21.12.2015 Views

econstor

4938_zb_dtindaten_150714_online

4938_zb_dtindaten_150714_online

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Kap 05 / Gesundheitswesen<br />

1820<br />

1880<br />

Abb 1: Säuglingssterblichkeit - Gestorbene pro 1 000 Lebendgeborene<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

300<br />

200<br />

100<br />

35,6<br />

Jahre betrug das<br />

durchschnittliche<br />

Sterbealter 1876.<br />

das durchschnittliche Sterbealter ab. Man<br />

erkennt, dass der Tod bei allen wichtigen<br />

Krankheiten erst in immer höherem Lebensalter<br />

eintritt; es findet, besonders auffällig<br />

während der letzten drei Jahrzehnte,<br />

eine Konzentration des Sterbens in hohem<br />

Alter statt. Die Krankheiten, die noch im<br />

späten 19. und frühen 20. Jahrhundert auf<br />

nahezu allen Altersstufen zum Tode führen<br />

konnten, vor allem die akuten und<br />

chronischen Infektionskrankheiten wie<br />

Atemwegserkrankungen oder Tuberkulose,<br />

sind nicht nur stark zurückgedrängt worden,<br />

vielmehr stirbt Bayern man daran seit dem<br />

der langfristigen Entwicklung der Ge-<br />

1830 1840 1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040<br />

im Jahr 2010.<br />

D.R.<br />

sundheitsverhältnisse<br />

1.WK WR<br />

2.WK<br />

bildet<br />

BRD<br />

schließlich<br />

DE<br />

Abb u Abb 1: 2 Tuberkulosesterblichkeit – Gestorbene — pro Gestorbene 100 000 Lebende pro 1 000 Lebende<br />

1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060<br />

D.R.<br />

73,4<br />

Jahre waren es<br />

1.WK<br />

WR<br />

2.WK<br />

BRD<br />

rend des 19. Jahrhunderts, abgesehen von<br />

Jahren mit Cholera- oder Pocken-Epidemien,<br />

der gefährlichste Killer im Erwachsenenalter,<br />

der bis in die 1880er Jahre 30<br />

bis 40 Prozent aller Todesfälle verursachte.<br />

19 Zwar war die Tuberkulosesterblichkeit<br />

wahrscheinlich seit den 1820er Jahren<br />

schon rückläufig, doch noch zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts gingen meist bis zu<br />

20 Prozent der Todesfälle von Erwachsenen<br />

auf ihr Konto. Nach dem Ersten Weltkrieg<br />

nahm das Gewicht der Tuberkulose<br />

als Killer dann stark ab und wurde nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik<br />

nahezu bedeutungslos.<br />

u Abb 2, Tab 4, Tab 5<br />

Beachtlich erscheint auch, dass der Anteil<br />

der Todesursachen Herz-/Kreislaufkrankheiten<br />

(rund 40 Prozent) und Krebs<br />

(25 Prozent) bei beiden Geschlechtern seit<br />

den 1920er Jahren stetig steigt. Nimmt<br />

man den Todesursachenanteil der Krankheiten<br />

des Zentralnervensystems hinzu, so<br />

entfallen im Durchschnitt aller Altersklassen<br />

etwa zwei Drittel der Todesfälle auf<br />

diese drei Krankheitsgruppen.<br />

Einen weiteren bedeutsamen Aspekt<br />

DE<br />

Ende des Zweiten Weltkriegs Deutsches erst in höherem<br />

Alter. Das gilt auch für die großen<br />

Reich<br />

Preußen<br />

Killer des 20. Jahrhunderts,<br />

DDR/Neue<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

Länder und Krebs. Ausnahmen<br />

stellen Unfälle<br />

Bundesrepublik/<br />

dar, denen nach wie<br />

vor viele, meist männliche, Alte Länder jüngere Erwachsene<br />

zum Opfer fallen,<br />

Deutschland<br />

gesamt<br />

20 und der<br />

Selbstmord. u Tab 6<br />

Ursachen der verlängerten<br />

Lebenserwartung<br />

Nach dem Gesagten drängt sich die Frage<br />

auf, was die Ursachen für die so deutlich<br />

verbesserten Gesundheitsverhältnisse und<br />

die so stark verlängerte Lebenszeit sind.<br />

Selbstverständlich ist, dass hier keine Klärung<br />

der Kausalität im echten Sinne erfolgen<br />

kann. Das dürfte angesichts des<br />

multifaktoriellen Einflussgefüges auf die<br />

Gesundheitsverhältnisse sowieso kaum<br />

möglich sein. Allerdings kann man einige<br />

Faktorenkomplexe benennen, die ursächlich<br />

zur Verlängerung des Lebens beigetragen<br />

haben dürften: qualitativ und<br />

quantitativ verbesserte Ernährung und<br />

Wohn verhältnisse; stark verringerte Arbeitsbelastung;<br />

weitgehende Eliminierung<br />

der Seuchen und deutliche Senkung<br />

der Gefährlichkeit von Infektionskrankheiten;<br />

schließlich enormer Ausbau und<br />

gestiegene Leistungsfähigkeit der öffentlichen<br />

Hygiene sowie ubiquitäre und immer<br />

effizientere private Hygiene. 21<br />

Es erstaunt vielleicht, dass die Institutionen<br />

des Gesundheitswesens und sein<br />

Personal nicht ausdrücklich erwähnt<br />

werden. Diese haben doch während der<br />

vergangenen 200 Jahre eine enorme zah-<br />

82

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!