01.11.2013 Aufrufe

den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Inspizienten und verfolgte von dort die jeweilige Vorstellung des laufen<strong>den</strong> Schauspiel-<br />

Repertoires: Gerhard Hauptmanns „Rose Bernd“ und Oscar Wildes „Ernst sein ist alles“.<br />

Stücke, mit <strong>den</strong>en man auch „auf Abstecher“ fuhr, und selbstverständl<strong>ich</strong> nahm man m<strong>ich</strong><br />

mit. – Selbstverständl<strong>ich</strong> war <strong>da</strong> schier alles, und Rufi-Rurú war selig. Was mir ein gar sonderbares<br />

Phänomen bescherte: Ich vergaß während der vierwöchigen Probenphase zum<br />

„Klein Eyold“ jedwedes sexuelle Verlangen. Ich lebte einzig für’s Theater, <strong>da</strong>s für m<strong>ich</strong> je<strong>den</strong><br />

Tag wieder so erregend neu war, so <strong>über</strong> alle Maßen faszinierend, <strong>da</strong>ss n<strong>ich</strong>ts anderes als <strong>da</strong>s<br />

Theater in mir Raum hatte. Was mir n<strong>ich</strong>t bewusst wurde; es geschah einfach, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> sexuell<br />

sozusagen wie erblindet durch die Tage torkelte. Ich war plötzl<strong>ich</strong> wieder zu dem Jungen gewor<strong>den</strong>,<br />

dem erst Herr Zange die Augen für die Männl<strong>ich</strong>keit hinterm Hosenschlitz hatte öffnen<br />

müssen. Ich w<strong>ich</strong>ste kein einziges Mal (wenn <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> recht erinnere), <strong>ich</strong> nahm keinen<br />

Mann als sexuelles Wesen wahr, selbst Waldemar n<strong>ich</strong>t, wenn er mitunter ledigl<strong>ich</strong> mit einer<br />

Unterhose bekleidet durch die Wohnung lief oder mir einen Gute-Nacht-Kuss gab, und <strong>ich</strong><br />

<strong>da</strong>chte auch weder an Harald, noch an Heinr<strong>ich</strong>, noch an Axel. Xge mir diesbezügl<strong>ich</strong> komplett<br />

weggerutscht. Aber lange Briefe an meine Mutter schrieb <strong>ich</strong>; Theater und nochmals<br />

Theater <strong>da</strong>s einzige Thema, so berauscht wie <strong>ich</strong> war und zudem voller Erwartung, wie es<br />

<strong>den</strong>n sein würde, wenn s<strong>ich</strong> zum ersten Mal der Vorhang zur neuen Inszenierung hob, der<br />

s<strong>ich</strong> laut Regie erst auftun würde, nachdem <strong>ich</strong>, am Bühnenportal sitzend, ein wehmütig Lied<br />

von wil<strong>den</strong> Schwänen gesungen. – Kinderseele traumverloren.<br />

Tja, und <strong>da</strong>nn kam Mitte Mai die Premiere. Spannung sondergle<strong>ich</strong>en, Intensität sondergle<strong>ich</strong>en;<br />

kein falscher Atemzug. Die Szene schien gle<strong>ich</strong>sam zu schweben und im Schweben<br />

geheimnisvoll zu raunen, und solches bescherte dem Abend einen Schlussapplaus, der allen<br />

