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Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

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<strong>Wittgenstein</strong>s Beitrag zur modernen<br />

Konzeption der narrativen Identität -<br />

Sein Einfluß auf die Philosophie Paul Ricœurs<br />

Ruth Spiertz<br />

Während es wohl keinen Aspekt der Philosophie <strong>Wittgenstein</strong>s gibt, der sich bis jetzt<br />

nicht zahlreicher Untersuchungen erfreute, ist sein Beitrag zum Problem der personalen<br />

Identität meines Erachtens kaum gewürdigt worden.<br />

Einer der neuesten Beiträge zum Identitätsproblem ist derjenige Ricœurs, der eine<br />

Konzeption narrativer Identität entwickelt, die <strong>Wittgenstein</strong>s Gedanken in den<br />

Philosophischen Untersuchungen1 eine brisante Aktualität verleihen. Ricœur selbst hat<br />

<strong>Wittgenstein</strong>s Rolle bezüglich der Identitätsproblematik unterschätzt. Dagegen werde<br />

ich im folgenden die These begründen, daß <strong>Wittgenstein</strong>s sprachphilosophische<br />

Analysen zu einem großen Teil den Weg für Ricœurs Untersuchungen der narrativen<br />

Identität bereitet haben.<br />

Zum Umfeld des Identitätsproblems, bei dem es um die Einheit einer Person und<br />

speziell eines Bewußtseins geht, gehören die Themen 1. Die Möglichkeit einer<br />

Privatsprache und privater Bewußtseinszustände, 2. Der Status mentaler Ereignisse und<br />

ihre Identifizierbarkeit und 3. Die Problematik des Fremdbewußtseins.<br />

Zu allen Themen bezieht <strong>Wittgenstein</strong> in den PU Stellung. Im Verlauf der<br />

Untersuchung wird deutlich, auf welche Weise die oben erwähnten Themen in die<br />

Identitätsproblematik hineinspielen und wie sie untereinander zusammenhängen.<br />

1. Privatsprache und private Bewußtseinszustände<br />

Die Annahme einer Privatsprache hängt eng mit der Möglichkeit privater<br />

Bewußtseinszustände zusammen. Das wird in den "Subjektphilosophien" 2 deutlich (z.B.<br />

bei Descartes oder Kant), in denen ein solipsistisches Bewußtsein seine privaten<br />

Vorstellungen hat.<br />

Bezeichnenderweise wird hier die Sprache nur sekundär thematisiert. Man geht von<br />

einem fertigen Bewußtsein aus, zu dem die Sprache von außen hinzutritt und dessen<br />

Gedanken sie lediglich vermittelt. Hier wird also das Repräsentationsmodell der Sprache<br />

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