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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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Borke bewegte, <strong>den</strong>n eines stand fest: Von dem Hinten-rein-Stecken abgesehen, war es mit<br />

dem Harald aus Brahmheide weitaus schöner gewesen als mit dem Mann aus C. – Na ja, abgesehen<br />

von der Sache mit dem Po, wie gesagt. Dass man <strong>da</strong>s ‚Ficken’ oder ‚Bumsen‘ nannte,<br />

wusste <strong>ich</strong> übrigens noch n<strong>ich</strong>t. Ich wusste auch n<strong>ich</strong>t, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s mit dem Mund ‚einen blasen‘<br />

hieß. – Mein Gott, war <strong>ich</strong> unbeleckt! Aber <strong>wer</strong> von uns Kindern war es n<strong>ich</strong>t? Man sprach<br />

doch nirgends <strong>über</strong> Sex; woher sollte <strong>ich</strong> die Ausdrücke nehmen? Ich, der Elfjährige, der s<strong>ich</strong><br />

nun nach diesem Harald sehnte und s<strong>ich</strong> gle<strong>ich</strong>zeitig vor einer neuerl<strong>ich</strong>en Begegnung fürchtete.<br />

– Was tun?<br />

Tja, was tun? Zunächst tat <strong>ich</strong> dieses: Am <strong>da</strong>rauffolgen<strong>den</strong> Tag, dem „Tag nach Berni“,<br />

ging <strong>ich</strong> neuerl<strong>ich</strong> ins Freibad. Und <strong>ich</strong> suchte mir wiederum ein günstiges Plätzchen auf der<br />

Liegewiese, also nahe der Becken, die ineinander <strong>über</strong>gingen; ein flacheres, ein tieferes und<br />

ein ganz tiefes, geeignet, um vom Zehn-Meter-Brett zu springen. – Ein Sprung, <strong>den</strong> <strong>ich</strong> nie<br />

gewagt habe. Ich sprang n<strong>ich</strong>t einmal vom Ein-Meter-Brett. Rufi war diesbezügl<strong>ich</strong> ein<br />

Angsthase. Was m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t besch<strong>wer</strong>te; <strong>ich</strong> ging doch sowieso n<strong>ich</strong>t des Badevergnügens<br />

wegen ins Freibad. Ich ging doch jetzt ausschließl<strong>ich</strong> der Männer wegen, die s<strong>ich</strong> dort tummelten.<br />

Also hockte <strong>ich</strong> nun wieder einmal an Ort und Stelle und gaffte so mancher Beule in<br />

so mancher Badehose entgegen. Und <strong>da</strong>von derart angetörnt, <strong>da</strong>ss mir schier die Haut brannte,<br />

wollte <strong>ich</strong> gerade aufstehen, um zu <strong>den</strong> Umkleidekabinen zu schle<strong>ich</strong>en, als <strong>ich</strong> von hinten<br />

angesprochen wurde. Ich schaute m<strong>ich</strong> um, <strong>ich</strong> schaute hoch, und <strong>da</strong> stand der Mann, der zusammen<br />

mit Harald tags zuvor auf Geheiß ihres Kumpels an der Kabine aufgetaucht war, in<br />

der <strong>ich</strong> nach der W<strong>ich</strong>serei treul<strong>ich</strong> gewartet hatte, weil <strong>ich</strong> halt bleiben und warten sollte.<br />

„Na Kleener, auch wieder hier?“, sagte der Mann und setzte s<strong>ich</strong> neben m<strong>ich</strong>, „<strong>ich</strong> heiße<br />

