Argumentieren und Erörtern im Fach Deutsch - Landesinstitut für ...
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<strong>Landesinstitut</strong> <strong>für</strong> Schulentwicklung<br />
4.2 Vorschläge <strong>für</strong> die Erarbeitungsphase<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Eingangsdiagnose sollte eine Feinplanung über die Gewichtung<br />
der als Schwerpunkte ausgewählten Teilkompetenzen stattfinden. Nahe liegt<br />
die Arbeit mit dem eingeführten Lehrwerk, (auch wenn in dieser Handreichung<br />
von eigens zusammengestellten Materialien ausgegangen wird, um keinem<br />
Lehrwerk einen Vorzug einzuräumen). Die Schulbücher folgen in der Regel dem<br />
Prozess der Aufsatzentstehung, also von der Stoffsammlung über die Gliederung<br />
bis zum Verfassen der einzelnen argumentativen Abschnitte sowie von<br />
Einleitung <strong>und</strong> Schluss.<br />
Als Ausgangspunkt der Stoffsammlung könnten Karikaturen <strong>und</strong> Statistiken<br />
dienen. Auch eine selbst erstellte <strong>und</strong> ausgewertete Umfrage wäre denkbar, sodass<br />
man sogar auf eigene Belege zurückgreifen könnte. Als zweite Möglichkeit<br />
bietet sich der Einsatz eines oder mehrerer provokanter Texte an. Dadurch lässt<br />
sich die Suche nach geeigneten Argumenten deutlich erleichtern <strong>und</strong> insbesondere<br />
auch eine inhaltliche Vertiefung des Themas fördern. Gleichzeitig werden<br />
die Lernenden angeregt, sich auf das inhaltliche Niveau der vorgelegten Texte<br />
einzulassen <strong>und</strong> Sprache <strong>und</strong> Stil des Ausgangstextes bei ihren eigenen schriftlichen<br />
Erörterungsversuchen unbewusst zu <strong>im</strong>itieren. Dies stellt auch bereits<br />
eine gute Vorbereitung auf die textgeb<strong>und</strong>ene Erörterung in Klasse 10 dar.<br />
Es soll aber auch ein Aspekt berücksichtigt werden, der in den Lehrwerken<br />
manchmal zu kurz kommt oder gar ganz außer Acht gelassen wird, nämlich die<br />
ausführliche Konstruktion von Schreibanlass <strong>und</strong> Schreibziel <strong>im</strong> Rahmen der<br />
konkreten Schreibaufgabe. Dadurch soll eine möglichst authentische <strong>und</strong> entsprechend<br />
motivierende Situation angepeilt <strong>und</strong> die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />
gleichzeitig in Richtung eines konsequenten adressatenorientierten Schreibens<br />
gelenkt werden.<br />
Nach einer Einführung (Schritt 1) könnten folgende Schwerpunkte behandelt<br />
werden:<br />
• Schritt 2: die möglichst selbstständige Recherche sowie die Sichtung <strong>und</strong><br />
Ordnung des Materials,<br />
• Schritt 3: die Festsetzung einer dialektischen Schreibaufgabe <strong>und</strong> des Schreibziels,<br />
• Schritt 4: die sorgfältige Planung des Aufbaus,<br />
• Schritt 5: die Entfaltung der Argumente, insbesondere unter Einnahme einer<br />
fremden Perspektive,<br />
• Schritt 6: die sprachliche Verknüpfung der Argumente sowie die Überleitung<br />
von der Pro- zur Kontra-Seite (oder umgekehrt),<br />
• Schritt 7: das Verfassen eines folgerichtigen Schlusses mit einem klaren Ergebnis.<br />
In einem ersten Schritt soll eine gr<strong>und</strong>sätzliche Einführung der dialektischen<br />
Vorgehensweise <strong>und</strong> die Bedeutung des kommunikativen Kontextes der<br />
Schreibaufgabe vermittelt werden. Aus Motivationsgründen wird dabei zu zwei<br />
geschlechtsspezifischen Texten gegriffen, die sich an Jugendliche richten, die<br />
vielleicht zwei oder drei Jahre älter sind als Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler einer 9.<br />
Klasse, wovon man sich aber durchaus einen kleinen zusätzlichen Motivationsschub<br />
versprechen darf, ohne in die Falle eines biologischen Determinismus zu<br />
geraten. Dieser erste Schritt soll gleichzeitig das Ganze in den Blick nehmen,<br />
also die Frage beantworten, warum es sich lohnen könnte, einen dialektischen<br />
Erörterungsaufsatz zu verfassen (M 1 + 2).<br />
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