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Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

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<strong>Wittgenstein</strong>s Beichte<br />

Verantwortung die ich tragen muß. Nur die Liebe kann dies tragen. Möge Gott<br />

mir helfen." (MS 183)<br />

Am 21.11.1936 erhält <strong>Wittgenstein</strong> Hänsels Antwort auf seinen Geständnisbrief, die<br />

dieser am 15.11. verfaßte. <strong>Wittgenstein</strong> reagiert darauf folgendermaßen:<br />

Ich habe von Hänsel auf meinen Brief eine schöne und rührende Antwort<br />

erhalten. Er schreibt, er bewundre mich. Welcher Fallstrick! Er weigert sich den<br />

Brief den andern Freunden und Verwandten zu zeigen. Ich habe daher heute ein<br />

längeres und umfassenderes Geständnis an Mining geschrieben. Bin versucht,<br />

darüber leichtfertig zu denken! (MS 183)<br />

Am 22.11.1936 schreibt <strong>Wittgenstein</strong> wieder einen Brief an Hänsel, in dem er ihm<br />

die Dringlichkeit seines Anliegens deutlich zu machen versucht:<br />

Daß Du aber meinen Brief nicht weiter schicken willst ist mir ein schwerer<br />

Schlag. Denn nun muß ich den Andern schreiben, denn wissen müssen sie es!<br />

Ja dies ist um so schwerer, als ich in ca 3 Wochen, wenn ich nach Österreich<br />

komme allen Freunden & Verwandten ein umfassenderes Geständnis ablegen<br />

muß & ich hoffte diesem auch durch meinen Brief den Weg zu bahnen; es für<br />

die Andern & auch für mich dann leichter zu machen. Ich wollte ja nicht, daß Du<br />

den Brief vorliest, sondern nur, daß Du ihn weiterschickst; zuerst etwa meiner<br />

Schwester Mining, damit sie dann das übrige tut.<br />

Daraufhin ändert Hänsel seine Einstellung und schreibt am 26.11. an <strong>Wittgenstein</strong>:<br />

"Du hast recht. Ich gebe Deinen Brief an Deine Schwester weiter. Ich sehe auf einmal<br />

ein, daß ich das darf und daß ich Dir damit helfen kann. Du mußt meine Unsicherheit<br />

verzeihen." <strong>Wittgenstein</strong> hat inzwischen jedoch schon selbst einen Geständnisbrief an<br />

seine Schwester Hermine gesandt, wie aus seiner Tagebucheintragung vom 24.11.1936<br />

hervorgeht: "Ich habe heute den Brief mit einem Geständnis an Mining abgeschickt.<br />

Obwohl das Geständnis offenherzig ist, so fehlt mir doch noch immer der Ernst, der der<br />

Lage entspricht." (MS 183)<br />

Auch an George Edward Moore hat er bereits am 20.11. einen Brief geschickt, in<br />

dem er sein Geständnis ankündigt. Er beabsichtigt, um den 30. Dezember für ca. eine<br />

Woche nach Cambridge zu kommen und mit ihm dabei über "Dinge" zu sprechen, über<br />

die er nicht schreiben könne:<br />

Besides this all sorts of things have been happening inside me (I mean in my<br />

mind). I won't write about them now, but when I come to Cambridge, as I intend<br />

to do for a few days about New Year, I hope to God I shall be able to talk to you<br />

about them; & I shall then want your advice & your help in some very difficult &<br />

serious matters.<br />

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