den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...
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anderer als Harald konnte ihn mir zugesteckt haben. Wahrscheinl<strong>ich</strong>, als er meine Sachen aus<br />
Jochens Mansarde geholt hatte, und Jochen hatte noch immer geschlafen. Aber ja doch, was<br />
sonst, so hieß es. Der wachte nach „so was“ so schnell n<strong>ich</strong>t wieder auf. Wenn der s<strong>ich</strong> einmal<br />
„abgepumpt“ hätte, könnte neben ihm der Blitz einschlagen, <strong>da</strong>s würde ihn n<strong>ich</strong>t munter machen.<br />
„So is’ <strong>da</strong>s mit dem. Den hast du kirre gekriegt, mein Kleener.“<br />
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Mein Ber<strong>ich</strong>t ist ins Stocken geraten. Ich hatte jetzt mehrere Tage hintereinander bis in<br />
<strong>den</strong> Nachmittag hinein Proben (Shylock), am Abend Vorstellung (Nathan und Becketts Letztes<br />
Band). – Das sind Kraftakte, wie <strong>ich</strong> sie liebe, auch wenn <strong>ich</strong> sie n<strong>ich</strong>t mehr wegstecke, als<br />
wär’ <strong>da</strong>s rein n<strong>ich</strong>ts. Habe <strong>ich</strong> heutzutage solch Pensum absolviert, ist der Tag auch so quasi<br />
gegessen. Schütt’ <strong>ich</strong> ihm ein, zwei Gläser Rotwein hinterher, schieb’ auch, wenn es s<strong>ich</strong> ergibt,<br />
einen Fick nach, ja Gott, warum n<strong>ich</strong>t; n<strong>ich</strong>ts gegen sinnl<strong>ich</strong>e „Exzesse“ nach einem gerüttelt<br />
Maß Anspannung, aber emotionale Ausschweifungen <strong>mag</strong> <strong>ich</strong> mir n<strong>ich</strong>t mehr zumuten.<br />
Also ließ <strong>ich</strong> in <strong>den</strong> letzten Tagen auch <strong>da</strong>s Erinnern bleiben; ließ die Vergangenheit ruhen, in<br />
der <strong>ich</strong> in so manches offene Messer getaumelt bin, kamen mir Männer entgegen, die m<strong>ich</strong><br />
hoffen machten, <strong>da</strong>ss sie vor mir die Hosen sacken ließen.<br />
War <strong>ich</strong> ansonsten sehr wohl in der Lage, m<strong>ich</strong> in der Welt der Erwachsenen vor allzu<br />
viel Willkür in Acht zu nehmen, hier zur rechten Zeit eine Lüge, <strong>da</strong> eine Ausrede, dort ein<br />
Verschweigen und was der Mögl<strong>ich</strong>keiten mehr sind, s<strong>ich</strong> als Kind Ärgstes zu ersparen, so<br />
gründl<strong>ich</strong> versagten in mir andererseits alle Mechanismen des Selbstschutzes, ward <strong>ich</strong><br />
„mannhaft“ umworben. Und <strong>da</strong>mit zurück ins Jahr ’54. Juli, Sommerferien, und Rufi, der<br />
gerade mal Elfjährige und nach seinem Erlebnis in der Gartenlaube des Bankangestellten s<strong>ich</strong><br />
im Freibad sozusagen auf Männerjagd begeben und dort so üppig wie prekär fündig gewor<strong>den</strong>,<br />
war in Bedrängnis geraten: Was tun, was lassen, ohne gle<strong>ich</strong> alles bleiben zu lassen?<br />
Nun <strong>den</strong>n: M<strong>ich</strong> nach meinem Brahmheide-Erlebnis ausgeschlafen, war mir am Morgen,<br />
<strong>ich</strong> allein beim Frühstück, Mutter im Dienst, re<strong>ich</strong>l<strong>ich</strong> konfus ums Herz. War <strong>den</strong> Nachwehen<br />
des Verschrecktseins ausgesetzt, der <strong>ich</strong> zugle<strong>ich</strong> dem neuerl<strong>ich</strong>en Aufkeimen des Versuchtseins<br />
bei wieder schmerzfreiem Hintern ausgeliefert war. – Klein-Rufi zwischen Baum und<br />
Borke, wie er <strong>da</strong> saß und aß. Dacht’ einerseits, andererseits, <strong>da</strong>cht’ einmal hü, einmal hott;<br />
wenn’s <strong>über</strong>haupt ein Denken war, was an diesem Morgen in mir waberte und die Ruhe mir<br />
nahm, der <strong>ich</strong> <strong>da</strong> grübelte: Was <strong>den</strong>n nun, wie <strong>den</strong>n nun? Sollt’ <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t mehr, durft’ <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t<br />
mehr? Oder wie oder was? Hieß <strong>da</strong>s jetzt niemals mehr, nimmer mehr?, obwohl dieser Harald...<br />
schön war der Harald, dieser Zwei-Meter-Mann. Mein Gott, wie toll der aussah,<br />
war er nackt! Welch ein herrl<strong>ich</strong> d<strong>ich</strong>tlockiger, blauschwarz glänzender Pelz auf der irrsinnig<br />
prallen Brust mit <strong>den</strong> wahnsinnig großen Nippeln. Und was für breite Schultern, was für<br />
kräftige Arme, was für wuchtige Beine. Und <strong>da</strong>s Aufregendste: Welch ein riesiger<br />
Schwanz. Doch gerade der konnte so grausam sein, so unerbittl<strong>ich</strong> wehtun, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> <strong>da</strong>s<br />
Empfin<strong>den</strong> gehabt hatte, <strong>ich</strong> ginge in Stücke, der Mann brächte m<strong>ich</strong> um. Genauso wie mir<br />
immer nach Umgebracht<strong>wer</strong><strong>den</strong> war, hatt’ <strong>ich</strong> was ausgefressen und Mutter holte <strong>den</strong> Stock,<br />
<strong>den</strong> von Opa extra zu diesem Behufe zugeschnittenen, und es setzte eine Abreibung, eine<br />
mordsmörderische, immer rauf auf <strong>den</strong> „Blanken“, auf dem <strong>da</strong>nn schließl<strong>ich</strong> die Striemen<br />
glühten, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> schier n<strong>ich</strong>t drauf sitzen konnte, war Mutter endl<strong>ich</strong> der Meinung, nun wär’<br />
<strong>ich</strong> genug gezüchtigt, die Strafe hätte gesessen. „Und wehe n<strong>ich</strong>t. Ich kann auch noch ganz<br />
andere Seiten aufzieh’n.“ Und <strong>da</strong>nn musste <strong>ich</strong> immer ins Bett, ward n<strong>ich</strong>t in die Arme genommen,<br />
wie mir durch Harald geschehen, weil er mir weh getan hatte. Ward n<strong>ich</strong>t getröstet,<br />
am Ende beschenkt. Im Gegenteil. Beim letzten Mal war mir mal wieder der nächste Kinobesuch<br />
gestr<strong>ich</strong>en wor<strong>den</strong>, und in <strong>den</strong> Zirkus, der die Woche <strong>da</strong>rauf nach Xge gekommen war,<br />
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