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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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„Aber der ist doch schön“<br />

„Ja, aber so groß... der passt <strong>da</strong> n<strong>ich</strong>t rein –“<br />

Und ob der reinpasste, der <strong>da</strong> längst drin war; der flutschte und flutschte a tempo, a tempo,<br />

und <strong>ich</strong> beknutschte, <strong>den</strong> Waldemar fickte und fickte und fickte – und <strong>da</strong>nn kam’s Finale,<br />

der Ficker krakelte, blökte, wie <strong>ich</strong> <strong>da</strong>s von ihm kannte, und <strong>da</strong>nn war’s vorbei, und <strong>da</strong>nn war<br />

es anders, als <strong>ich</strong> es kannte: der Befickte ward n<strong>ich</strong>t in die Arme genommen, ward n<strong>ich</strong>t liebkost,<br />

wie <strong>ich</strong> stets liebkost wurde, hatte der Fick sein Ende. Waldemar packte s<strong>ich</strong> jetzt ledigl<strong>ich</strong><br />

neben uns, brubbelte: „Hör doch mal auf mit dem Wimmern“ und fragte so<strong>da</strong>nn, wohl in<br />

der Rage meine Frage und Peters Antwort n<strong>ich</strong>t gehört: „War es <strong>da</strong>s erste Mal, <strong>da</strong>ss d<strong>ich</strong> einer<br />

gebumst hat?“<br />

„Nein, <strong>ich</strong> hab’ doch ’n Freund“, säuselte Peter, schniefte, „der ist auch Kellner. Im Ratskeller.<br />

Wir ficken uns gegenseitig. Aber mehr als <strong>ich</strong> hat der auch n<strong>ich</strong>t aufzuweisen. Mit<br />

so’m Großen, wie du einen hast, hat m<strong>ich</strong> noch keiner.“ Worauf Waldmar n<strong>ich</strong>t einging, der<br />

sagte stattdessen: „Wie is’es, Rurú, lässt’ d<strong>ich</strong> von Peter, wenn er s<strong>ich</strong> erholt hat?“<br />

Ja, <strong>ich</strong> ließ m<strong>ich</strong> vom Peter, als er s<strong>ich</strong> erholt hatte, und er nahm m<strong>ich</strong>, wie er es am liebsten<br />

hatte, wie er sagte: näml<strong>ich</strong> von hinten, während <strong>ich</strong>, m<strong>ich</strong> auf die Seite gedreht, vor ihm<br />

lag. Und ehrl<strong>ich</strong> gesagt, mir war’s eine le<strong>ich</strong>te „Übung“. War es doch eher belanglos, was<br />

m<strong>ich</strong> <strong>da</strong> stieß; war nach <strong>den</strong> Abmaßen, die <strong>ich</strong> sonst so zu verkraften hatte, rein n<strong>ich</strong>ts. Hatte<br />

nur ein wenig geziept, als s<strong>ich</strong> die E<strong>ich</strong>el n<strong>ich</strong>t sonderl<strong>ich</strong> geschickt ihren Weg gesucht hatte.<br />

Aber als der Ständer in mir verstaut war und Peter hinter mir hasplig zu rackern begann, spürte<br />

<strong>ich</strong> wenig. Es schabte etwas – ja und? Im Grunde war dieser Peter ein Langweiler. Und so<br />

empfand es auch Waldemar. Der sagte, als wir beide nach etwa einer halben Stunde wieder<br />

allein waren: „War n<strong>ich</strong>t besonders großartig, stimmt’s? Hätten wir uns eigentl<strong>ich</strong> sparen<br />

können. Aber <strong>da</strong>s weiß man ja vorher n<strong>ich</strong>t. Ich <strong>da</strong>chte, so gut, wie der Kerl aussieht, der hat<br />

bestimmt Feuer.“<br />

Nein, Feuer hatte der n<strong>ich</strong>t. Von „feurig“ konnte nun wirkl<strong>ich</strong> keine Rede sein. Es war<br />

n<strong>ich</strong>ts als ein fades S<strong>ich</strong>-Abarbeiten gewesen, was der Bursche an mir vollbracht hatte. So<br />

was Lei<strong>den</strong>schaftsloses hatte <strong>ich</strong> vordem nur mit diesem Berni bei dem Gefummel auf der<br />

Kuh-Koppel erlebt. – Also <strong>da</strong>nn lieber was aushalten müssen, <strong>da</strong>ss es einem durch und durch<br />

ging, <strong>da</strong>chte <strong>ich</strong>, während wir <strong>den</strong> Sekt austranken, der in der ersten Flasche noch übrig war;<br />

und prompt war <strong>ich</strong> le<strong>ich</strong>t beschwipst, hing dem Waldemar am Hals und k<strong>ich</strong>erte vor m<strong>ich</strong><br />

hin, bis mir <strong>da</strong>s K<strong>ich</strong>ern verging, weil <strong>ich</strong> nun wieder erfuhr, was Feuer war. Wie s<strong>ich</strong> Lei<strong>den</strong>schaft<br />

anfühlte und ein Brausen einen rüttelte, schüttelte. – Waldemar und <strong>ich</strong> uns einig,<br />

<strong>den</strong> Dreier wür<strong>den</strong> wir n<strong>ich</strong>t wiederholen, wir wären uns selbst genug, und <strong>da</strong>nn süffelten wir<br />

die zweite Flasche Krimsekt, <strong>den</strong> es <strong>da</strong>mals kaum mal „draußen“ zu kaufen gab; aber die<br />

Künstler wollte man bei Laune halten. Im Heim gab es sogar Kaviar und Südfrüchte. Da aß<br />

<strong>ich</strong> die erste Banane meines Lebens. Und am letzten Abend ward im Garten, hohe Mauer<br />

drum herum, jedem Außenstehen<strong>den</strong> der Einblick verwehrt, ein Wildschwein <strong>über</strong>m offenen<br />

Feuer gebrutzelt. – Man hätte s<strong>ich</strong> schämen müssen anges<strong>ich</strong>ts des dürftigen Warenangebots<br />

für <strong>da</strong>s „normale“ Volk in <strong>den</strong> Lä<strong>den</strong> des Landes, aber man schämte s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t. Man fraß,<br />

man soff! Zumeist Theaterschaffende, aber auch ein Bildhauer und ein Filmregisseur auf Urlaub,<br />

und alle nahmen es, wie es kam. Und <strong>ich</strong> habe in <strong>den</strong> 14 Tagen mehrmals gehört: „Tja,<br />

entweder pflegen sie uns oder wir wechseln die Seiten. Drüben lässt s<strong>ich</strong> auch Theater spielen.“<br />

Ja, so hieß es <strong>da</strong>mals und ganz gewiss noch vielmals bis zum 13. August 1961; <strong>da</strong>nach<br />

konnte keiner mehr so einfach die Seiten wechseln. Nur noch die Spitzenstars mit ihren Gastspielen<br />

im Westen. Und diese Herren und Damen wur<strong>den</strong> <strong>den</strong>n auch weiterhin gehegt und<br />

gepflegt. Mein Startänzer Jogi hatte Ende 1962, als wir zueinander kamen, ein Dauervisum.<br />

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