den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...
den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...
den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...
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Alice Lea Warschauer und Emanuel Johan Kröner hatten s<strong>ich</strong> im Sommer ’32 in Berlin<br />
kennengelernt, hatten <strong>da</strong>selbst noch im selben Jahr geheiratet und waren von dort ein knappes<br />
Jahr später nach Holland geflohen. Die Mutter gibt Konzerte, der Vater arbeitet zunächst<br />
für eine Exilantenzeitschrift, später im Widerstand, bis er im August 1941 von <strong>den</strong> Deutschen<br />
verhaftet und noch am selben Tage erschossen wird. Seine Frau findet mit Sohn Oswald nahe<br />
Amster<strong>da</strong>m bei einer Bauernfamilie retten<strong>den</strong> Unterschlupf. So <strong>über</strong>leben die bei<strong>den</strong>. Aber<br />
Heimat <strong>wer</strong><strong>den</strong> ihnen die Niederlande n<strong>ich</strong>t. So <strong>über</strong>siedeln sie im November 1949 in die<br />
frisch gegründete DDR; Alice Kröner-Warschauer <strong>über</strong>nimmt eine Dozentur an der Pots<strong>da</strong>mer<br />
Musikschule und Sohn Oswald erwirbt mehr schlecht als recht einen arg späten Grundschulabschluss,<br />
womit er mit 19 bei der Kasernierten Volkspolizei landet und durch sie mit 22<br />
in der Nationalen Volksarmee. – Oswald Emanuel Kröner, der Unteroffizier, der mir, als er<br />
s<strong>ich</strong> der Uniform entledigt hatte, n<strong>ich</strong>ts als ein Mann war; geil-gierig wie <strong>ich</strong>. Und also suhlten<br />
wir uns, umrankten einander, gaben einander uns hin. Bald stand mir der Hintern in<br />
Flammen, und mir dies widerfahren, kam mir, schier wollt’ <strong>ich</strong>’s n<strong>ich</strong>t fassen!, der seine entgegen<br />
und fürwahr: <strong>ich</strong> machte ihn lodern, und dies ihm geschehen, war’s aber um <strong>den</strong> Mann<br />
n<strong>ich</strong>t etwa geschehen. Der ließ m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t etwa verschnaufen, <strong>ich</strong> von ihm abgefallen. L<strong>ich</strong>terloh<br />
brannte der Oswald, erst recht jetzt versessen, m<strong>ich</strong> zu besitzen. Und <strong>da</strong> gab’s kein:<br />
„Halt’s aus!“, <strong>da</strong> gab’s nur: „Rufi, <strong>ich</strong> brauch d<strong>ich</strong>!“ und: „Spürst meinen Dödel, <strong>den</strong> sie mir<br />
glattpoliert haben? Ja, macht er d<strong>ich</strong> glückl<strong>ich</strong>?“<br />
So also liebten wir uns; der eine sechsundzwanzig, der andere noch n<strong>ich</strong>t ganz siebzehn;<br />
und nach schier einer Ewigkeit ging uns schließl<strong>ich</strong> der Atem aus. Doch n<strong>ich</strong>t <strong>da</strong>s Verlangen,<br />
einander uns nahe zu sein. „Für immer und ewig, Rufi. Fühlst du genauso?“ – Ja, <strong>ich</strong> fühlte<br />
n<strong>ich</strong>t anders. Mein Harald hin, mein Waldemar her, und wen es halt sonst noch gab – Oswald<br />
war der Mann, <strong>den</strong> <strong>ich</strong> wohl alle Jahre gesucht, nun gefun<strong>den</strong> hatte.<br />
„Du, hör mal, Rufi. Du <strong>da</strong>rfst trotzdem mit andern. Ich muss ja auch mit andern. Nur<br />
n<strong>ich</strong>t dein Herz weggeben. Egal, mit wem du zu liegen kommst, dein Herz lässt du mir, ja?“<br />
raunte der Oswald, str<strong>ich</strong> mir meine verschwitzten Haare aus der Stirn, lächelte sanft mir zu,<br />
fragte: „Wie alt warst’n eigentl<strong>ich</strong>, als du <strong>da</strong>s erste Mal was mit’m Mann hattest?“<br />
„Elf. Und du?“<br />
„Sieben. Das war aber n<strong>ich</strong>t lustig. Das war bei dem Bauern, der uns versteckt hat. Da<br />
gab’s in dem Dorf auch noch <strong>den</strong> Bruder von seiner Frau, einen Gärtnereibesitzer. Außerdem<br />
war er der Bürgermeister. Hieß immer, der hielte der Gemeinde die Deutschen vom Leib. So<br />
lange der was zu sagen hätte, wär’ n<strong>ich</strong>ts zu befürchten. War vielle<strong>ich</strong>t auch so, kann <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t<br />
beurteilen. Aber nach’m Krieg haben sie <strong>den</strong> Mann vor Ger<strong>ich</strong>t gestellt, weil er mit <strong>den</strong> Besatzern<br />
kollaboriert hat. Keine Leute verpfiffen, <strong>da</strong>s n<strong>ich</strong>t, aber massenhaft krumme Geschäfte<br />
gemacht. Und m<strong>ich</strong> hat er drei, vier Mal in der Woche abends abgeholt, wenn es dunkel war.<br />
Angebl<strong>ich</strong>, <strong>da</strong>mit <strong>ich</strong> wenigstens ’n bisschen frische Luft kriegte. Wir haben doch Tag für Tag<br />
in diesem Schweinestall gehockt. In so’m fensterlosen Koben hinter der Futterküche. Und <strong>da</strong><br />
hat dieser Willem gemeint, so hieß der Mann, der hieß Willem, Willem Nyland. Der hat irgendwann<br />
zu meiner Mutter gesagt, so ginge <strong>da</strong>s mit mir n<strong>ich</strong>t weiter, <strong>ich</strong> brauchte dringend<br />
Bewegung. Ich müsste mir wenigstens abends mal für ’ne Stunde die Füße vertreten können.<br />
Er würde auch <strong>da</strong>für sorgen, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> wieder heil nach Hause käme. – Na ja, und <strong>da</strong> ist es passiert.<br />
Gle<strong>ich</strong> beim ersten Mal. Da ist er mit mir in seine Gärtnerei. Und <strong>da</strong> hat er m<strong>ich</strong> in so’n<br />
Gewächshaus gezogen. Ruckzuck ging’s. Eh’ <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> versah, sind mir die Hosen gerutscht<br />
und <strong>ich</strong> lag auf’m Bauch, und dieser Willem war auf mir drauf. Das war ’n Koloss, sag <strong>ich</strong><br />
dir. Ich <strong>da</strong>cht’, der zerquetscht m<strong>ich</strong>. Aber <strong>da</strong>s war nur für’n kurzen Moment, <strong>da</strong>nn <strong>da</strong>cht’ <strong>ich</strong><br />
an gar n<strong>ich</strong>ts mehr. Hab’ nur noch geschrien und geschrien. Bis <strong>ich</strong> keine Kraft mehr hatte.<br />
Hab’ <strong>da</strong>gelegen wie einer, <strong>den</strong> sie abgemurkst haben, und der Kerl hat auf mir gerackert und<br />
gerackert. Und als er endl<strong>ich</strong> von mir abgelassen hat, <strong>da</strong> hat er gesagt, <strong>da</strong>s müsst’ unter uns<br />
bleiben, sonst könnt’ er n<strong>ich</strong>ts mehr für uns tun. Er n<strong>ich</strong>t und andere erst recht n<strong>ich</strong>t. Müsst’<br />
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