01.11.2013 Aufrufe

den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

am See. Dahin wür<strong>den</strong> wir d<strong>ich</strong> mitnehmen. Würde auch keiner erfahren, und du müsstest<br />

natürl<strong>ich</strong> auch <strong>den</strong> Mund halten, aber <strong>ich</strong> <strong>den</strong>k mal, <strong>da</strong>ss machst du sowieso. Willst ja n<strong>ich</strong>’,<br />

<strong>da</strong>ss der Gründel was spitz kriegt. Ich hab gehört, der soll ver<strong>da</strong>mmt rabiat sein, und <strong>da</strong>s n<strong>ich</strong>t<br />

nur im Bett. – Sag mal, wie hältst du <strong>da</strong>s eigentl<strong>ich</strong> aus, so’n spackes Kerlchen wie bist? Oder<br />

hat er gar n<strong>ich</strong>t so’ne Wahnsinnslatte, wie sie alle sagen?“<br />

„Doch.“<br />

„Wirkl<strong>ich</strong> <strong>über</strong> dreißig?“<br />

„Ja.“<br />

„Und warum hast <strong>da</strong> vorhin bei mir so gewimmert? Ich hab’ doch mal grade so achtzehn<br />

an mir dran. Das dürfte doch eigentl<strong>ich</strong> für d<strong>ich</strong> <strong>über</strong>haupt keine Hürde sein, zumal er ja auch<br />

n<strong>ich</strong>’ mal besonders fett is’. Oder is’ <strong>da</strong>s Gewinsel ’ne Masche von dir? Gehörste du zu <strong>den</strong><br />

Bengels, die immer so tun, als wenn sie’s eigentl<strong>ich</strong> gar n<strong>ich</strong>t wollten. – Ja, was? Zu <strong>den</strong>en<br />

gehörst, stimmt’s? Führst d<strong>ich</strong> extra so auf, ja? – Kannste ruhig zugeben, <strong>da</strong>s hat was. Wärste<br />

<strong>da</strong> in Plau genau der R<strong>ich</strong>tige für uns. Wir haben es gern, wenn einer so tut, als würde er <strong>da</strong>s<br />

alles n<strong>ich</strong>t frei<strong>will</strong>ig mit s<strong>ich</strong> machen lassen. Davon <strong>wer</strong><strong>den</strong> wir geil wie verrückt. Na hast du<br />

ja vorhin mitgekriegt, wie m<strong>ich</strong> <strong>da</strong>s anmacht. Hab’ schon lange n<strong>ich</strong>t mehr so mächtig gebolzt.<br />

War herrl<strong>ich</strong>, alles was recht ist. – Mensch, Rufi, sieh mal zu, <strong>da</strong>ss du d<strong>ich</strong> an irgend<br />

’nem Wochenende von zu Hause losmachen kannst. Dran ge<strong>da</strong>cht hab <strong>ich</strong> schon ewig. Aber<br />

nie hab’ <strong>ich</strong> d<strong>ich</strong> allein zu fassen gekriegt. Entweder war Ella <strong>da</strong>bei oder Mutti war in der<br />

Nähe. Oder aber du warst n<strong>ich</strong>t greifbar, warst mit’m Theater unterwegs. Gab’s <strong>da</strong> eigentl<strong>ich</strong><br />

auch welche, die d<strong>ich</strong> gepimpert haben?“<br />

„Nee.“<br />

„Nee? Guck man an, <strong>da</strong>s hätt’ <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t ge<strong>da</strong>cht. Künstler sollen es doch alle n<strong>ich</strong>t so genau<br />

nehmen. Na ja, vielle<strong>ich</strong>t sind <strong>da</strong>s nur die großen, die vom Fernsehen. Unter <strong>den</strong>en soll es<br />

ja schlimm zugehen, heißt es. Aber vielle<strong>ich</strong>t sind es ja auch bloß die aus’m Westen. – Na is’<br />

ja auch egal. Sieh mal lieber zu, <strong>da</strong>ss du Mutti ’n Bär’n aufgebun<strong>den</strong> kriegst. Lohnt s<strong>ich</strong> für<br />

d<strong>ich</strong>, kann <strong>ich</strong> dir versprechen...“<br />

*<br />

Ich habe meiner Mutter keinen Bären aufgebun<strong>den</strong>, je<strong>den</strong>falls einen solchen n<strong>ich</strong>t; in<br />

Plau am See war <strong>ich</strong> nie. Und bei Lackners ferngesehen habe <strong>ich</strong> auch erst wieder, als Frau<br />

Lackner aus Arendsee zurück war, vier oder fünf Tage nach dieser Bettgesch<strong>ich</strong>te mit Herrn<br />

Lackner, die mir n<strong>ich</strong>t gerade sonderl<strong>ich</strong> zugesagt hatte. Fand <strong>über</strong>haupt, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s kein Tag<br />

nach meinem Geschmack gewesen war. Zuerst diese sonderbaren Männer in der LICHT-<br />

BURG, der eine plitzplatz s<strong>ich</strong> verzogen, der andere mir n<strong>ich</strong>t geheuer, und abends <strong>da</strong>nn auch<br />

noch Lackners Gekeile.<br />

Na je<strong>den</strong>falls hatte <strong>ich</strong> mit Herrn Lackner nie wieder was, und irgendwann war er ja auch<br />

n<strong>ich</strong>t mehr „aktiv“. Das Jahr <strong>da</strong>rauf haben sie ihn irgendwann mehrfachen Kindesmissbrauchs<br />

wegen eingelocht. Ihn und andere. Die Sache mit Plau am See war aufgeflogen. – Xge hatte<br />

seinen Skan<strong>da</strong>l, und Frau Lackner ließ s<strong>ich</strong> schei<strong>den</strong>. Und zu meiner Mutter hieß es, und dies<br />

sogar in meinem Beisein: „Sie glauben n<strong>ich</strong>t, Frau Rubinek, wie froh <strong>ich</strong> bin, <strong>da</strong>ss der Kerl<br />

wenigstens Ihren Rufi n<strong>ich</strong>t in die Hände gekriegt hat. N<strong>ich</strong>t auszu<strong>den</strong>ken, wenn dem Jungen<br />

was passiert wär’.“<br />

*<br />

Was meine künftigen Kino-Besuche betraf, so setzte <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> einige Zeit immer nur<br />

dorthin, wo schon <strong>wer</strong> saß, kam <strong>ich</strong> ins Parkett. Auf diese Weise war <strong>ich</strong> mir s<strong>ich</strong>er, von diesem<br />

Horst, sollte er in dieselbe Vorstellung gehen, n<strong>ich</strong>t angesprochen zu <strong>wer</strong><strong>den</strong>. Wurde <strong>ich</strong><br />

auch n<strong>ich</strong>t, als <strong>ich</strong> ihn tatsächl<strong>ich</strong> einmal sah. Da kam er allerdings n<strong>ich</strong>t allein, er hatte einen<br />

95

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!