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Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

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<strong>Wittgenstein</strong> und die Cambridge-Theorie der Repräsentation<br />

Repräsentationen – wie z.B. propositionalen Einstellungen – keine intrinsische<br />

Repräsentationskraft zukommt wie sie nach Dretske bei einigen natürlichen<br />

Repräsentationen festzustellen ist (Dretske 1988, 53 u. 62).<br />

Die genannten Schwierigkeiten werden von verschiedenen Philosophen nicht als<br />

grundsätzliche Probleme einer repräsentationalen Theorie des Geistes gesehen,<br />

sondern auf die Unzulänglichkeit des bisher verwendeten Repräsentationsmodells<br />

zurückgeführt. Nach Colin McGinn besteht das klassische Paradigma der<br />

Kognitionswissenschaft in einer sententialistischen Deutung mentaler Repräsentation: “I<br />

think it will be agreed that the tectonic proposal currently most favoured ... is that<br />

representational systems are devices for the manipulation of sentences – minds are<br />

‘sentential engines’.” (McGinn 1989, 172.) Der sententialistische Ansatz prägte die<br />

Kognitionswissenschaft weitgehend unangefochten bis in die 80er Jahre.<br />

Verschiedentlich wurde die Existenz mentaler Repräsentationen in der Form<br />

regelgeleiteter Manipulation von Symbolen sogar als definierendes (notwendiges und<br />

hinreichendes) Merkmal menschlicher Kognition aufgefaßt (Newell 1980). Symbolische<br />

Repräsentationssysteme hätten jedoch den Nachteil, daß sie zur Erfüllung ihrer<br />

repräsentationalen Funktion auf eine weitere Bestimmung durch externe Faktoren und<br />

zusätzliche Annahmen wie dem Postulieren intentionaler Gegenstände angewiesen<br />

sind. Es sei deshalb Aufgabe von Philosophie und Kognitionswissenschaft ein<br />

alternatives Modell mentaler Repräsentation zu entwickeln, das ohne eine extrinsische<br />

Begründung der Repräsentationsbeziehung auskommt.<br />

Diese Alternative wird von McGinn als ‘Cambridge-Theorie der (mentalen)<br />

Repräsentation’ bezeichnet. Diese Bezeichnung soll darauf hinweisen, daß praktisch<br />

alle wichtigen Vertreter dieser Theorie der Repräsentation, bzw. jene, die dafür gehalten<br />

werden, in Cambridge beheimatet sind bzw. waren: L. <strong>Wittgenstein</strong>, K. Craik und P. N.<br />

Johnson-Laird. Ich möchte im folgenden der Frage nachgehen, welche Rolle<br />

<strong>Wittgenstein</strong> bei der Cambridge-Theorie der Repräsentation nun tatsächlich zukommt.<br />

In der Cambridge-Theorie mentaler Repräsentation werden anstelle von mentalen<br />

Entitäten mit symbolhaften Charakter (wie z.B. propositionalen Einstellungen) mentale<br />

Modelle als die eigentlichen Träger mentaler Repräsentation angenommen. Modelle<br />

repräsentieren aufgrund einer Ähnlichkeitsbeziehung zu dem repräsentierten<br />

Gegenstand. McGinn präzisiert diesen Aspekt der Cambridge-Theorie folgendermaßen:<br />

“By a model we thus mean any physical or chemical system which has a similar relationstructure<br />

to that of the process it imitates. By ‘relation-structure’ I do not mean some<br />

obscure non-physical entity which attends the model, but the fact that it is a physical<br />

working model which works in the same way as the process it parallels, in the aspects<br />

under consideration at any moment.” (McGinn 1989, 175.) Auch Johnson-Laird<br />

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