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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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„Und warum wirst du jetzt rot? Fühlst’ d<strong>ich</strong> ertappt? – Musst du n<strong>ich</strong>t, ist n<strong>ich</strong>ts <strong>da</strong>bei.<br />

Warum sollst’ dir n<strong>ich</strong>t mal angucken, wie du garantiert auch mal aussiehst, wenn du erwachsen<br />

bist. – Bist übrigens ’n Hübscher, weißt du <strong>da</strong>s?“<br />

„Nee.“<br />

„Is’ aber so. – Ja, ja, kannst du mir glauben. Hast so’n ganz feinen Knochenbau. Siehst<br />

n<strong>ich</strong>t so eckig aus wie Matthias oder Thomas, oder der, mit dem du gekommen bist, dieser<br />

Bernd. Der heißt doch Bernd, oder?“<br />

„Ja.“<br />

„Na ja, hässl<strong>ich</strong> ist er n<strong>ich</strong>t. Aber wenn <strong>ich</strong> mir aussuchen könnte, wen <strong>ich</strong> zum Sohn haben<br />

wollte, <strong>da</strong>nn würd’ <strong>ich</strong> d<strong>ich</strong> nehmen. – Was <strong>will</strong>st’n eigentl<strong>ich</strong> mal <strong>wer</strong><strong>den</strong>?“<br />

„Schauspieler.“<br />

„Ach was?!“<br />

„Ja, ja, <strong>ich</strong> <strong>will</strong> Schauspieler <strong>wer</strong><strong>den</strong>.“<br />

„Na Gott, warum n<strong>ich</strong>t, <strong>ich</strong> geh’ ganz gern mal ins Kino, und <strong>da</strong>s gäb’s ja nun mal n<strong>ich</strong>t<br />

ohne Schauspieler, hab’ <strong>ich</strong> Recht?“<br />

„Ja.“<br />

„Ach Gott, bist du niedl<strong>ich</strong>. – Weißt du, was wär’, wenn du mein Sohn wär’st? Würd’ <strong>ich</strong><br />

von morgens bis abends mit dir kuscheln. Hättst’ so was gern?“<br />

„Ja.“<br />

„Würdest’ also ohne weiteres in mein Bett kriechen, wenn <strong>ich</strong> <strong>da</strong>s wollte?“<br />

„Ja.“<br />

„Machst <strong>da</strong>s mit deinem Vater auch? Ich meine, kuscheln?“<br />

„Ich hab’ keinen Vater. Der ist im Krieg geblieben.“<br />

„Ach je, auch <strong>da</strong>s noch, so’n Hübscher und keinen zum Kuscheln. Oder machst <strong>da</strong>s mit<br />

Mutti?“<br />

„Nee, die möcht’ so was n<strong>ich</strong>t mehr. Die sagt, <strong>da</strong>für wär’ <strong>ich</strong> zu alt.“<br />

„Na ja, <strong>da</strong>s musst du verstehen, Mutti ist schließl<strong>ich</strong> ’ne Frau. Stell dir mal vor, die würd’<br />

grad mit dir kuscheln und plötzl<strong>ich</strong> steht dir dein Pimmel. ’nem Mann wär’ <strong>da</strong>s egal, der<br />

kennt <strong>da</strong>s von s<strong>ich</strong>, dem steht er ja auch alle naselang, aber für ’ne Frau ist <strong>da</strong>s anders, die hat<br />

ja so was n<strong>ich</strong>’. Die würde s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>ts als genier’n, verstehst du.“<br />

Ich nickte, und in dem Moment kamen Wilhelm und Bernd aus dem Wasser und Wilhelm<br />

rief uns zu: „Wir sind gle<strong>ich</strong> wieder <strong>da</strong>, wir geh’n bloß mal schiffen.“<br />

‚Komisch‘, <strong>da</strong>cht’ <strong>ich</strong>, ‚wieso pinkeln sie <strong>den</strong>n n<strong>ich</strong>t einfach ins Wasser?‘ Und <strong>ich</strong> schaute<br />

<strong>den</strong> bei<strong>den</strong> hinterher, die s<strong>ich</strong> ins Gebüsch verkrümelten.<br />

„Wärst’ auch so or<strong>den</strong>tl<strong>ich</strong>?“ fragte jetzt Axel, „oder hätt’st einfach ins Wasser gepisst,<br />

so wie <strong>ich</strong> <strong>da</strong>s als Junge immer gemacht hab’? Na je<strong>den</strong>falls, wenn keiner in der Nähe war.<br />

Schon hab’ <strong>ich</strong> losgestrullt. Wobei: hier ist <strong>da</strong>s Wasser mächtig klar, <strong>da</strong> könnte es auffallen.<br />

Da ist es schon besser, sie geh’n mang die Büsche. Können sie s<strong>ich</strong> gegenseitig abhalten.<br />

Oder auch gle<strong>ich</strong> noch was andres erledigen. – Sag mal, wie is’n <strong>da</strong>s eigentl<strong>ich</strong>, weißt du, ob<br />

dein Freund schon w<strong>ich</strong>st? Habt ihr <strong>über</strong> so was schon mal gesprochen?“<br />

„Nee.“<br />

„Nee? – Ach guck mal, jetzt kommen die andern raus. Wahrscheinl<strong>ich</strong> <strong>wer</strong><strong>den</strong> sie auch<br />

erstmal pissen geh’n.“<br />

R<strong>ich</strong>tig vermutet. Einer der Z<strong>will</strong>inge, <strong>ich</strong> glaube, Matthias, der rief seinem Onkel zu, sie<br />

wür<strong>den</strong> jetzt schiffen gehen. Ob er mitkäme. – Antwort: „Nee, nee, geht man. Ihr habt doch<br />

jeder einen, der <strong>euch</strong> abhalten kann. Ich kümmere m<strong>ich</strong> inzwischen um Rufi.“<br />

Worauf <strong>ich</strong> sah, <strong>da</strong>ss s<strong>ich</strong> die Z<strong>will</strong>inge mit Kurt und Adolf genau an der Stelle in die Büsche<br />

schlugen, wo Kupetzki mit Bernd verschwun<strong>den</strong> war. Und Axel kommentierte: „Jetzt<br />

gibt’s <strong>da</strong> drinnen ’ne Massenkarambolage. Die sehen wir allesamt so schnell n<strong>ich</strong>t wieder.<br />

Können wir uns Zeit für uns nehmen, Rufi... (dem jetzt ein Arm um die Schultern gelegt wurde)<br />

...du, sag mal ehrl<strong>ich</strong>, kannst du dir vorstellen, was die <strong>da</strong> jetzt einer am andern anstell’n?“<br />

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