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Kap 04 / Bildung und Wissenschaft<br />

Grafik 1 – 13-Jährige an höheren Schulen — in Prozent aller 13-Jährigen<br />

u Abb 1 13-Jährige an höheren Schulen — in Prozent aller 13-Jährigen<br />

60<br />

40<br />

20<br />

1763<br />

1880<br />

1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 3040 2050 2060<br />

D.R.<br />

1.WK<br />

WR<br />

2.WK<br />

BRD<br />

Grafik 2 – Profil der Schüler/-innen nach Schularten — in Prozent<br />

DE<br />

wird die allgemeine<br />

Schulpflicht in<br />

Preußen eingeführt.<br />

1820<br />

1820<br />

100<br />

immer besser: 1890 hatten 1,57 Prozent<br />

80aller 19-jährigen Männer die Hochschulreife,<br />

1990 hatten sie 25,5 Prozent aller<br />

60Schulabgänger in diesem Alter. Das Bildungssystem<br />

ist damit einer der am<br />

stärksten wachsenden gesellschaftlichen<br />

40<br />

Bereiche gewesen. Für die Menschen im<br />

Kaiserreich, das eine etwa gleich große<br />

20<br />

Bevölkerung hatte wie Deutschland heute,<br />

war es unvorstellbar, dass es mehr als<br />

einige Zehntausend Studierende geben<br />

könnte, heute sind es etwa hundertmal so<br />

D.R.<br />

viele. u Abb 1<br />

Gründe für das Wachstum sind neben<br />

der beschriebenen inhärenten Dynamik<br />

zum einen die ständig steigenden intellektuellen<br />

Anforderungen der Wirtschaft<br />

Sonder-/<br />

Förderschulen<br />

1830 1840 1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 2070<br />

Grafik 3 – Schulabgänger mit HS-Reife — in Prozent aller Abgänger<br />

und der Lebensweise, die sogenannte<br />

Modernisierung, die es erfordern, dass<br />

30<br />

das durchschnittliche Ausbildungsniveau<br />

ebenfalls ständig steigt; zum anderen<br />

entwickelt Bildung auf zwei Wegen eine<br />

20Eigendynamik. Die hierarchische Struktur<br />

des Bildungssystems ist ein Antrieb:<br />

Mit einem guten Abschluss auf unteren<br />

Stufen kann man eine höhere Stufe versuchen,<br />

ein Abitur etwa berechtigt zum<br />

10<br />

Studium. Wenn sich der Besuch auf den<br />

unteren Stufen verstärkt, führt dies tendenziell<br />

zu einer erhöhten Nachfrage nach<br />

1830 1840 1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 2070<br />

den höheren Stufen. Der andere Antrieb<br />

D.R.<br />

beruht auf den positiven Wirkungen von<br />

Bildung auf die Individuen und ihre Familien.<br />

Im Gegensatz zu Geld und Macht<br />

kann man einmal erworbene Bildung<br />

nicht mehr verlieren. Hat ein Individuum<br />

oder ein Familienmitglied einen höheren<br />

Bildungsstand erreicht, erhöhen sich die<br />

bildungsbedingten Ansprüche und Erwartungen.<br />

Deshalb wird von Generation<br />

zu Generation eher mehr in die Bildung<br />

investiert als weniger.<br />

Im Folgenden wird der Verlauf des<br />

1.WK WR<br />

2.WK BRD<br />

Wachstums im Bildungssystem in einigen<br />

Bereichen genauer beschrieben. Dabei<br />

wird auch auf politische Versuche, das<br />

Wachstum zu steuern, eingegangen. Ebenfalls<br />

werden einige Eigentümlichkeiten<br />

seiner Struktur benannt, die die Gestalt<br />

des Wachstumsprozesses geformt haben.<br />

Das Wachstum des Schulbereichs<br />

Das moderne Schulsystem hat sich nach<br />

den bürgerlichen Revolutionen in der<br />

ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts herausgebildet.<br />

Durch den Zwang zur Neuordnung<br />

nach den Napoleonischen Kriegen<br />

begann unter Wilhelm von Humboldt<br />

eine umfassende Bildungsreform, die<br />

auf der Grundlage neuhumanistischer<br />

Philosophie, die eine „allgemeine Menschenbildung“<br />

als Ziel ansah, die ständi-<br />

1.WK<br />

WR<br />

2.WK<br />

BRD<br />

schen Privilegien auch im Bereich der<br />

Gesamtschulen<br />

wollte. Wichtige<br />

Bildung zurückdrängen<br />

Neuerungen waren dabei<br />

höheredie Einführung<br />

Schulen,<br />

einer einheitlichen Prüfung Gymnasien für Gymnasiallehrer<br />

1810 und die Mittelschulen, Einführung des Abiturs<br />

als Voraussetzung<br />

Realschulen<br />

Volks-,<br />

für<br />

Hauptdie<br />

Aufnahme<br />

an eine Universität 1830, und Grundschulen<br />

die beispielhaft<br />

für die fortschreitende Durchsetzung<br />

der staatlichen Aufsicht über alle Prüfungen<br />

im Bildungssystem und damit für<br />

einen garantierten Standard stehen. Erst<br />

dadurch konnten sich die Prinzipien der<br />

DE<br />

individuellen Benotung für eine entsprechende<br />

Leistung und der Wirksamkeit<br />

der Examen für die beruflichen Chancen<br />

entfalten, die auch als „Bildungsselektion“<br />

bezeichnet werden und in der<br />

Mentalität der heutigen Gesellschaft tief<br />

verwurzelt sind.<br />

Deutschland<br />

Die Reformen betrafen aber vor allem<br />

männlich<br />

die höhere Bildung. Die allgemeine Schulpflicht<br />

war in Preußen zwar schon 1763<br />

weiblich<br />

eingeführt worden, aber die Volksschulen<br />

Bundesrepublik<br />

litten unter einer ständigen männlich Finanznot<br />

und dem Fernbleiben weiblich der Kinder wegen<br />

der Kinderarbeit, die aufgrund der Indus-<br />

Deutsches<br />

trialisierung in der Reichersten Hälfte des<br />

19. Jahrhunderts noch männlich zunahm, dann aber<br />

weiblich<br />

wegen des technischen Produktionsfortschritts<br />

in der zweiten Hälfte stark absank.<br />

So gingen 1816 erst rund 60 Prozent,<br />

DE<br />

62

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