Argumentieren und Erörtern im Fach Deutsch - Landesinstitut für ...
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<strong>Argumentieren</strong> <strong>und</strong> <strong>Erörtern</strong> <strong>im</strong> <strong>Fach</strong> <strong>Deutsch</strong> (Gymnasium)<br />
14<br />
Differenzierendes Üben<br />
Binnendifferenzierung<br />
Experten <strong>für</strong> das<br />
eigene Lernen<br />
Vernetzte Jahresplanung<br />
wahrscheinlich. Auf der anderen Seite ist eine wissenschaftliche Genauigkeit<br />
<strong>für</strong> die Zwecke des schulischen Alltags auch gar nicht notwendig. Und wenn<br />
man bei der Diagnose nach Möglichkeit von den Stärken der Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler ausgeht <strong>und</strong> sie in Form von Selbst- oder Peereinschätzungen auch<br />
beteiligt, lassen sich die erwähnten Schwächen ein Stück weit kompensieren.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Diagnostik <strong>im</strong> Unterricht werden die unterschiedlichen Lernstände<br />
der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler mit Hilfe von Stufenmodellen erfasst <strong>und</strong><br />
führen zu individuellen Förderplänen, die ein differenzierendes Üben auf verschiedenen<br />
Niveaustufen ermöglichen, so dass einerseits möglichst viele Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler die Chance erhalten, wenigstens einen Mindeststandard<br />
zu erreichen, andererseits die Lernenden, die bereits auf dem Expertenstandard<br />
angekommen sind, auch noch mit <strong>für</strong> ihr Niveau geeigneten Aufgaben<br />
üben können. Im kompetenzorientierten Unterricht soll also dem individuellen<br />
Training von Kompetenzen mehr Zeit eingeräumt werden. Dabei besteht das<br />
Ziel nicht darin, irgendwann alle Lernenden auf ein gemeinsames Niveau zu<br />
bringen, sondern <strong>im</strong> Sinne des Fairnessgedankens möglichst jedem Schüler<br />
<strong>und</strong> jeder Schülerin die Chance zu eröffnen, einen individuellen Lernerfolg zu<br />
erleben. Für Hilbert Meyer ist dieser Aspekt der Binnendifferenzierung sogar<br />
ein Alleinstellungsmerkmal des kompetenzorientierten Unterrichts 16 .<br />
Die beste Diagnose <strong>und</strong> Förderung hilft nicht wesentlich weiter, wenn die<br />
betroffenen Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler sie nicht verstehen <strong>und</strong> sich nicht zu eigen<br />
machen können. Die Analyse <strong>und</strong> die Auseinandersetzung mit den Bef<strong>und</strong>en<br />
der Diagnose sollten als gemeinsame Sache von Lehrkraft <strong>und</strong> Lernenden<br />
angesehen werden. Die Lehrkraft erfährt <strong>im</strong> besten Fall, was <strong>und</strong> wie die Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler lernen können, die Lernenden entwickeln sich nach <strong>und</strong><br />
nach zu Experten <strong>für</strong> das eigene Lernen <strong>und</strong> erhalten ein Stück weit eine Kontrolle<br />
über den eigenen Lernprozess. Durch den systematischen Einbau von Reflexionsphasen<br />
wird der Unterricht auf der Ebene der Metakognition überprüft<br />
<strong>und</strong> feinjustiert. Sowohl <strong>im</strong> Bereich der Diagnostik – in Form von Selbst- <strong>und</strong><br />
Peerdiagnose – als auch in den Übungsphasen, wenn es um das selbstständige<br />
Arbeiten geht, spielt die Eigenverantwortung der Lernenden eine entscheidende<br />
Rolle. Wenn man seine Stärken <strong>und</strong> Schwächen kennt, kann man<br />
entsprechend gefordert <strong>und</strong> gefördert werden. Dann hat man auch viel bessere<br />
Chancen, den Anforderungen gerecht zu werden.<br />
Wenn das langfristige Ziel des kompetenzorientierten Unterrichts als ein<br />
systematischer Aufbau von gr<strong>und</strong>legenden Kompetenzen definiert wird, müssen<br />
die einzelnen Unterrichtseinheiten in eine vernetzte Jahresplanung münden.<br />
Nur unter dieser Bedingung kann letzten Endes ein kumulatives Lernen<br />
erfolgreich realisiert werden. Kumulatives Lernen bedeutet insbesondere, neu<br />
erworbenes Wissen in vorhandene Wissensstrukturen einzubetten <strong>und</strong> diese<br />
allmählich auszudifferenzieren, bestehendes Wissen zu reorganisieren <strong>und</strong> dabei<br />
eine neue Sichtweise zu erlangen, durch die aktive Konstruktion von Wissen<br />
einen bewussten Kompetenzzuwachs zu erfahren <strong>und</strong> erworbene Wissensstrukturen<br />
durch die Anwendung auf neue Situationen <strong>und</strong> Problemstellungen<br />
zu festigen.<br />
16 Was ist Kompetenzorientierung – Interview mit Hilbert Meyer.<br />
www.schulmanagement-online.de 6 (2010), S. 23 f.