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Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

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<strong>Wittgenstein</strong> und die indirekte Mitteilung<br />

Im Brief an von Ficker ist die Aufgabe des Traktates von <strong>Wittgenstein</strong> anders<br />

formuliert. "Es wird nämlich das Ethische durch mein Buch gleichsam von innen her<br />

begrenzt und ich bin überzeugt, daß es, streng, nur so zu begrenzen ist" (<strong>Wittgenstein</strong><br />

1969).<br />

Eine Absicht mit den Worten von innen eine Grenze des Undenkbaren -<br />

beziehungsweise des Ethischen - zu ziehen, ist analog zur Metapher des dänischen<br />

Denkers, die zwei Reiche: der Sprache und der Musik betrifft.<br />

In einem Vortrag über Ethik spricht <strong>Wittgenstein</strong> über den Status ethischer<br />

Aussagen, insbesondere von Urteilen über den absoluten Wert. Der absolute Wert<br />

gehört nicht zur Welt der Tatsachen, die den sinnvollen Gebrauch von Sprache<br />

bestimmt. In Zusammenhang damit, keine Behauptung von Tatsachen kann ein Urteil<br />

über den absoluten Wert sein oder ein solches implizieren. Der Mensch ist geneigt über<br />

etwas Transzendentes, über absolute Werte zu sprechen. Solche Aussagen sind jedoch<br />

unsinnig.<br />

<strong>Wittgenstein</strong> selbst neigte dazu, den absoluten Wert auf besondere Erfahrungen<br />

übertragen. Diese Erfahrungen versucht er zu beschreiben, indem er von dem<br />

Erstaunen dab die Welt ist, von der Erfahrung, sich absolut sicher und geborgen fühlen<br />

und von der Erfahrung der Schuld spricht. Das Motiv der absoluten Sicherheit kann man<br />

auch bei Kierkegaard finden. 4<br />

<strong>Wittgenstein</strong> sagt, dass die Sätze in denen man die erwähnten Erfahrungen zu<br />

beschreiben versucht sind unsinnig weil sie mit den natürlichen Weisen des<br />

Sprachgebrauchs nicht übereinstimmen. Es ist auch ein Unsinn, nach dem frühen<br />

<strong>Wittgenstein</strong>, den genannten Erfahrungen -also Tatsachen- den absoluten Welt<br />

zuzuschreiben. "Das Paradoxe ist, dab ein Erlebnis; ein Faktum übernatürlichen Wert zu<br />

haben scheint" (s.18).<br />

Der Vortrag endet mit der Bemerkung dab ethische und religiöse Äußerungen ein<br />

Ausdruck eines hoffnungslosen Versuchs sind, die Grenzen der Sprache und der Welt<br />

zu überschreiten.<br />

"Es drängte mich, gegen die Grenzen der Sprache anzurennen und dies, glaube<br />

ich ist der Trieb aller Menschen, die je Versucht haben, über Ethik oder Religion<br />

zu schreiben oder zu reden" (s.19).<br />

Diese Überzeugung über Religion und Ethik ist der Kierkegaardschen Idee des<br />

Paradoxes der Relation zwischen dem Menschen und dem Unbekannten nahe.<br />

<strong>Wittgenstein</strong> selbst hat diesen Zusammenhang bemerkt, was seine Äußerung aus dem<br />

Jahre 1929 bezeugt:<br />

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