauptet oder im Bild abgebildet wird, so muß sich der wirkliche Sachverhalt innerhalb<br />

des Rahmens bewegen, der von der logischen Form des falschen Satzes gesteckt wird:<br />

“Was jedes Bild, welcher Form immer, mit der Wirklichkeit gemein haben muß,<br />

um sie überhaupt – richtig oder falsch – abbilden zu können, ist die logische<br />

Form, das ist, die Form der Wirklichkeit.” (TLP 2.18.)<br />

“Die Form des Bildes könnte man dasjenige nennen, worin das Bild mit der<br />

Wirklichkeit stimmen MUSS (um sie überhaupt abbilden zu können). Die<br />

Theorie der logischen Abbildung durch die Sprache sagt – ganz allgemein:<br />

Damit es möglich ist, daß ein Satz wahr oder falsch sei – daß der mit der<br />

Wirklichkeit übereinstimme oder nicht – dazu muß im Satze etwas mit der<br />

Wirklichkeit identisch sein.” (Tagebücher 20.10.14.)<br />

Der Satz oder das Bild muß mit der Wirklichkeit die logische Form gemeinsam<br />

haben, um sie überhaupt abbilden zu können. Die logische Form steht nicht zur<br />

Disposition wie der im Satz behauptete Sachverhalt, wenn er mit der Wirklichkeit<br />

verglichen wird. Es gibt somit zwei gravierende Unterschiede zur Cambridge-Theorie<br />

der Repräsentation. Zum einen zeigt <strong>Wittgenstein</strong>s Bestimmung der logischen Form,<br />

daß unter der Bildtheorie des Tractatus keine nicht-begriffliche Repräsentation zu<br />

verstehen ist. Die logische Form konstituiert vielmehr den semantischen Raum,<br />

innerhalb dessen Sätze wahr oder falsch sein bzw. Bilder mit der Wirklichkeit<br />

übereinstimmen oder nicht übereinstimmen können. Die Beziehung des Bildes zur<br />

Wirklichkeit kann somit nicht als Relation der Ähnlichkeit bestimmt werden. Das Bild<br />

stimmt entweder oder es stimmt nicht, ebenso wie der Satz, in dem das Bild vorkommt,<br />

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