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Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

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Bioethik und das Problem absoluter Werte<br />

in seiner "Übereinstimmung und Nichtübereinstimmung mit den Möglichkeiten des<br />

Bestehens und Nichtbestehens der Sachverhalte" (4.2.) liegt, erlaubt die unsinnige<br />

Rede keine solche Entscheidung und hält sich im Unentscheidbaren auf. Damit ist<br />

solches Sagen wertlos.<br />

<strong>Wittgenstein</strong> zählt das Ethische zum "Mystischen", das zur Enthaltsamkeit von der<br />

Rede gemahnt. (vgl. <strong>Wittgenstein</strong> 1980)<br />

Weder lassen sich in den Bemerkungen zur Ethik Werturteile erkennen noch<br />

Unterweisungen für richtiges Handeln. Es sind allenfalls subjektive Stellungnahmen,<br />

keine praktische Philosophie. Es ist keine moralische Botschaft. Jeder ist, indem er sich<br />

so und so verhält, auf sich selbst angewiesen. Über eine individuelle Ethik, die neben<br />

Religion und Ästhetik zum Bereich des Unsagbaren zählt, hinauskommen und Regeln<br />

und Werte für universell erklären zu wollen, ist so gesehen ein hilfloses Anstrampeln<br />

gegen die Logik als Spiegelbild der Welt.<br />

<strong>Wittgenstein</strong>s Enthaltsamkeit der Rede scheint den Stationsärzten, Prof. L. und Prof.<br />

S., gleichermaßen Recht zu geben. Und gemäß seiner Ethik der ersten Person handeln<br />

beide, indem sie nach ihrer Intuition handeln, "moralisch angemessen", obwohl jeder<br />

seinen ärztlichen Auftrag, den Wert des Lebens und das Gute anders begreift.<br />

9.<br />

Für den Umgang mit Intensivpatienten bleibt mithin offen: Kann eine dem Individuum<br />

vorbehaltene Ethik des Schweigens, eine Ethik der ersten Person im Hinblick auf die<br />

Praxis angemessen sein? Gibt es etwas wie intrinsische Werte - beispielsweise den<br />

Wert des Lebens, der dem Leben an sich zukommt und der, unabhängig von auf<br />

bestimmte Handlungen folgenden Konsequenzen, unumstößlich bleibt?<br />

<strong>Wittgenstein</strong> verneint die Frage nach der Existenz von Werten in der Welt.<br />

Faktisches kann keinen übernatürlichen Wert haben. Und es gibt nur Faktisches. Und<br />

es läßt sich zeigt auch nichts anderes sagen als Faktisches. Alles andere ist unsagbar<br />

und zeigt sich.<br />

In seinem Buch The Right and The Good hat William David Ross das intrinsisch<br />

Gute auf eine Weise gefaßt, die keinen Zweifel daran läßt, dass es sich dem<br />

konsequenzialistisch ausgerichteten utilitaristischen Verständnis von "gut" entzieht.<br />

"The intrinsically good is best defined as that which is good apart from any of the<br />

results it produces." (Ross 1973, S.68)<br />

Im Gegensatz zu instrinsischen Werten, die bestimmten Dingen und Handlungen an<br />

sich zukommen, kommen extrinsische Werte Dingen und Handlungen nur insofern zu,<br />

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