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Kap 09 / Kriminalität<br />

die Fallzahlen in den Strafgerichten trotz<br />

ständig wachsender Kriminalitätsziffern<br />

konstant blieben.<br />

Frauen stellten stets nur eine kleine<br />

Minderheit der Verurteilten und polizeilich<br />

Verdächtigen. Die Rate der weiblichen<br />

Verurteilten betrug in den 1880er<br />

Jahren ebenso wie heute knapp ein Viertel<br />

der Rate der männlichen Verurteilten,<br />

und über längere Perioden, insbesondere<br />

in den 1950er Jahren, sank sie sogar auf<br />

ein Zehntel. Es gibt keine Hinweise für<br />

eine Angleichung des kriminellen Verhaltens<br />

von Frauen im Zuge sich wandelnder<br />

Geschlechterrollen. u Abb 2<br />

Anders dagegen verlief die historische<br />

Entwicklung bei den Jugendlichen. Spätestens<br />

seit dem Ende des 19. Jahrhunderts<br />

galt dieser Altersgruppe die besondere<br />

Besorgnis von Staat und Öffentlichkeit,<br />

was in die Etablierung eines besonderen<br />

Jugendstrafrechts mündete. 5 Die Verurteiltenrate<br />

der Jugendlichen stieg jedoch<br />

erst nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich<br />

an; ihr Rückgang nach 1982 geht ausschließlich<br />

auf das Konto der Ausweitung<br />

u vorgerichtlicher Sanktionen, denn die<br />

Kurve der polizeilich registrierten jugendlichen<br />

Tatverdächtigen weist über die gesamte<br />

Nachkriegszeit bis zur Jahrtausend-<br />

Abb 2: Verurteilte und Tatverdächtige – pro 100.000 Personen strafmündige Bevölkerung<br />

u Abb 2 Verurteilte und Tatverdächtige — pro 100 000 Personen strafmündige Bevölkerung<br />

9 000<br />

5 000<br />

jugendliche<br />

Tatverdächtige<br />

männliche<br />

Tatverdächtige<br />

männliche<br />

Verurteilte<br />

jugendliche<br />

Verurteilte<br />

weibliche<br />

Tatverdächtige<br />

weibliche<br />

Verurteilte<br />

1 000<br />

1820<br />

1830 1840 1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040<br />

D.R.<br />

1.WK<br />

WR<br />

2.WK<br />

BRD<br />

DE<br />

u vorgerichtliche Sanktionen<br />

Darunter versteht man Maßnahmen,<br />

die von der Staatsanwaltschaft gegen<br />

Einstellung des Verfahrens angeordnet<br />

werden. Darunter fallen Geldstrafen,<br />

gemeinnützige Arbeit oder<br />

Verhaltensauflagen.<br />

wende steil nach oben und hat sich innerhalb<br />

von 50 Jahren sogar vervierfacht. Das<br />

Verhältnis der Tatverdächtigenraten von<br />

Erwachsenen und Jugendlichen hat sich<br />

dadurch verkehrt, letztere weisen heute<br />

eine erheblich höhere Rate auf.<br />

Seit Beginn der Kriminalstatistik im<br />

19. Jahrhundert wird darüber diskutiert,<br />

welchen Anteil an dem überproportionalen<br />

Anstieg der Jugendkriminalität ein<br />

Wandel von privaten zu formellen Reaktionsformen<br />

auf abweichendes Verhalten<br />

hat. 6 Wiederholte Dunkelfeldbefragungen<br />

können belegen, dass heute tatsächlich<br />

ein höherer Anteil jugendlicher Delinquenten<br />

bei der Polizei angezeigt wird<br />

als noch in den 1970er Jahren. 7 Welchen<br />

Anteil dieser Trend an dem langfristigen<br />

Anstieg der registrierten Jugendkriminalität<br />

hat, lässt sich jedoch nicht bestimmen,<br />

ebenso wie Kriminologen Schwierigkeiten<br />

haben, den deutlichen Rückgang der<br />

Jugendkriminalität seit der Jahrtausendwende<br />

zu erklären.<br />

Eigentumskriminalität<br />

Das Massendelikt schlechthin war über<br />

die gesamte betrachtete Zeit bis heute der<br />

Diebstahl, dessen Zeitreihe hier mit Unterschlagung<br />

zusammen dargestellt wird. In<br />

134

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