<strong>da</strong>s Herz hüpfen machte. Auch mir, der <strong>ich</strong> mehrmals von <strong>den</strong> Theaterleutchen an die Rampe<br />

geschoben wurde, um m<strong>ich</strong> einzeln zu verbeugen. – Je<strong>den</strong>falls war die Premiere ein Erfolg<br />

und die anschließende Feier in der Theaterkantine eine entsprechend f<strong>euch</strong>t-fröhl<strong>ich</strong>e. Und<br />

was m<strong>ich</strong> anging: Ich wurde von allen Seiten verwöhnt und war zu guter Letzt <strong>da</strong>s erste Mal<br />

in meinem Leben...na ja, n<strong>ich</strong>t betrunken, aber schließl<strong>ich</strong> gehörig beschwipst, <strong>den</strong>n man hatte,<br />

alle s<strong>ich</strong> einig, <strong>da</strong>s Jugendschutzgesetz außer Kraft gesetzt: Rurú kriegte sein Bier, n<strong>ich</strong>t<br />

nur eins, und von irgendwem sogar einen Schnaps. Also war <strong>ich</strong> am Ende mächtig angesäuselt.<br />

Und Waldemar war mehr als nur angesäuselt, als er m<strong>ich</strong> so gegen halb drei des Nachts<br />

auf seine breiten Schultern setzte und mit mir als Huckepack-Gepäck nach Hause schwankte,<br />

ab um zwei Ecken; Waldemars Wohnung war nur knappe fünf Minuten vom Theater entfernt,<br />

und die waren auch für <strong>den</strong> beträchtl<strong>ich</strong> Alkoholisiert relativ mühelos zu schaffen. – „Keine<br />

Bange, Ruhú, <strong>ich</strong> bring’ d<strong>ich</strong> s<strong>ich</strong>er an Bord!“ – Ja, brachte er m<strong>ich</strong>, und dort verfrachtete er<br />

m<strong>ich</strong> jetzt n<strong>ich</strong>t auf die Couch, wo <strong>ich</strong> bislang geschlafen hatte.<br />

„Wo <strong>will</strong>st’n mit mir hin?“<br />

„Da, wo du hingehörst, Rurú. Schon lange, hörst du, schon lange, wirst’ seh’n –“<br />

Waldemar lud m<strong>ich</strong> in seinem Bett ab, <strong>da</strong>s ein doppeltes war und aus seiner vor gut einem<br />

Jahr gescheiterten Ehe stammte. Ab setzte er m<strong>ich</strong>, neben m<strong>ich</strong> setzte er s<strong>ich</strong>, nahm m<strong>ich</strong><br />

beim Kopf und – küsste mir auf <strong>den</strong> Mund. Und <strong>ich</strong>... wie schlagartig erwacht, plötzl<strong>ich</strong> wieder<br />

der Junge aus Xge, <strong>den</strong> es nach Männern verlangte... bezüngelte Waldemars Lippen, auf<br />

<strong>da</strong>ss sie s<strong>ich</strong> öffneten, und Waldemar setzte seinerseits die Zunge in Gang, worauf <strong>ich</strong> <strong>den</strong><br />

Mann umschlang, und <strong>ich</strong> ging ihm unters Jackett, zog ihm <strong>da</strong>s Hemd aus der Hose, zerrte am<br />

Unterhemd, und war endl<strong>ich</strong> mit bei<strong>den</strong> Hän<strong>den</strong> dem Mann auf dem blanken Rücken.<br />

„Ja mach. Mach weiter, Ruhú –“, ward <strong>ich</strong> ermuntert, der <strong>ich</strong> beknutscht und beknutscht<br />

wurde und m<strong>ich</strong> nun mit einer Hand beim Waldemar hinten unter <strong>den</strong> Bund seiner Hose fingerte<br />

und mit der anderen Hand währenddessen nach vorn zu rutschen versuchte, worauf <strong>ich</strong><br />

hörte: „Warte!“, und Waldemar riss s<strong>ich</strong> <strong>den</strong> Gürtel auf, entknöpfte <strong>den</strong> Hosenbund, und meine<br />

Hände kamen voran, während <strong>ich</strong> merkte, <strong>da</strong>ss auch mir die Hose geöffnet wurde. Nahezu<br />

zeitgle<strong>ich</strong> war der eine dem anderen am Ständer, und mir in der Hand ein Kolben, der m<strong>ich</strong><br />

66

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!