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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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weiß <strong>ich</strong>, wann wir <strong>da</strong>s mal wieder kriegen, nur du und <strong>ich</strong> und <strong>da</strong>s Bett. – Hast übrigens<br />

schon ’n Hübschen. Hätt’ <strong>ich</strong> gar n<strong>ich</strong>t ge<strong>da</strong>cht, wo du doch noch so zierl<strong>ich</strong> bist. – Du, jetzt<br />

sag dir mal was, brauchst aber keinen Schreck zu kriegen, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> <strong>da</strong>s weiß. Warst mal vor’n<br />

paar Jahren bei Willi Stötzner auf’n Werder. Und <strong>da</strong> hat er dir mit noch einem, mit Freddy<br />

Wutschke, <strong>den</strong> Mann gemacht. Und seitdem hast du was mit Harald Gründel. Und der passt<br />

auf d<strong>ich</strong> auf wie’n Schießhund, <strong>da</strong>ss du d<strong>ich</strong> ja keinem andern hingibst. – Du, jetzt keine<br />

Angst haben, Rufi, <strong>da</strong>s bleibt unter uns, <strong>da</strong>s <strong>wer</strong>d’ <strong>ich</strong> doch keinem ausplaudern. Sollst doch<br />

bloß wissen, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> <strong>da</strong>s weiß. N<strong>ich</strong>t <strong>da</strong>ss du d<strong>ich</strong> unnütz zierst, <strong>da</strong>s hast du n<strong>ich</strong>t nötig. – Sag<br />

mal, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> dir <strong>den</strong> Mann machen soll. Soll <strong>ich</strong> doch, oder? Immer nur mit diesem Gründel,<br />

<strong>da</strong>s ist doch auf Dauer langweilig. Brauchst doch mal wieder was andres. Klar brauchst du<br />

<strong>da</strong>s, <strong>da</strong>s seh’ <strong>ich</strong> dir an <strong>den</strong> Augen hat. So wie du guckst, guck nur einer, der es gar n<strong>ich</strong>t erwarten<br />

kann, <strong>da</strong>ss ihn <strong>wer</strong> nimmt. – Na los, lass d<strong>ich</strong> umdrehen. Ich mach dir ’n Einlauf.“<br />

Lackner, von mir abgesprungen, wälzte m<strong>ich</strong> Sprachlosen bäuchlings, und <strong>ich</strong> hörte es<br />

spucken, <strong>ich</strong> wurde berotzt... und Lackner wälzte s<strong>ich</strong> auf m<strong>ich</strong>, packte m<strong>ich</strong>, rammte m<strong>ich</strong>,<br />

brach s<strong>ich</strong> die Bahn... mein Gott, tat <strong>da</strong>s weh!<br />

„Komm, jetzt n<strong>ich</strong>t winseln, Rufi, bist doch sonstwas gewöhnt. Der Gründel soll doch ’n<br />

Bullenschwengel haben, <strong>da</strong> kann dir doch meiner nix ausmachen, der is’ doch nix als normal.“<br />

Ja, ja, der war nix als „normal“, aber mächtig weh tat es trotzdem, weil Lackner n<strong>ich</strong>t<br />

simpel geradeaus fickte, stattdessen mit <strong>den</strong> Len<strong>den</strong> eher ruderte, kreiste, s<strong>ich</strong> mit seinem<br />

Prügel die kreuz und die quer in m<strong>ich</strong> keilte. – „Das hat was, was? (ja was <strong>den</strong>n?) <strong>da</strong>s<br />

bringt <strong>euch</strong> Bengels in Rage, <strong>da</strong>s kenn’ <strong>ich</strong> (wieso? woher <strong>den</strong>n?) <strong>da</strong>s macht <strong>euch</strong> rein<br />

blödsinnig (was machte <strong>da</strong>s?) <strong>da</strong>s is’ n<strong>ich</strong>’ wie mit Ella, die so was n<strong>ich</strong>’ braucht (was<br />

brauchte die n<strong>ich</strong>t?) komm her, Rufi, lass es dir geben –“<br />

Und Lackner wilderte wild; der war schier n<strong>ich</strong>t wiederzuerkennen, der <strong>da</strong> jetzt mit <strong>den</strong><br />

Zähnen knirschte, als würde er mir je<strong>den</strong> Moment in <strong>den</strong> Nacken beißen, und eine Hand mir<br />

in <strong>den</strong> Haaren, als wollte sie mir die Haare im Büschel vom Hinterkopf reißen, und n<strong>ich</strong>t lokker<br />

ließ Lackner und der kam n<strong>ich</strong>t zu Ende; der keilte und keilte haste, was kannste noch<br />

immer die kreuz und quer – „<strong>da</strong>s brauchste! <strong>da</strong>s brauchste!“ – und <strong>da</strong> nützte kein „Nein!“<br />

„Quatsch n<strong>ich</strong>’! <strong>da</strong>s brauchste! Dem Gründel gibst’ <strong>da</strong>s doch auch! dem machste<br />

doch ständig die Frau –“<br />

Zwanzig Minuten später war der Herr Lackner wieder der Herr Lackner, wie <strong>ich</strong> ihn bisher<br />

gekannt hatte: eine poltrig liebe Seele von Mensch; wieder mit mir im Wohnzimmer und<br />

wieder <strong>da</strong>selbst auf dem Sofa, und wir beide wieder züchtig behüllt. – Die TAGESSCHAU<br />

zwar verpasst, auch <strong>den</strong> Anfang des Films <strong>über</strong> irgendeine Savanne in irgendwo Afrika, aber<br />

jede Menge Antilopen gab’s noch zu sehen, und eine Löwin lag auf der Lauer, ging mehrmals<br />

leer aus, bis sie am Ende ein Tier riss, <strong>da</strong>ss s<strong>ich</strong> vereinzelt hatte. – „Dummes Luder“, kommentierte<br />

Herr Lackner, „wär’ sie bei der Herde geblieben, könnt’ sie noch leben.“<br />

Worauf der Film auch zu Ende war, und nun käme irgendwas Politisches und <strong>da</strong>s interessierte<br />

kein Schwein, sagte Herr Lackner und machte <strong>den</strong> Fernseher aus. Reckte s<strong>ich</strong>, streckte<br />

s<strong>ich</strong>, setzte s<strong>ich</strong> mir wieder zur Seite, legte auch wieder <strong>den</strong> Arm um m<strong>ich</strong>, fragte: „Na, Rufi,<br />

war’s schön mit mir?“<br />

„Ja –“<br />

„Na siehst du, muss n<strong>ich</strong>t immer bloß einer sein. – Du, weißt was, kannst d<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t mal<br />

am Wochenende von Mutti loseisen? Sagst, du müsstest irgendwo Ged<strong>ich</strong>te aufsagen, irgendwo<br />

außerhalb, wo du <strong>über</strong> Nacht bleiben musst.“<br />

„Und <strong>da</strong>nn?“<br />

„Kommst du mit mir mit. Ich kenn’ <strong>da</strong> vom Krankenhaus aus (Herr Lackner war Krankenpfleger)<br />

’n paar ganz nette Männer, und zweie von <strong>den</strong>en haben ’ne herrl<strong>ich</strong>e Hütte in Plau<br />

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