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Kap 13 / Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen<br />
u Hyperinflation<br />
Eine Inflation mit gigantischen Preissteigerungen.<br />
Die Inflationsraten<br />
liegen mindestens bei 50 Prozent,<br />
meist sogar höher. Bei Hyperinflation<br />
nimmt die Umlaufgeschwindigkeit<br />
des Geldes ständig zu, da jeder sein<br />
Geld möglichst sofort für Güter ausgibt,<br />
um weiteren Preissteigerungen<br />
zuvorzukommen. Die Folge ist eine<br />
immer schnellere Nachfrage und<br />
immer schnellere Preissteigerungen,<br />
bis schließlich das Vertrauen der<br />
Bevölkerung in die inländische Währung<br />
total verloren geht.<br />
bis 1919 geht das BIP in sechs aufeinanderfolgenden<br />
Jahren zurück. Es ist in seinem<br />
Gesamtausmaß der schwerste Einbruch<br />
der gesamtwirtschaftlichen Produktion<br />
in Deutschland überhaupt. 1923<br />
führt die u Hyperinflation zu einem Minus<br />
von 13 Prozent des BIP. In Folge der<br />
Weltwirtschaftskrise geht das BIP von<br />
1929 bis 1932 dann noch einmal in vier<br />
aufeinanderfolgenden Jahren zurück.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es zwischen<br />
1946 und 2012, also in 67 Jahren,<br />
nur 6 Jahre mit negativen Wachstumsraten,<br />
das erste 1967, das letzte 2009. In diesem<br />
Jahr war das reale BIP infolge der Finanz-<br />
und Wirtschaftskrise von 2007 / 08<br />
um 5,2 Prozent niedriger als im Jahr 2008,<br />
was einem „realen“ Einbruch des BIP um<br />
125 Milliarden Euro entspricht. Rein<br />
rechnerisch ist das die reale Produktion<br />
des Deutschen Reiches im Jahr 1883.<br />
Bruttowertschöpfung und<br />
Strukturwandel der Produktion<br />
Der Blick geht nun zur Entstehungsrechnung<br />
des BIP, bei der es um die wirtschaftliche<br />
Leistung einer Volkswirtschaft aus<br />
der Perspektive der produzierenden Wirtschaftseinheiten,<br />
also der Produzenten<br />
geht. Dabei werden die Wirtschaftseinheiten<br />
zu Wirtschaftsbereichen zusammengefasst.<br />
Eine konsistente, zeitlich vergleichbare<br />
Darstellung der Wertschöpfung der<br />
Wirtschaftsbereiche und des damit verbundenen<br />
Strukturwandels ist für den hier anstehenden<br />
Zeitraum von 1834 bis 2012 nur<br />
möglich, wenn die Wirtschaftseinheiten<br />
immer nach demselben Klassifikationssystem<br />
aggregiert wurden, was aber erwartungsgemäß<br />
nicht der Fall ist. Für eine solche<br />
langfristige Darstellung mussten daher<br />
Zahlen aus unterschiedlichen Klassifikationssystemen<br />
so aufbereitet werden, dass sie<br />
zeitlich wenigstens einigermaßen vergleichbar<br />
sind. Die Übersicht zeigt die einzelnen<br />
Wirtschaftszweige und ihre jeweilige<br />
Zuordnung. 5 Die Werte der rekonstruierten<br />
Reihen sind in den Tabellen 2, 3 und<br />
4 dargestellt. 6 Um die langfristige Vergleichbarkeit<br />
der Werte des tertiären Sektors<br />
zu verbessern, wurden hier zwei Wirtschaftszweige<br />
getrennt ausgewiesen, nämlich<br />
„Handel, Verkehr und Gastgewerbe“<br />
sowie „Dienstleistungsbereich“. Beide<br />
Wirtschaftszweige zusammen ergeben das,<br />
was man heute als Dienstleistungssektor<br />
u Übersicht, Tab 2, Tab 3, Tab 4<br />
bezeichnet.<br />
Mit den hier rekonstruierten Reihen ist<br />
es möglich, die sektorale Wertschöpfung<br />
und den Strukturwandel der deutschen<br />
Wirtschaft von 1850 bis 2012 darzustellen.<br />
Dazu wurde eine Auswahl der rekonstruierten<br />
Reihen in Abbildung 3 und 4 eingezeichnet.<br />
Die obere Grafik in Abbildung 3<br />
zeigt die absolute Wertschöpfung, die untere<br />
die prozentualen Wertschöpfungsanteile<br />
der in der oberen Abbildung dargestellten<br />
Wirtschaftsbereiche. Die linke Seiu<br />
Übersicht Klassifikationen der Wirtschaftszweige<br />
1850 –1949 1950 –1969 1970 – 2012<br />
Primärer Sektor Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei<br />
Sekundärer Sektor<br />
Bergbau und Salinen<br />
Industrie und Handwerk<br />
Produzierendes Gewerbe<br />
Produzierendes Gewerbe<br />
Verkehr<br />
Handel, Banken, Versicherungen, Gaststätten<br />
Handel und Verkehr<br />
Handel, Verkehr, Gastgewerbe<br />
Tertiärer Sektor<br />
Häusliche Dienste<br />
Sonstige Dienstleistungen<br />
einschließlich Verteidigung<br />
Dienstleistungsunternehmen<br />
Information, Finanzierung, Vermietung<br />
und Unternehmensdienstleister<br />
Nichtlandwirtschaftliches<br />
Wohnen<br />
Staat, private Haushalte und private<br />
Organisationen ohne Erwerbszweck<br />
Öffentliche und<br />
sonstige Dienstleister<br />
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