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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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Zu Beginn der Spielzeit 56/57, was mit dem Beginn des neuen Schuljahres zusammenfiel,<br />

<strong>über</strong>siedelte <strong>ich</strong> noch einmal für knapp drei Monate nach ***chim, ging dort zur Schule<br />

(jetzt 7.Klasse) und wohnte wiederum bei Waldemar. Es gab noch ein paar Vorstellungen im<br />

Theaters selbst und es gab noch viele Abstechervorstellungen, auch sieben oder acht in Xge<br />

und <strong>da</strong>selbst im Tanzsaal des Hotels ZUR KRONE. Primitive Bühnentechnik, enge Garderoben,<br />

aber der Wirt und die Wirtin o.k.; alles sauber, und betreut wur<strong>den</strong> wir prima. Und für<br />

m<strong>ich</strong> war es ein Heimspiel; der „Sohn von Frau Rubinek“ in vieler Munde. – „Also wissen<br />

Sie, Ihr Sohn, Frau Rubinek, also der ist ja wirkl<strong>ich</strong> begabt. Ich hab’ gestern zu meinem Mann<br />

gesagt, ‚also auf <strong>den</strong> Jungen kann sie wirkl<strong>ich</strong> stolz sein, die Frau Rubinek.‘ Und <strong>da</strong>s können<br />

Sie auch wirkl<strong>ich</strong>. Der Junge spielt so was von natürl<strong>ich</strong>, und wie hübsch er <strong>da</strong>s Lied singt,<br />

bevor sie <strong>den</strong> Vorhang aufzieh’n. Also wissen Sie, <strong>da</strong>s geht einem so r<strong>ich</strong>tig ans Herz.“<br />

Dieses und manches mehr, was die Bankkun<strong>den</strong> und -kundinnen am Kassenschalter so alles<br />

<strong>über</strong> m<strong>ich</strong> zu sagen gewusst hatten, offerierte mir meine Mutter, wenn sie hinter die Bühne<br />

kam, spielten wir in Xge. Mutter ließ keine unserer Vorstellungen aus, und <strong>da</strong>s waren mit <strong>den</strong><br />

in der vorangegangen Spielzeit in meiner Heimatstadt bereits absolvierten insgesamt 14 an<br />

der Zahl, und die waren auch bestens besucht. Heutzutage in einer Stadt mit 35000 Einwohnern<br />

und vielle<strong>ich</strong>t noch einmal zwei- oder meinetwegen auch dreitausend potentiellen Theaterbesuchern<br />

aus dem ländl<strong>ich</strong>en Umfeld geradezu un<strong>den</strong>kbar; aber <strong>da</strong>mals machte auch <strong>da</strong>s<br />

Fernsehen dem Theater noch keine einschnei<strong>den</strong>de Konkurrenz.<br />

Unabhängig von dieser Theaterarbeit bestritten Waldemar und <strong>ich</strong> ab Anfang Oktober<br />

und bis weit ins nächste Jahr hinein auf Waldemars Initiative hin ein Duo-Programm, musikalisch<br />

unterstützt von einem Cellisten aus dem Orchester des ***chimer Theaters, <strong>da</strong>s ein<br />

Zwei-Sparten-Theater war. Wir tingelten, wenn es s<strong>ich</strong> zeitl<strong>ich</strong> bei jedem einr<strong>ich</strong>ten ließ, mit<br />

Texten von Er<strong>ich</strong> Kästner und Kurt Tucholsky rezitierend und singend <strong>über</strong> die Dörfer Süd-<br />

Mecklenburgs. Wir traten oft vor Publikum auf, <strong>da</strong>s noch nie ein Theater von innen gesehen<br />

hatte und auch mit Literatur kaum mal konfrontiert wor<strong>den</strong> war. Aber es war ein <strong>da</strong>nkbares<br />

Publikum. Ganz und gar unverbildet, sehr ursprüngl<strong>ich</strong>, spontan reagierend.<br />

Gottfried, der Cellist, und mein Waldemar waren einmal miteinander liiert gewesen.<br />

Gottfried war Waldemars Ehefrau Scheidungsgrund. Was die Frau (eine Schauspielerin, zu<br />

meiner Zeit in Neustrelitz) n<strong>ich</strong>t vor Ger<strong>ich</strong>t breitgetreten hatte. „Entfremdung“ hatte sie angegeben.<br />

Und <strong>da</strong> es keine Kinder gab, war die Scheidung nach einem knappen Dreivierteljahr<br />

ausgesprochen. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings auch <strong>da</strong>s Verhältnis der bei<strong>den</strong> Männer<br />

kein ehel<strong>ich</strong>es mehr; Gottfried s<strong>ich</strong> inzwischen dem Bariton des Opern- und Operettenensembles<br />

heiß-innigst ergeben, wodurch er Waldemar von Stund’ an nur noch freundschaftl<strong>ich</strong><br />

verbun<strong>den</strong> gewesen war.<br />

Tja, aber nun gab’s diese literarisch-musikalischen Duo-Abende, und in irgendeinem<br />

Flecken aufgetreten, aus dem man erst am anderen Morgen wieder weg kam (wir waren in<br />

aller Regel auf Bus oder Bahn angewiesen), bevölkerten wir zumeist alle drei ein- und <strong>da</strong>sselbe<br />

Zimmer in einem Dorfgasthof oder bei einer Bauernfamilie. – Na ja, kein Wunder, wenn<br />

wir <strong>da</strong> zu dritt sexuell zueinander gerieten: Der stockpassive Gottfried, der heftig aktive Waldemar<br />

und <strong>ich</strong>; <strong>da</strong>mals im Bett auch nur in der Rolle eines Passiven. Mit anderen Worten,<br />

Waldemar hatte zu tun. Das erneuerte zwar n<strong>ich</strong>t die Liebe zwischen dem Schauspieler und<br />

dem Musiker, aber sexuell kamen sie in solchen Nächten und im Verein mit mir schon mächtig<br />

in Schwung. Waldemar bumste Gottfried, bumste m<strong>ich</strong> (na meist in umgekehrter Reihenfolge),<br />

und Gottfried und <strong>ich</strong> befickten uns gegenseitig <strong>den</strong> Schlund und schlabberten <strong>da</strong>nn<br />

wechselseitig oder gle<strong>ich</strong>zeitig unserem Potenzgenie Waldemar am Gemächt herum, bis der<br />

s<strong>ich</strong> irgendwann entweder Gottfried oder m<strong>ich</strong> griff, um nochmals ins Toben zu kommen.<br />

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