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Witti-Buch2 2001.qxd - Austrian Ludwig Wittgenstein Society

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Adolf Rami<br />

hinweisenden Definition die Bedeutung eines Wortes erklärt oder festgelegt werden<br />

kann (die erste Bedingung wird in PU §29 ausgesprochen, die zweite in PU §30):<br />

(a) Es ist möglich, dass ein kompetenter Sprecher x, der die Bedeutung<br />

des Wortes N kennt, einem Sprecher y, der die Bedeutung von N nicht kennt,<br />

die Bedeutung von N erklärt, wenn y die Bedeutung eines Wortes A kennt, und<br />

x mittels einer hinweisenden Definition der Form ‚Dies/e/r/es A ist N.' oder ‚<br />

Dies/e/r/es A ist ein/e N.' die Bedeutung von N eindeutig festlegt.<br />

(b) Es ist möglich, dass ein kompetenter Sprecher x, der die Bedeutung<br />

des Wortes N kennt, einem Sprecher y, der die Bedeutung von N nicht kennt,<br />

die Bedeutung von N erklärt, wenn y weiß welche Rolle das Wort N in der<br />

Sprache S spielt (ob es der Name für eine Farbe, einen Gegenstand, eine Form<br />

etc. ist), und x mittels einer hinweisenden Definition der Form ‚N.' oder ‚Dies ist<br />

N.' oder ‚Dies ist ein/e N.' die Bedeutung von N eindeutig festlegt.<br />

Für <strong>Wittgenstein</strong> scheint es notwendig zu sein, dass eine dieser beiden<br />

Bedingungen erfüllt wird, damit eine hinweisende Definition die Bedeutung eines Wortes<br />

erklären kann. Das bedeutet allerdings, das entweder bereits die Bedeutung eines<br />

anderen Wortes als das zu explizierende oder die Rolle des zu explizierenden Wortes<br />

in der Sprache von demjenigen gewusst werden muss, dem die Bedeutung des zu<br />

explizierenden Wortes erklärt wird. Demzufolge können hinweisende Definitionen nicht<br />

die primäre Rolle bei der Erklärung der Bedeutung von Wörtern spielen, da jemand um<br />

hinweisende Definitionen verstehen zu können, nach <strong>Wittgenstein</strong>, bereits die<br />

Bedeutung von verschiedenen Wörtern kennen muss, die ihm nicht durch hinweisende<br />

Definitionen erklärt wurden, und damit zusammenhängend bereits wissen muss, wie die<br />

betreffende Sprache funktioniert (vgl. PU §32) und welche Rolle die einzelnen Wörter in<br />

dieser Sprache spielen (vgl. PU §§30-31).<br />

Es scheint allerdings noch eine dritte Bedingung zu geben, die es ermöglicht, wenn<br />

diese erfüllt wird, mittels einer hinweisenden Definition die Bedeutung von Wörter zu<br />

erklären. Diese dritte Bedingung, die <strong>Wittgenstein</strong> in PU §§256-270 und an anderen<br />

Stellen der Philosophischen Untersuchungen durchaus berücksichtigt hat, scheint er im<br />

eben skizzierten Argument gegen die primäre Rolle von hinweisenden Definitionen in<br />

PU §§30-31 vernachlässigt zu haben. Diese dritte Bedingung lautet:<br />

238<br />

(c) Es ist möglich, dass ein kompetenter Sprecher x, der die Bedeutung

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