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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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mal wieder hieß: „Warum soll <strong>ich</strong>’s dir <strong>den</strong>n am Gaumen lassen? Nimm’s lieber hin, wo du’s<br />

nötiger brauchst. Lass dir dein Edelstes segnen.“<br />

Und <strong>da</strong>s wurde mir <strong>den</strong>n auch wieder und wieder „gesegnet“ in diesem Zimmer mit<br />

Seeblick, auf <strong>den</strong> wir aber n<strong>ich</strong>t sonderl<strong>ich</strong> viel Zeit verschwendeten. Nein, nun wirkl<strong>ich</strong><br />

n<strong>ich</strong>t. Zumal man, um <strong>über</strong> die See schauen zu können, vom Bett hätte kommen müssen, wozu<br />

zumindest <strong>ich</strong> in <strong>den</strong> Verschnaufpausen zwischen Liebesakt und Liebesakt wenig Lust<br />

verspürte. Waldemar <strong>über</strong>traf an Gier und Aus<strong>da</strong>uer selbst Norberts libidinöses Vermögen,<br />

und <strong>da</strong>s war schon ein beträchtl<strong>ich</strong>es gewesen, aber was <strong>ich</strong> an Verlangen, m<strong>ich</strong> zu nehmen,<br />

in diesem Gartenhaus erlebte, war, so schien mir; noch um Einiges beträchtl<strong>ich</strong>er. Mein Waldemar,<br />

in diesen Tagen frei von berufl<strong>ich</strong>em Kraftverschleiß, und so was Junges wie <strong>ich</strong> dem<br />

Mann wohl zudem eine Art Offenbarung, blieb und blieb unersättl<strong>ich</strong>. Doch <strong>ich</strong> wollte nie<br />

Nein sagen, konnt’ auch nie Nein sagen, ward umrankt und umrankt, ward umfangen, umgarnt;<br />

<strong>will</strong>enlos ward <strong>ich</strong>, und schon ward <strong>ich</strong> genommen. Und meine Laute des Schmerzes<br />

nahm, der m<strong>ich</strong> nahm, als Artikulation von Wonne, von Lust. – „Ja, lass es dir geben, Rurú.<br />

N<strong>ich</strong>t wahr, <strong>da</strong>s genießt du, <strong>da</strong>s <strong>mag</strong>st du. Ja, mach dir Luft, stöhn’s raus. Ja, feste. Zeig mir,<br />

wie d<strong>ich</strong> <strong>da</strong>s aufheizt“, was mir geschah und geschah, wenn es <strong>über</strong> ihn kam, m<strong>ich</strong> zu besitzen.<br />

Aber n<strong>ich</strong>ts von rabiat, auch n<strong>ich</strong>t, wenn Waldemar schon einiges an Alkohol intus hatte.<br />

Der Mensch bumste maßlos ausführl<strong>ich</strong>, kam auch ins Jagen, und ob er ins Jagen kam, sein<br />

Kolben ins Tosen; <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>ts als ein lallendes Bündel, am Ende ein Lappen, aber rabiat gle<strong>ich</strong><br />

blindwütig wutschnaubend mordsmörderisch grob gle<strong>ich</strong> brutal war mein Waldemar <strong>den</strong>noch<br />

n<strong>ich</strong>t. Auch kam <strong>ich</strong> mir nie vor, als wäre <strong>ich</strong> gar n<strong>ich</strong>t gemeint, <strong>ich</strong> ihm egal, Hauptsache, <strong>da</strong><br />

war ihm ein Hintern. Nein, <strong>ich</strong> blieb ihm stets <strong>ich</strong>, was <strong>ich</strong> mit Anderen (Freddy, Willi) doch<br />

schon anders kennengelernt hatte und mit wiederum Anderen noch mehrmals erleben sollte;<br />

<strong>ich</strong> dem Ficker beim Ficken gle<strong>ich</strong>gültig, oder <strong>ich</strong> wurde beschimpft, sobald er m<strong>ich</strong> rumgekriegt<br />

und s<strong>ich</strong> in m<strong>ich</strong> gekeilt. Geriet in Xge etwa drei Monate später, letzte Woche der<br />

