den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...
den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...
den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...
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Mann geschehen; <strong>ich</strong> schluckte und schluckte... und gerade mal so eben alles runtergewürgt,<br />
wurde <strong>ich</strong> abgedrängt. Ein zog der Mann seinen Schwanz, auf stand der Mann, s<strong>ich</strong> <strong>den</strong> Hosenschlitz<br />
schließend, und sogle<strong>ich</strong> auch von mir ab wandte s<strong>ich</strong> der Mann, schob s<strong>ich</strong> durch<br />
die Reihe, und schon war er rum um die Wand, die <strong>da</strong>s Parkett von dem <strong>da</strong>hinter befindl<strong>ich</strong>en<br />
schmalen Wandelgang abschirmte. Und „klipp-klapp“ schepperte die Flügeltür hin zum Foyer,<br />
und der junge Mann, der erst nach der Wochenschau gekommen war, schaute s<strong>ich</strong> um,<br />
schaute auf m<strong>ich</strong>, lang und länger, so schien mir, und mein Herz rutsche mir in die Hose und<br />
kam mächtig ins Klopfen, als der Bursche aufstand... hatte der was gemerkt, kam der jetzt<br />
etwa zu mir, m<strong>ich</strong> abzuführen, oder ging er wen holen? – Nein, <strong>da</strong>s wohl n<strong>ich</strong>t. Der<br />
Mann schaute, s<strong>ich</strong> erhoben, zwar immer noch zu mir r<strong>über</strong>, aber <strong>da</strong>s hatte wohl n<strong>ich</strong>ts zu<br />
sagen, <strong>den</strong>n er verschwand, endl<strong>ich</strong> von mir <strong>den</strong> Blick genommen, in der Tür, durch die man<br />
in die Toiletten kam.<br />
Ich atmete auf, <strong>ich</strong> r<strong>ich</strong>tete flugs meine Hose und starrte aufs fortgeschrittene „Kabale<br />
und Liebe“-Geschehen, was n<strong>ich</strong>t hieß, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t bemerkte, <strong>da</strong>ss der auf die Toilette Gegangene<br />
irgendwann wieder erschien, s<strong>ich</strong> wieder auf seinen Platz setzte, wodurch <strong>ich</strong> endgültig<br />
erle<strong>ich</strong>tert war und auf <strong>den</strong> Burschen n<strong>ich</strong>t mehr achtete, nur noch dem Film folgte, der<br />
m<strong>ich</strong> nun auch gefangen nahm; sonst für n<strong>ich</strong>ts einen Blick, und <strong>ich</strong> konnte der Handlung,<br />
von der <strong>ich</strong> einiges n<strong>ich</strong>t mitgekriegt hatte, auch mühelos folgen; <strong>ich</strong> kannte „Kabale und Liebe“,<br />
hatte <strong>da</strong>s Stück schon mehrmals gelesen, schon einmal im Theater gesehen. Und am meisten<br />
interessierte m<strong>ich</strong> der Mann namens ‚Wurm‘, <strong>den</strong> <strong>ich</strong> für meine Rolle hielt, wenn es s<strong>ich</strong><br />
später mal, <strong>ich</strong> Schauspieler, auf dem Theater ergäbe. Denn einen Ferdinand gab <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t ab,<br />
zum jugendl<strong>ich</strong>en Liebhaber taugte meine Statur n<strong>ich</strong>t, aber dieser Sekretär Wurm, der war<br />
wie auf m<strong>ich</strong> zugeschnitten...<br />
Ich zuckte zusammen; jemand kam in die letzte Reihe, setzte s<strong>ich</strong> neben m<strong>ich</strong>, murmelte:<br />
„Hast d<strong>ich</strong> erschrocken?“ – Ich nickte, starrte stur geradeaus, wusste, es war der Mann, der<br />
vorhin zur mir r<strong>über</strong>gegafft hatte, <strong>da</strong>nn zur Toilette gegangen war.<br />
„Ich heiße Horst. Und wie heißt du?“<br />
„Rudolf“, kriegte <strong>ich</strong> knapp heraus, hörte: „Und wie alt bist du?“<br />
„Sechzehn.“<br />
„Dafür siehst du aber ver<strong>da</strong>mmt jung aus“, raunte der Bursche, fügte hinzu: „Ich bin<br />
schon dreiundzwanzig. Aber <strong>ich</strong> hab’ ’n Bruder, der wird aber erst vierzehn. Dem siehst du<br />
ähnl<strong>ich</strong>.“<br />
Ich schaute erstaunt zur Seite und ward angelächelt, <strong>ich</strong> schaute wieder gen Leinwand<br />
und ein Arm kam mir um die Schultern. – „Bist niedl<strong>ich</strong>“, hieß es leise, „genauso wie Achim.<br />
Das ist mein Bruder. Der wohnt bei mir. Unsere Eltern sind tot.“<br />
Ich wurde ruhiger. Es machte n<strong>ich</strong>t <strong>den</strong> Eindruck, <strong>da</strong>ss der Mann mir was Böses wollte,<br />
der <strong>den</strong> Arm um m<strong>ich</strong> gelegt, m<strong>ich</strong> jetzt an s<strong>ich</strong> zog, auf <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> an seiner Schulter lehnte.<br />
„Du, Rudolf, sei mal ehrl<strong>ich</strong>“, raunte dieser Horst, „hat dir der Mann, der vorhin neben<br />
dir saß, seinen Schwengel gezeigt? Hast ihm einen abgekaut?“<br />
Ich schwieg und <strong>ich</strong> hörte es flüstern: „Kannst du ruhig sagen. Ich hab’ dem Lademann<br />
auch schon ’n paar Mal einen rausgelutscht. Ist aber ’n Weilchen her. Da war <strong>ich</strong> noch mächtig<br />
viel jünger. Vierzehn, fuffzehn war <strong>ich</strong>. – Du, sag mal, gefällt dir so was? Nimmst gern ’n<br />
Schwanz in Mund?“<br />
Ich schwieg, <strong>ich</strong> schwitzte und <strong>ich</strong> vernahm: „Nun sag schon, liebst du <strong>da</strong>s, wenn ihn dir<br />
einer in’ Mund steckt?“<br />
„Ja“ hauchte <strong>ich</strong>, würgelte, Frosch mir im Hals, und der Horst ging mir ans Ohr: „Du, hör<br />
mal, du kriegst nachher meinen, ja? Aber n<strong>ich</strong>t hier. Hier is’ mir <strong>da</strong>s nix. Ich nehm’ d<strong>ich</strong> mit<br />
zu mir. Ich wohn’ gle<strong>ich</strong> schräg r<strong>über</strong>. Neben dem Haus von der Kirche.“<br />
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