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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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los vor m<strong>ich</strong> hin dämmerte. – „So gut hab’ <strong>ich</strong> schon ewig n<strong>ich</strong>t mehr gefickt. Nee, wirkl<strong>ich</strong><br />

n<strong>ich</strong>t“, brubbelte Dieter, „du, <strong>ich</strong> hab’ d<strong>ich</strong> sehr lieb. Liebst du m<strong>ich</strong> auch?“<br />

„Ja –“, kriegte <strong>ich</strong> grad mal so raus, <strong>über</strong> die Maßen erschöpft.<br />

„Sag mal, <strong>wer</strong> dein Erster war. Doch n<strong>ich</strong>t <strong>ich</strong>, oder?“ ward <strong>ich</strong> gefragt, hauchte ein<br />

schwaches Nein.<br />

„Und <strong>wer</strong> war <strong>da</strong>s?“ – „Den kennst du n<strong>ich</strong>t, <strong>da</strong>s war ’n Verrückter.“<br />

„Wie, ’n Verrückter?“ – „Na <strong>den</strong> mussten sie wegbringen. Der sitzt jetzt in’er Irrenanstalt.“<br />

„Wie hieß’n der?“ – „ Jochen. Aber bei dem bin <strong>ich</strong> ohnmächtig gewor<strong>den</strong>, und als <strong>ich</strong><br />

wieder aufgewacht bin –“<br />

„Da hat er d<strong>ich</strong> immer noch?“ – „Nee. Da hat m<strong>ich</strong> sein Bruder.“<br />

„Gefickt?“ – „Ja, ja, gefickt.“<br />

„Das is’ ja geil. – Hast’ <strong>da</strong>s gehört, Björni?“<br />

„Ja, hab’ <strong>ich</strong>“, sagte Björn, s<strong>ich</strong> neben uns gelegt; der küsste mir auf die Schulter, und<br />

Dieter ging mir wieder an <strong>den</strong> Mund, und die Lippen mir schlaff. – „Bist fix und alle, was?“<br />

„Ja.“<br />

„Siehst du, so ist <strong>da</strong>s, wenn man ’n guten Liebhaber hat: Der weiß, worauf es ankommt,<br />

vorher lässt er n<strong>ich</strong>t locker. Na ja, ruh d<strong>ich</strong> mal noch ’n Augenblick aus, und <strong>da</strong>nn wirst du<br />

nach Hause gefahr’n.“<br />

Dieter ließ von mir ab, sagte zu Björn, <strong>da</strong>ss er „vorn“ anrufen würde, <strong>da</strong>s wär’ jetzt „’n<br />

Fall für Oswald“ und rutschte vom Bett, ging aus dem Zimmer. Und nun nahm m<strong>ich</strong> Björn in<br />

die Arme und <strong>ich</strong> fragte: „Wer is’n Oswald?“ – „’n Unteroffizier. Bei dem bist’ gut aufgehoben“,<br />

sagte Björn, küsste m<strong>ich</strong> sanft, sagte: „Oswald hat übrigens ’n hübschen Schwengel.<br />

Sag mal unterwegs, ob er n<strong>ich</strong>t mal anhalten könnte, du müsstest mal pinkeln. Dann weiß er<br />

Bescheid und fährt mit dir in’ Wald. Entweder auf unser Übungsgelände oder auf <strong>da</strong>s von <strong>den</strong><br />

Iwans. Und <strong>da</strong>nn lass ihn mal machen, kriegst’n anständigen Bolzen zwischen die Kiemen.<br />

Und Angst brauchst keine zu haben, vögeln tut er d<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t. Für <strong>den</strong> hast’ n<strong>ich</strong>t <strong>den</strong> r<strong>ich</strong>tigen<br />

Hintern. Der geht nur Männern an’ Arsch. – Ach Gott, bist du was Schönes, Junge. Schade,<br />

<strong>da</strong>ss wir d<strong>ich</strong> gehen lassen müssen. Aber <strong>ich</strong> red’ mal mit’m Kompaniechef. Der hat zwar für<br />

Kunst n<strong>ich</strong>t viel für übrig, aber <strong>da</strong>s von heut’ Nachmittag, <strong>da</strong>s hat ihm gefallen, <strong>da</strong>s hast’ ja<br />

gemerkt. Du, wenn <strong>ich</strong> dem sage, du könntest auch ’ne ganze Stunde n<strong>ich</strong>ts als Tucholsky<br />

oder Ringelnatz oder auch Er<strong>ich</strong> Kästner – du, <strong>ich</strong> <strong>den</strong>k’ mal, <strong>da</strong>nn <strong>will</strong> er bald wieder so was.<br />

Geht er zur Partei und fordert d<strong>ich</strong> an. Und für <strong>den</strong> Oberst tun sie <strong>da</strong> alles. Der braucht bloß<br />

mit’m Finger zu schnippen –“<br />

Björn sah auf, Dieter kam ins Zimmer zurück. – „Geht klar. Oswald hat s<strong>ich</strong> schon so<br />

was ge<strong>da</strong>cht. Hat uns mit Rudolf abzieh’n seh’n. Außerdem ist Lademann mal wieder voll<br />

wie ’ne Haubitze. Den haben sie gerade auf der Krankenstation deponiert.“<br />

Zehn Minuten später verließen Dieter, Björn und <strong>ich</strong> <strong>da</strong>s Offiziersdomizil, durchquerten<br />

<strong>da</strong>s Waldstück, kamen am Sportplatz vorbei, an <strong>den</strong> Depots, an <strong>den</strong> Mannschaftsunterkünften.<br />

Als wir mal knapp in Höhe des Kantinentrackts waren, hörten wir, <strong>da</strong>ss es im Saale inzwischen<br />

hoch herging; gerade fuhr man dort grölstimmig nach Ma<strong>da</strong>gaskar und hatte die Pest an<br />

Bord, und wenig später, wir wur<strong>den</strong> von fünf oder sechs schwankende Muschkoten aufgehalten,<br />

die wohl gerade frische Luft schnappten, <strong>da</strong> war man im Saale n<strong>ich</strong>t weniger grölstimmig<br />

bei einem gewissen Mädchen in einem Polenstädtchen. Was <strong>ich</strong> aber nur nebenher mitkriegte;<br />

m<strong>ich</strong> nahmen die Sol<strong>da</strong>ten in Beschlag.<br />

„Mensch, <strong>da</strong> biste ja noch, Junge“, hatte einer von ihnen gerufen, und <strong>da</strong>nn waren sie auf<br />

uns zugestolpert, und nun kriegten sie s<strong>ich</strong> gar n<strong>ich</strong>t wieder ein, mir von mir was vorzuschwärmen;<br />

der Alkohol hatte ihnen <strong>da</strong>s Herz auf die Zunge geschwemmt. Immer wieder hieß<br />

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