Sommerferien, an so einen Kerl. Fleischermeister Jühl<strong>ich</strong>en aus der Elbstraße war’s; der lotste<br />

m<strong>ich</strong> in einen der alten Spe<strong>ich</strong>er am Hafen, und dort mir im Stehen seinen Riemen verpasst,<br />

fluchte der Mann, nannte m<strong>ich</strong>, <strong>den</strong> er hart rammte, „Hure, ver<strong>da</strong>mmte“, schnauzte: „Du<br />

Schwein du, dir <strong>wer</strong>d’ <strong>ich</strong>’s geben! Na warte, jetzt kriegst’ du’s. Dir reiß <strong>ich</strong> <strong>den</strong> Arsch auf,<br />

wie du’s verdient hast.“ Und <strong>da</strong>ss der Herr Jühl<strong>ich</strong>en, s<strong>ich</strong> abgetobt, wieder nett zu mir war,<br />

nützte mir, dem Verschreckten, rein n<strong>ich</strong>ts. Ihm aber auch n<strong>ich</strong>t; mit dem Mann kein zweites<br />

Mal, <strong>da</strong>s wusst’ <strong>ich</strong>. Und <strong>da</strong>bei blieb’s auch, obwohl er m<strong>ich</strong> anschließend, <strong>ich</strong> wagte n<strong>ich</strong>t<br />

Nein zu sagen, mit in seinen La<strong>den</strong> nahm und <strong>da</strong> hieß es zu seiner Frau: „Guck mal, wen <strong>ich</strong><br />

grad getroffen hab’. Pack mal dem Sohn von Frau Rubinek ’n paar Scheiben Wurst ein. Der<br />

ist doch immer so freundl<strong>ich</strong>. N<strong>ich</strong>t so wie andere Bengels in seinem Alter, die einem n<strong>ich</strong>t<br />

mal Guten Tag sagen können.“ – „Da hast’ Recht“, sagte die Frau, sagte zu mir: „Ja, ja, Rufi,<br />

früher, <strong>da</strong> waren sie alle anständig erzogen, aber heutzutage muss man so’n Jungen wie d<strong>ich</strong><br />

mit der Lupe suchen.“<br />

Tja, der Herr Jühl<strong>ich</strong>en, von dem <strong>ich</strong> jetzt gar n<strong>ich</strong>t erzählen wollte. Der kam mir nur in<br />

<strong>den</strong> Sinn, weil er, als er m<strong>ich</strong> beim Wickel hatte, genau <strong>da</strong>s Gegenteil vom Waldemar war.<br />

Dem Waldemar blieb <strong>ich</strong>, und mocht’ er noch so in Rage geraten, „Rurú“. So hört’ <strong>ich</strong>’s gestöhnt<br />

und geächzt, geblökt und geröhrt, geblubbert und schließl<strong>ich</strong> geschnauft, schließl<strong>ich</strong><br />

gehaucht, wenn er ans Ende gekommen, m<strong>ich</strong> in <strong>den</strong> Armen hielt, als wär’ <strong>ich</strong> sein kostbarstes<br />

Gut. Und irgendwann hört’ <strong>ich</strong>, als wir so lagen, <strong>ich</strong> fix und alle, Waldemar schlapp:<br />

„Du, wenn mir vor zwei Monaten einer gesagt hätte, <strong>ich</strong> wär’ mal in einen verschossen, der<br />

ist noch n<strong>ich</strong>t mal ganz dreizehn und <strong>den</strong> würde <strong>ich</strong> vögeln, könnt’ gar n<strong>ich</strong>t genug <strong>da</strong>von<br />

kriegen... du, <strong>ich</strong> glaube, dem Mann hätt’ <strong>ich</strong> glatt eins gescheuert. Und weißt noch was: Die<br />

Männer, die du schon vor mir hattest und von <strong>den</strong>en du gesagt hast, du wüsstest n<strong>ich</strong>t, ob’s dir<br />

Spaß gemacht hat, wenn sie d<strong>ich</strong> gefickt haben... weißt’ was, <strong>da</strong>s können nur Schweine gewesen<br />

sein. Die haben d<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>ts als ausgebeutet, sonst hätt’ es dir Spaß gemacht. Du, lass d<strong>ich</strong><br />

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