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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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Tja, und <strong>da</strong>s bei so’ner schönen Musik. – Himmlisch spielte der Oswald, und für m<strong>ich</strong><br />

spielte der Oswald, mit dem <strong>ich</strong> leider nach der Feier keine Zweisamkeit würde haben können;<br />

zusätzl<strong>ich</strong> Onkel Hans bei mir einquartiert. Der schlief zwar für gewöhnl<strong>ich</strong> im Wohnzimmer<br />

auf der Couch, war er zu Besuch. Aber nun war ja auch noch meine Oma aus Anklam<br />

unterzubringen; also kriegte Oma die Couch im Wohnzimmer, und Onkel Hans sollte die<br />

Nacht auf einem Feldbett schlafen. Aber wo <strong>da</strong>s aufstellen? „Wo wär’s dir <strong>den</strong>n am liebsten?“<br />

hatte Mutter ihren Schwager gefragt, „hier in’er Küche? Oder soll <strong>ich</strong>’s bei Rufi mit<br />

reinstellen?“ – „Na ja, wenn’s Rufi n<strong>ich</strong>ts ausmacht. Also gemütl<strong>ich</strong>er fänd’ <strong>ich</strong> <strong>da</strong>s schon als<br />

hier in der Küche. Außerdem bin <strong>ich</strong> <strong>da</strong>nn Muttern morgen früh n<strong>ich</strong>t im Wege. Die steht<br />

doch immer so bannig früh auf, und wie <strong>ich</strong> sie kenne, kocht sie s<strong>ich</strong> <strong>da</strong>nn erstmal ihren Tee<br />

und schmiert s<strong>ich</strong> ’ne Schnitte.“ – Ja, ja, <strong>da</strong>s machte sie nun mal, hatte meine Mutter bestätigt<br />

und desgle<strong>ich</strong>en gefun<strong>den</strong>, <strong>da</strong>ss ihr Schwager im Zimmer seines Neffen besser aufgehoben<br />

wäre als unten in der Küche, und was Oswald anginge... „also <strong>ich</strong> <strong>den</strong>k mal, Oswald macht<br />

<strong>da</strong>s garantiert n<strong>ich</strong>ts aus, oder was meinst du, Rufi?“ – „Nee, nee, <strong>da</strong>s ist schon in Ordnung.<br />

Klar kannst’ bei uns schlafen, Onkel Hans.“<br />

Ja, ja, können konnt’ er; <strong>da</strong>s Feldbett passte in die Nische unterm Fenster, und <strong>da</strong>ss er<br />

dem Oswald und mir <strong>da</strong>mit eine gemeinsame Nacht nehmen würde... na ja, n<strong>ich</strong>t zu ändern,<br />

<strong>da</strong>cht’ <strong>ich</strong>, der <strong>ich</strong> auf unserem Hof im Kreise meiner Geburtstagsgäste <strong>den</strong> Tongirlan<strong>den</strong><br />

lauschte, die Oswald seiner Klarinette entlockte. – „Schön spielt er, dein Freund. Ist <strong>über</strong>haupt<br />

’n Hübscher“, tuschelte Onkel Hans mir ins Ohr; hatte mir einen Arm um die Schultern<br />

gelegt, „sag mal, weißt du, ob er beschnitten ist?“ – „Ja, is’er.“ – „Schon mal geseh’n? Ich<br />

meine, rein zufällig?“ – Ich nickte, Hans raunte: „So was würde m<strong>ich</strong> auch interessier’n.“<br />

Allmähl<strong>ich</strong> wurde es dunkel, und Oswald legte die Klarinette aus der Hand; der Nachtruhe<br />

der Nachbarn wegen, was unsere Nachbarn zur Linken be<strong>da</strong>uerten. Die meinten, wen so<br />

was stören würde, der hätte kein Herz im Leibe. Und <strong>da</strong>nn stand Herr Warning auf und sagte:<br />

„Wisst ihr was, jetzt hol <strong>ich</strong> uns ’ne Flasche vom Selbstgebrannten r<strong>über</strong>.“ – Zwetschgenschnaps.<br />

Dem <strong>da</strong>nn alle fröhl<strong>ich</strong> zusprachen, auch die alten Leutchen; mein Großvater, meine<br />

bei<strong>den</strong> Omas. So saßen wir beieinander bis kurz nach Mitternacht und waren vom Selbstgebrannten<br />

allesamt ein wenig angeheitert, als wir die Tafel aufhoben.<br />

„Lange n<strong>ich</strong>t so was Gutes getrunken“, fand Onkel Hans. Und Herr Warning sagte <strong>da</strong>raufhin:<br />

„Na <strong>da</strong>nn warten Sie mal, <strong>ich</strong> bin gle<strong>ich</strong> wieder <strong>da</strong>. Ich schenk’ Ihnen ’ne Flasche.“ –<br />

Und diese Flasche, Hans sie zehn Minuten später in meinem Zimmer entkorkt, Oswald und<br />

<strong>ich</strong> uns zu meinem Onkel aufs Feldbett gesetzt, machte dem Le<strong>ich</strong>tsinn Flügel, während sie<br />

zwischen uns Dreien hin und her ging, und gegen eins hob der Le<strong>ich</strong>tsinn mit uns ab.<br />

Onkel Hans, der mittig saß und <strong>über</strong> Gott und die Welt samt ihrer Binnenschiffahrt ins<br />

Re<strong>den</strong> gekommen war, hielt mitten im Satz ein mit dem Re<strong>den</strong>, stellte die schon bis zur Hälfte<br />

geleerte Schnapsflasche aufs Fensterbrett, streckte s<strong>ich</strong> wohlig, legte sowohl mir als auch<br />

Oswald so<strong>da</strong>nn einen Arm um die Schultern, seufzte, sagte: „Woll’n wir’s uns gemütl<strong>ich</strong> machen,<br />

Jungs? Ich meine, so r<strong>ich</strong>tig? Einfach <strong>da</strong>sitzen wie A<strong>da</strong>m? Oder geniert ihr <strong>euch</strong> vorm<br />

Siebenundvierzigjährigen? – Nee, was? Und heiß ist <strong>euch</strong> doch garantiert genauso wie mir, so<br />

schwül wie es ist. Ich <strong>den</strong>k mal, <strong>da</strong>s gibt die Nacht noch ’n Gewitter... (was außer Oswald und<br />

mir auch <strong>da</strong>s Gewitter gehört haben musste; je<strong>den</strong>falls grummelte es in der Ferne) ...na bitte,<br />

was hab’ <strong>ich</strong> gesagt, gibt ’n Gewitter. – Also was ist, macht ihr mit? Legen wir ab? Ich mach<br />

auch <strong>den</strong> Anfang.“<br />

Hans sprang auf, griente uns an, schnipste s<strong>ich</strong> die Schuhe von <strong>den</strong> Füßen, riss s<strong>ich</strong> <strong>da</strong>s<br />

Hemd <strong>über</strong> <strong>den</strong> Kopf (kein Unterhemd drunter), löste <strong>den</strong> Hosengürtel. „Na los, Jungs, habt<br />

<strong>euch</strong> n<strong>ich</strong>t so“, schnarrte mein Onkel und entledigte s<strong>ich</strong> seiner Hose, zerrte s<strong>ich</strong> die Socken<br />

runter, grunzte: „Warum woll’n wir bei der Hitze n<strong>ich</strong>t mal einen auf verrückt machen?“ –<br />

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