übrigens Fred. Kannst m<strong>ich</strong> auch Freddy nennen. – Und was hast du vorgestern gesagt, wie<br />

du heißt? War es Rudolf?“ – Ich nickte, <strong>ich</strong> hörte: „Dann sagen sie garantiert alle ‚Rufi‘ zu<br />

dir, stimmt’s?“ – Was <strong>ich</strong> bestätigte, <strong>da</strong>raufhin zu hören bekam: „Dann sag’ <strong>ich</strong> auch Rufi zu<br />

dir. Freddy und Rufi, passt doch gut. Das sollten wir feiern. Aber n<strong>ich</strong>t hier. Ich würd’ sagen,<br />

wir gehen woanders hin. Wo wir beide allein sind. Warst’ schon mal im Bootshaus vom Kanuverein?<br />

Drüben auf’m Werder?“ – Und als <strong>ich</strong> sagte, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> noch nie auf dem Werder<br />

gewesen wäre, hieß es: „Na <strong>da</strong>nn wird’s ja Zeit. Komm, zieh d<strong>ich</strong> an. Lass uns hier abhauen.“<br />

Wiederum nickte <strong>ich</strong> nur und tat sogle<strong>ich</strong>, wie mir geheißen. Und Freddy, in voller Montur,<br />

er war wohl gerade erst gekommen, wartete nun, bis <strong>ich</strong> abmarschbereit war. Was n<strong>ich</strong>t<br />

lange <strong>da</strong>uerte; wenige Minuten später verließen wir <strong>da</strong>s Freibad und gingen zu dem direkt<br />

neben der Badeanstalt gelegenen Bootsverleih. Dort hieß m<strong>ich</strong> Freddy warten und ging in die<br />

Bude des Verleihers; <strong>ich</strong> nahm an, er würde ein Boot mieten, um uns die ca. zweihundert Meter<br />

r<strong>über</strong> zum Werder zu rudern. Aber dem war n<strong>ich</strong>t so. Als er zurückkam, erfuhr <strong>ich</strong>, <strong>da</strong>ss er<br />

telefoniert hätte und <strong>da</strong>ss gle<strong>ich</strong> jemand vom Werder r<strong>über</strong>käme, um uns abholen; „’n Kumpel<br />

von mir. Wirst sehen, der gefällt dir. Brauchst auch keine Hemmungen zu haben. Willi<br />

liebt solche Bengels wie d<strong>ich</strong>. Kann er gar n<strong>ich</strong>t genug von kriegen.“<br />

Auf dem Werder, einer Landzunge zwischen Hafen und Strom, wohnte in einem massiven<br />

einstöckigen Gebäude, <strong>da</strong>s aussah wie ein altes Bauernhaus, ledigl<strong>ich</strong> der Sporthafenmeister,<br />

also dieser Willi mit seiner Familie. Die zwei weiteren Bauten auf dieser de<strong>ich</strong>ähnl<strong>ich</strong><br />

langgestreckten Landzunge waren aus Holz und um 1910 im pompösen Seebadstil err<strong>ich</strong>tete<br />

Boots- und Vereinshäuser, eines gehörte dem Segelklub, eines dem Kanuklub. Beides vor<br />

1945 private Vereine, nun städtisch, sozusagen volkseigen, <strong>den</strong>noch abgehoben oder elitär;<br />

man war in Xge n<strong>ich</strong>t irgend<strong>wer</strong> oder man war <strong>wer</strong>, wenn man dort Mitglied war. Ärzte, Apotheker,<br />

Hand<strong>wer</strong>ksmeister, La<strong>den</strong>besitzer, wie <strong>ich</strong> von meiner Mutter wusste, die <strong>da</strong>zu zu<br />

sagen hatte: „Na ja, Leute mit Geld.“ Von <strong>den</strong>en <strong>ich</strong> aber an diesem Werktag um die Mittagszeit,<br />

als Sporthafenmeister Willi ‚soundso‘ <strong>den</strong> Freddy und m<strong>ich</strong> mit einem kleinen Motorboot<br />

<strong>über</strong>gesetzt hatte, nieman<strong>den</strong> traf. – Übrigens hatte es mal wieder geheißen: „Na guck<br />

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