econstor
4938_zb_dtindaten_150714_online
4938_zb_dtindaten_150714_online
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
Kap 13 / Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen<br />
432<br />
Euro betrug<br />
das BIP 1913<br />
pro Einwohner.<br />
32 276<br />
Euro waren es<br />
im Jahr 2012.<br />
Vor 1950 galt das Interesse dagegen dem<br />
Volkseinkommen und seiner Verteilung<br />
auf die Produktionsfaktoren Arbeit und<br />
Kapital. Das Volkseinkommen setzt sich<br />
aus dem Arbeitnehmerentgelt der Inländer<br />
und den Unternehmens- und Vermögenseinkommen<br />
zusammen. Eine weitere<br />
wichtige Größe der Inlandsproduktsberechnung<br />
ist die Bruttowertschöpfung.<br />
Sie entspricht dem Gesamtwert der in einer<br />
Periode im Produktionsprozess erzeugten<br />
Waren und Dienstleistungen (Produktionswert),<br />
abzüglich des Wertes der Vorleistungen.<br />
Die Rekonstruktion solch langer Reihen,<br />
die in der Gegenwart beginnen und<br />
dann möglichst weit in die Geschichte zurückreichen,<br />
ist ein wichtiges Ziel dieses<br />
Beitrages. Ausgangspunkt für die Zusammenstellung<br />
und Rekonstruktion der Daten<br />
sind die Klassifikationssysteme und<br />
Werte der amtlichen Statistik. Daraus wurden<br />
bestimmte Kenngrößen der VGR ausgewählt,<br />
die ab 1950 mit den Daten der<br />
amtlichen Statistik sowie für die Zeit vor<br />
1950 mit den aktuellsten Forschungsdaten,<br />
in der Regel zurück bis 1850, rekon struiert<br />
wurden. Die Auswahl der Kenngrößen orientierte<br />
sich an den inhaltlichen Zielen,<br />
die mit diesem Artikel verbunden sind.<br />
Also an Beschreibung, Interpretation und<br />
Erklärung von Wachstum, Konjunktur,<br />
Krise und Strukturwandel der deutschen<br />
Wirtschaft als Grundformen langfristiger<br />
wirtschaftlicher Entwicklung anhand des<br />
BIP, der Wertschöpfung und der Verwendung<br />
der gesamtwirtschaftlichen Produktion.<br />
Neben diesen inhaltlichen Kriterien<br />
war natürlich auch der zu erwartende Aufwand<br />
der Rekon struktion zu bedenken.<br />
Aufwendige Neuberechnungen, etwa unter<br />
Hinzuziehung von Archivmaterialien,<br />
schieden auch aus Zeitgründen von vornherein<br />
aus. Generell wird man sagen müssen,<br />
dass die einzelnen Werte gerade über<br />
längere Zeitspannen nicht voll vergleichbar<br />
sind, dass sie sich aber sehr wohl dafür eignen,<br />
langfristige Entwicklungstendenzen<br />
und damit einhergehende Strukturveränderungen<br />
quantitativ abzubilden und damit<br />
deren historische und theoretische Interpretation<br />
zu ermöglichen.<br />
BIP: Wirtschaftswachstum,<br />
Konjunktur, Krise<br />
Wirtschaftswachstum, also die langfristige<br />
Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Produktion,<br />
sowohl absolut als auch pro Kopf<br />
der Bevölkerung, ist ein Schlüsselphänomen<br />
moderner Gesellschaften, die ohne ein<br />
solches Wirtschaftswachstum nicht denkbar<br />
sind. Der zentrale Indikator für dieses<br />
Wachstum ist heute das um Preisveränderungen<br />
bereinigte (reale) BIP 1 , das in seinem<br />
Niveau die Höhe des Bruttoinlandsprodukts<br />
und in seinen Wachstumsraten<br />
das Ausmaß der relativen Veränderung dieses<br />
Produkts von einer Periode zur nächsten<br />
zeigt. Dividiert man den BIP-Wert<br />
durch die Bevölkerungszahl, erhält man<br />
das BIP pro Einwohner, das man sowohl als<br />
Produktivitäts- wie auch als Wohlstandsmaß<br />
verwenden kann. Als Produktivitätsmaß<br />
gibt es an, wie viel jeder Einwohner in<br />
Deutschland durchschnittlich produziert.<br />
Verwendet man das BIP pro Einwohner als<br />
Wohlstandsmaß, dann geht man davon aus,<br />
dass die gesamtwirtschaftliche Produktion<br />
(zumindest der größte Teil davon) den Einwohnern<br />
als Einkommen zufließt.<br />
Die langfristige Zunahme der gesamtwirtschaftlichen<br />
Produktion vollzieht<br />
sich allerdings nicht stetig und gleichmäßig<br />
(was eine konstante Wachstumsrate<br />
des BIP bedeuten würde), sie ist vielmehr<br />
in einen mehr oder weniger stark ausgeprägten<br />
rhythmischen Wechsel von Aufschwung<br />
und Abschwung, von Prosperität<br />
und Depression eingebettet, den man<br />
auch als Konjunktur bezeichnet. Eng verbunden<br />
mit dem Begriff Konjunktur ist<br />
die Vorstellung der Regelmäßigkeit. Die<br />
sich nach einem bestimmten Muster wiederholenden<br />
Veränderungen der Gesamtlagen<br />
der Volkswirtschaft bezeichnet man<br />
deshalb auch als Konjunkturzyklen. Die<br />
Forschung hat im Laufe der Zeit Zyklen<br />
unterschied licher Länge ausgemacht und<br />
dafür auch unterschiedliche Erklärungen<br />
gegeben. 2 Lange Zeit galten Wachstum<br />
und Konjunktur neben dem Strukturwandel<br />
als die vorherrschenden Entwicklungsmuster<br />
moderner Volkswirtschaften.<br />
Krisen und Depressionen wurden als Teil<br />
des Konjunkturzyklus und damit als nor-<br />
188