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Argumentieren und Erörtern im Fach Deutsch - Landesinstitut für ...

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<strong>Landesinstitut</strong> <strong>für</strong> Schulentwicklung<br />

Bei dem zweiten Merkmal der pädagogischen Diagnostik 13 geht es um die<br />

kontinuierliche Reflexion der <strong>im</strong> Unterricht von den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />

gezeigten Leistungen. Im Idealfall wird klar, welchen Entwicklungsstand<br />

der einzelne Lernende erreicht hat <strong>und</strong> über welche Entwicklungspotentiale er<br />

verfügt. Diese Form von Diagnose findet allerdings begleitend <strong>im</strong> Zuge der<br />

Unterrichtsgestaltung ohne den Anspruch einer wissenschaftlichen Basis statt.<br />

Zur diagnostischen Kompetenz der Lehrpersonen gehört das Beobachten, Beschreiben<br />

<strong>und</strong> Bewerten der Unterrichtsergebnisse 14 . Im Sinne einer Prozessdiagnostik<br />

15 sollten sich die Beobachtungen nicht nur auf die Auswertung von<br />

Unterrichtsprodukten beschränken, sondern auch den Lernverlauf <strong>und</strong> seine<br />

künftigen Gestaltungsmöglichkeiten berücksichtigen.<br />

Bei dieser Einschätzung werden die Lehrpersonen außerdem auf die jeweilige<br />

Bezugsnorm achten, nämlich auf die soziale <strong>und</strong> individuelle Zusammensetzung<br />

ihrer Klasse sowie auf die <strong>im</strong> Zusammenhang der jeweiligen<br />

Unterrichtseinheit <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong> stehenden Kriterien. Im Unterschied zu<br />

Rückmeldungen, die von einer absoluten Bezugsnorm ausgehen, wie den Vergleichsarbeiten<br />

oder der zentralen Reifeprüfung, ist es <strong>für</strong> die einzelne Lehrkraft<br />

wichtig, bei ihrer Diagnostik die jeweilige soziale Zusammensetzung der Klasse<br />

zu berücksichtigen, also ob es sich um eine Klasse in einer kleinstädtischen Umgebung<br />

mit einer relativ geringen gymnasialen Übergangsquote oder um eine<br />

Klasse in einer Universitätsstadt oder Großstadt handelt. Weiterhin ist es <strong>für</strong><br />

die einzelne Lehrkraft wichtig, auch individuelle Rückmeldungen geben zu können,<br />

auch wenn dies <strong>im</strong> Extremfall bedeuten kann, dass trotz einer deutlichen<br />

relativen Leistungssteigerung sich dies noch nicht in einer Verbesserung der<br />

Note niederschlägt („Du hast nicht mehr 40 Zeichensetzungsfehler gemacht,<br />

sondern nur noch 20.“). Schließlich soll durch transparent aufgestellte Kriterien<br />

<strong>für</strong> den jeweiligen Kompetenzbereich eine Möglichkeit zur Selbst- oder auch<br />

Peer-Einschätzung angeboten werden, durch die der einzelne Lernende nicht<br />

nur sein momentan erreichtes Niveau erkennen, sondern <strong>im</strong> Idealfall auch zugleich<br />

Anregungen <strong>für</strong> eine weitere Verbesserung, Vertiefung oder Erweiterung<br />

erhalten kann.<br />

Von der pädagogischen Diagnostik ist die Unterrichtsdiagnostik zu unterscheiden,<br />

zu der die gegenseitige Hospitation <strong>im</strong> Unterricht, aber auch die Unterrichtsberatung<br />

bzw. -beurteilung bei Besuchen <strong>im</strong> Rahmen einer externen<br />

Evaluation gehören, sowie die pädagogisch-psychologische Diagnostik, bei der<br />

durch einen Psychologen oder eine andere ausgebildete <strong>Fach</strong>kraft mit Hilfe von<br />

auf empirischer Gr<strong>und</strong>lage erstellten Testverfahren bei einem einzelnen Kind<br />

ohne Zeitdruck mögliche Entwicklungsbeeinträchtigungen festgestellt werden,<br />

zum Beispiel eine Lese-Rechtschreib-Schwäche. Allerdings sollte auch die pädagogische<br />

Diagnostik nicht zufällig, sondern systematisch <strong>und</strong> kriterienorientiert<br />

vorgenommen werden. Da langfristige Lernprozesse sehr komplex sind, kann<br />

mit der Diagnostik <strong>im</strong> Alltagsunterricht <strong>im</strong>mer nur ein Teilbereich erfasst werden,<br />

<strong>und</strong> das in der Regel auch nicht exakt. Hinzu tritt noch eine gewisse Unschärfe<br />

durch subjektive Voreingenommenheit, dadurch dass man seine Klasse leicht<br />

über- oder auch unterschätzt. Jede Lehrkraft sollte sich diese Grenzen bewusst<br />

machen. Dann ist die Gefahr, sich einerseits zu überfordern <strong>und</strong> andererseits<br />

die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler durch zu enge Maßstäbe zu gängeln, weniger<br />

13 Der Begriff wird in der Verwaltungsvorschrift vom 22.08.2008 verbindlich eingeführt.<br />

14 Vgl. dazu Lernen <strong>im</strong> Fokus der Kompetenzorientierung – Individuelles Fördern in der Schule<br />

durch Beobachten – Beschreiben – Bewerten – Begleiten. <strong>Landesinstitut</strong> <strong>für</strong> Schulentwicklung.<br />

Stuttgart 2009, S. 15.<br />

15 Vgl. Marianne Horstkemper: Fördern heißt diagnostizieren. In: Friedrich Jahresheft 2006<br />

Diagnostizieren <strong>und</strong> Fördern, S. 4−7.<br />

Pädagogische Diagnostik<br />

Bezugsnormen<br />

13

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