Argumentieren und Erörtern im Fach Deutsch - Landesinstitut für ...
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<strong>Landesinstitut</strong> <strong>für</strong> Schulentwicklung<br />
2 Diagnostizieren <strong>und</strong> innere Differenzierung<br />
Die euphorische St<strong>im</strong>mung, mit der selbstreguliertes Lernen oftmals propagiert<br />
wird, spiegelt sich in den Ergebnissen der bisherigen empirischen Forschungen<br />
allerdings nicht 1 . Einen eindeutigen Schlüssel <strong>für</strong> hohe Unterrichtsqualität<br />
gibt es offenbar nicht. Bestätigt hat sich nur, dass ein hoher Anteil an<br />
effektiver Lernzeit <strong>und</strong> eine klare Strukturierung des St<strong>und</strong>enverlaufs zu besseren<br />
Ergebnissen führen. Ansonsten hat guter Unterricht ein individuelles<br />
Profil. Dabei zeigt sich eine vielfältige Mischung von Unterrichtsformen <strong>und</strong><br />
unterschiedlichen Methoden einem Vorgehen nach einem einheitlichen Schema<br />
überlegen. „Eine Mischung von lehrerzentriertem <strong>und</strong> offenem Unterricht<br />
führt durchschnittlich zu besseren Lernergebnissen als die einseitige Fixierung<br />
auf eines der beiden Konzepte.“ 2<br />
Ein Unterricht, der größten Wert auf die selbstständige, eigenverantwortliche<br />
Arbeit der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler legt, riskiert die Überforderung der<br />
leistungsschwächeren Lernenden. Zu häufiger Methodenwechsel läuft Gefahr,<br />
dass die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler die inhaltlichen Hauptziele aus dem Blick<br />
verlieren. Ein solider Frontalunterricht mit einem schülergerechten <strong>und</strong> kognitiv<br />
anregenden Unterrichtsgespräch vermittelt effektiv den Stoff. Keine Unterrichtsmethode<br />
ist an sich besser als andere. Es kommt <strong>im</strong>mer darauf an, wie<br />
sie jeweils eingesetzt wird <strong>und</strong> welchem Zweck sie dient. Außerdem muss man<br />
<strong>im</strong>mer auch die Stärken <strong>und</strong> Schwächen der jeweiligen Lerngruppe berücksichtigen.<br />
Die bisherigen Forschungsergebnisse zeigen auch, dass es verkehrt wäre,<br />
die Elemente der überkommenen Unterrichtsroutine in Bausch <strong>und</strong> Bogen zu<br />
verdammen <strong>und</strong> einen völligen Neuanfang zu predigen. Andererseits bestärken<br />
sie aber auch einen Unterricht, der sich an den jeweiligen Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schülern orientiert <strong>und</strong> Angebote bereitstellt, die auf vielfältige Weise ein<br />
möglichst individuell angepasstes Förderprogramm enthalten. Da<strong>für</strong> aber ist<br />
es sinnvoll, die Voraussetzungen <strong>und</strong> den Bedarf der jeweiligen Lerngruppe als<br />
auch individuelle Trainingsschwerpunkte zu ermitteln, um die daraus abgeleiteten<br />
Maßnahmen der inneren Differenzierung möglichst effektiv zu organisieren.<br />
Die Ergebnisse der nationalen <strong>und</strong> internationalen Vergleichsarbeiten, die<br />
Beobachtung einer zunehmenden Heterogenität der Klassen <strong>im</strong> Zuge der sozialen<br />
Öffnung der Gymnasien auch <strong>für</strong> so genannte bildungsferne Milieus,<br />
aber auch als Folge eines deutlichen gesellschaftlichen Individualisierungstrends<br />
<strong>und</strong> schließlich die letzten Erkenntnisse der Neurobiologie 3 legen ein<br />
Unterrichtsmodell nahe, das eine Kombination von bewährten didaktischen<br />
<strong>und</strong> methodischen Bausteinen mit dem Konzept des kompetenzorientierten<br />
Unterrichts anstrebt.<br />
Das in dieser Handreichung vorgeschlagene Modell <strong>für</strong> eine kompetenzorientierte<br />
Unterrichtseinheit wurde von Angelika Schmitt-Kaufhold aus dem von<br />
Thorsten Bohl entwickelten Diagnosekreislauf 4 abgeleitet. Die Unterrichtseinheit<br />
(vergleiche Abbildung 3) veranschaulicht einerseits die <strong>im</strong> ersten Kapitel<br />
angesprochenen Merkmale des kompetenzorientierten Unterrichts, anderer-<br />
1 Vgl. Hilbert Meyer/Andreas Feindt / Wolfgang Fichten: Was wissen wir über erfolgreiche<br />
Unterrichtsentwicklung? In Friedrich Jahresheft 2007, S. 66–70.<br />
2 aaO S. 67.<br />
3 Manfred Spitzer: Lernen. Gehirnforschung <strong>und</strong> die Schule des Lebens. Heidelberg 2002/<br />
Gerhard Roth: Bildung braucht Persönlichkeit. Wie Lernen gelingt. Stuttgart 2011.<br />
4 Thorsten Bohl: Prüfen <strong>und</strong> Bewerten <strong>im</strong> Offenen Unterricht. Weinhe<strong>im</strong> <strong>und</strong> Basel 2005. S. 79.<br />
Empirische<br />
Forschungsergebnisse<br />
Konsequenzen<br />
Modell <strong>für</strong> eine<br />
kompetenzorientierte<br />
Unterrichtseinheit<br />
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