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Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

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<strong>Wittgenstein</strong> und die Cambridge-Theorie der Repräsentation<br />

entweder wahr oder falsch ist. Die Abbildung geschieht also nicht dadurch, daß das Bild<br />

der Wirklichkeit mehr oder weniger ähnlich ist.<br />

Eine Analyse der Bildtheorie des Tractatus zeigt, daß <strong>Wittgenstein</strong>s Rede von einer<br />

‘Gemeinsamkeit’ von Form des Bildes und Form der Wirklichkeit ebenfalls nicht als<br />

‘Ähnlichkeit’ gedeutet werden kann. Dies steht im Widerspruch zu Colin McGinns<br />

Tractatus-Interpretation. McGinn beruft sich in seiner Argumentation für die Cambridge-<br />

Theorie mentaler Repräsentation ausdrücklich auf <strong>Wittgenstein</strong>s Aussage, daß Bild und<br />

Wirklichkeit die logische Form gemeinsam haben und er deutet diese Gemeinsamkeit<br />

konsequent als Ähnlichkeit bestimmter Strukturen (McGinn 1989, 177). <strong>Wittgenstein</strong><br />

versteht dagegen unter der Gemeinsamkeit des logischen Raums von Bild und<br />

Wirklichkeit, ein und dieselbe Form, die sowohl Bild als auch Wirklichkeit aufweisen<br />

müssen. Bloße Ähnlichkeit der Form des Bildes mit der Form der Wirklichkeit wäre nach<br />

<strong>Wittgenstein</strong> nicht ausreichend, um die Repräsentationsbeziehung herzustellen.<br />

Zusammenfassend läßt sich folgendes feststellen: Es ist nicht zulässig, die<br />

Bildtheorie des Tractatus als Argument für die Cambridge-Theorie der Repräsentation<br />

heranzuziehen. Vielmehr kann daraus eine Kritik nicht-propositionaler oder nichtbegrifflicher<br />

Theorien der (mentalen) Repräsentation abgeleitet werden. Nach<br />

<strong>Wittgenstein</strong> ist die Ähnlichkeit zwischen Modell und Wirklichkeit weder hinreichend<br />

noch notwendig für eine Repräsentationsbeziehung. Ebenso wie bei begrifflichen<br />

Repräsentationen bedarf es bei modellhaften Abbildungen der Wirklichkeit zusätzlicher<br />

Annahmen, um die Repräsentationsbeziehung herstellen. Damit ein Modell die<br />

Wirklichkeit richtig oder falsch repräsentieren kann, dazu bedarf es keiner Ähnlichkeit<br />

mit der abgebildeten Wirklichkeit. Das Modell muß aber etwas beinhalten, worin es mit<br />

der Wirklichkeit übereinstimmt – die Form der Abbildung. Diese Form wäre dasjenige,<br />

was das Bild oder Modell mit der Wirklichkeit gemeinsam hat und was man<br />

voraussetzen muß, damit überhaupt etwas ähnlich oder unähnlich sein kann. Nelson<br />

Goodman formuliert diese notwendige Voraussetzung nicht-begrifflicher<br />

Repräsentationen folgendermaßen:<br />

“Tatsache ist, daß ein Bild, um ein Objekt zu repräsentieren ein Symbol für<br />

etwas sein muß, für es stehen, sich auf etwas beziehen muß; und daß kein Grad<br />

der Ähnlichkeit ausreicht, um die erforderliche Relation der Bezugnahme<br />

herzustellen. Ähnlichkeit ist auch für Bezugnahme gar nicht notwendig; beinahe<br />

alles kann für alles andere stehen. Ein Bild, das ein Objekt repräsentiert –<br />

ebenso wie eine Passage, die es beschreibt – bezieht sich auf es und ...<br />

denotiert es. Denotation ist der Kern der Repräsentation und ist von<br />

Ähnlichkeiten unabhängig.” (Goodman 1973, 17.)<br />

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