den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

Ja, gäbe es, nach der TAGESSCHAU einen Tierfilm, sagte Herr Lackner, als er mich einließ,
sagte, schön, dass ich käme, müsst’ er nicht so alleine sitzen, seine Frau wäre zur Tochter
nach Arendsee gefahren. „Stell dir vor, Rufi, seit heute bin ich Großvater, und das mit 44.
Wie findst’n das? Seh’ ich etwa schon aus wie’n Opa?“ – Nee, sah er nicht, der auch viel jünger
als seine Frau aussah, obwohl die Eheleute gleich alt waren, wie ich wusste, aber Frau
Lackner sah dennoch bedeutend älter aus als ihr Mann. War dick, er schlank. Sie mehr etepetete,
er eher ein Choleriker. Aber eines war sie beide: uns gute Bekannte, allen gute Nachbarn.
Äußerst hilfsbereit, äußerst freigebig, immer ein freundliches Wort auf den Lippen, und das
kam auch von Herzen.
„Nee, nicht in Sessel setzen. Komm mal mit aufs Sofa. Komm mal hierher, wo Ella sonst
sitzt“, sagte Herr Lackner und zog mich an seine Seite, fragte: „Hast’ schon was gegessen?“ –
Ja, hatte ich. – „Aber ’n Bier trinkst du mit, oder?“ – Ja, warum nicht. – „Nimmst auch ’n
Schnaps? Ich meine, so zur Feier des Tages?“ – Ja, auch das. – „Na dann wollen wir mal
auf’n Großvater anstoßen. Wenn’s auch noch nicht hätt’ sein müssen. Hat doch grad erst ausgelernt
das Mädel. Und dann nicht mal ’n Vater für das Kind. Bumst sie an und haut in Westen
ab. – Aber ja nicht Ella sagen, dass ich dir das erzählt hab, und Mutti auch nicht. Die
woll’n nicht, dass du das weißt. Oder hat Mutti dir gegenüber mal ’n Andeutung gemacht, wie
das mit Lore is’?“
Nein, hatte sie nicht. Von alledem war mir gegenüber zu Hause kein Wort gefallen. Ich
wusste lediglich, dass Lore, knapp drei Jahre älter als ich, im Kurhotel in Arendsee Kellnerin
gelernt und dort als Kellnerin auch zu arbeiten angefangen hatte, und dass es ihr in Arendsee
gefiele, hatte es geheißen, und dass sie da auch bleiben würde, aber dass Lore ein Kind erwartete
und dass ein Mann sie im Stich gelassen hatte, davon war keine Rede gewesen.
„Nee, Mutti hat nur mal gesagt, Lore hätte da in Arendsee einen Freund, und nächstes
Jahr würden sie sich wahrscheinlich verloben.“
„Ja, ja, von wegen verloben. Nix mit verloben, pimpern wollt’ er, und als er dem Mädel
’n dicken Bauch gemacht hat, hat er sich abgesetzt. So siehst es aus, Rufi. Aber von so was
reden die Frauen vorm Jungen nun mal nicht gern, da sind sie genant, verstehst du? – Na dann
mal Prost. Auf das Kind. Das kann ja nix dafür, dass es nun mal is’ wie es is’.“
Den Schnaps geschluckt, die Gläser abgestellt, legte Herr Lackner den Arm um mich. –
„Weißt was, Rufi, für Mutti bist’ immer noch ’n kleener Junge, und für meine Holde genauso,
die denkt auch, du verstehst noch von nix was. Aber so is’ das nicht, stimmt’s? Du weißt
schon, was es heißt, wenn einer eine angebumst hat und dann geht sie aus’m Leim. Stimmt’s,
das verstehst du? Dir steht er doch garantiert schon mehr als einmal pro Tag. Machst tüchtig
Handbetrieb, hab’ ich recht? – Ja, ja, brauchst nichts zu sagen, ich weiß doch, wie einem das
mit 16 so geht. Hat man alle naselang ’n Hammer. – Du sag mal, woll’n wir heut nich’ auf das
Scheißfernseh’n verzichten und uns ’n schönen Abend machen? Nur wie beede? So von
Mann zu Mann? – Na komm mal her, lass dich mal richtig drücken, Rufi, und dann denk mal
an nix, mein Guter... (dem nahe der Leistenbeuge die Schenkel begrabbelt wurden) ...lass
mich einfach mal machen. – Ja, ja, dir steht er, ich merk’s. Und meiner steht mir auch, und
daraus machen wir jetzt was, ja? – Na los, komm mal mit, wir gehen rüber ins Schlafzimmer,
fernsehen kannst’ andermal wieder. Jetzt gönn’ dir lieber was Schöneres. Was nur mit’m
Mann geht. – Na komm, Rufi, so’ne Gelegenheit kriegen wir nie wieder –“
Und mitziehen ließ ich mich, landete in Lackners Schlafzimmer, landete auf Lackners
Ehebett, ward gleich auch beknutscht, ward beschmatzt, ward nach und nach nackt. Und
Lackner ward ebenfalls nackt und wälzte sich auf mich, der ich zu alledem schwieg, nun hörte:
„So hast’ es gern, stimmt’s? Du, das weiß ich schon lange, aber immer war mir Ella im
Wege, kam nie allein an dich ran. Und deshalb dürfen wir jetzt auch nichts auslassen. Was
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