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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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Übrigens wusste meine Mutter inzwischen, <strong>da</strong>ss s<strong>ich</strong> der Harald Gründel, der Junior-<br />

Gastwirt aus Brahmheide, mit mir Knirps angefreundet hatte. Ganz und gar harmlos, versteht<br />

s<strong>ich</strong>. Harald gemeint, als <strong>ich</strong> endl<strong>ich</strong> wieder bei ihm aufgetaucht war, <strong>ich</strong> sollte zu Hause erzählen,<br />

<strong>ich</strong> hätte ihn beim Rumstromern an der Elbe kennengelernt, <strong>da</strong> hätt’ er geangelt, und<br />

als <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> für sein Motorrad mit Beiwagen interessiert hätte, hätt’ er mit mir eine kleine<br />

Spritztour gemacht und m<strong>ich</strong> anschließend mit nach Brahmheide genommen, wo <strong>ich</strong> auch<br />

Haralds Vater kennengelernt hätte und mit all dem Viehzeug hätte spielen dürfen, <strong>da</strong>s Gründels<br />

besäßen: mit ihren Kaninchen und <strong>den</strong> Enten und <strong>den</strong> zwei Ziegen; und <strong>da</strong>nn wäre <strong>da</strong><br />

auch noch ein Esel, der hieße Leopold, und auf dem hätte <strong>ich</strong> reiten dürfen. Und außerdem<br />

hätte der Harald eine Laterna Magica und <strong>da</strong>zu jede Menge Märchenfilme; die würde er mir<br />

alle vorführen, wenn <strong>ich</strong> öfter nach Brahmheide käme. Aber n<strong>ich</strong>t zu Fuß, <strong>da</strong>s wäre ja viel zu<br />

weit, nein, m<strong>ich</strong> jedes Mal am Ruhetag abholen würde der Harald, und zurückbringen würde<br />

er m<strong>ich</strong> auch, und Gründels hätten gesagt, <strong>da</strong>ss meine Mutter bestimmt n<strong>ich</strong>ts <strong>da</strong>gegen hätte.<br />

Nein, hatte sie n<strong>ich</strong>t. Mutter kannte die Gründels; die hatten wie alle Geschäftsleute ihre<br />

Konten in der Bank, in der sie tätig war, und zahlten an Mutters Kassenschalter ihre Tageseinnahmen<br />

ein, was zwar meist eine Angestellte besorgte, aber zuweilen kamen auch die<br />

alten Gründels zur Bank. Wodurch ohnehin n<strong>ich</strong>t ausgeblieben wäre, <strong>da</strong>ss meine Mutter von<br />

meinen Beziehung zu <strong>den</strong> Brahmheider Gastwirstleuten erfahren hätte; <strong>da</strong> hatte Harald schon<br />

recht gehabt, der hatte gemeint: Also sein Vater würde selbstverständl<strong>ich</strong> die Klappe halten,<br />

aber seine Mutter, die ja n<strong>ich</strong>t wissen dürfte, warum <strong>ich</strong> mit ihrem Sohn befreundet wäre, der<br />

könnte man doch n<strong>ich</strong>t einschärfen, zu meiner Mutter n<strong>ich</strong>ts zu sagen. Also müsste meine<br />

Mutter unbedingt wissen, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> bei Gründels verkehrte, n<strong>ich</strong>t <strong>da</strong>ss Haralds Mutter eines<br />

Tages am Bankschalter sagen würde: „Hatt’s Ihnen Ihr Rufi erzählt. Frau Rubinek? Ich hab’<br />

m<strong>ich</strong> gestern mal wieder mit ihm unterhalten, als er unsern Ältesten besucht hat.“ – Was,<br />

wenn meine Mutter <strong>da</strong>von <strong>da</strong>nn n<strong>ich</strong>ts wüsste, <strong>da</strong>durch auf <strong>den</strong> Ge<strong>da</strong>nken käme, <strong>da</strong>ran wäre<br />

was n<strong>ich</strong>t koscher, sonst hätt’ <strong>ich</strong>’s erzählt? Nein, <strong>da</strong> sollten wir vorbeugen, hatte Harald gemeint,<br />

und also hatte <strong>ich</strong> vorgebeugt und alles war gut, und es <strong>da</strong>uerte auch gar n<strong>ich</strong>t lange, <strong>da</strong><br />

kam meine Mutter nach Hause und tat mir stolz kund, <strong>da</strong>ss s<strong>ich</strong> Frau Gründel <strong>über</strong> so einen<br />

artigen Jungen wie m<strong>ich</strong> immer wieder freuen würde, wenn er käme. „Also alles was recht ist,<br />

Frau Rubinek, Sie haben wirkl<strong>ich</strong> ’n prächtigen Jungen. So was von wohlerzogen aber auch.<br />

Da geht meinem Mann und mir jedesmal <strong>da</strong>s Herz auf, wenn er kommt. Und unser Harald,<br />

der ist regelrecht aus dem Häuschen, wenn Ihr Rufi bei uns ist.“ – Und Frau Rubinek freute<br />

s<strong>ich</strong>, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> frem<strong>den</strong> Leuten gegen<strong>über</strong> immer so anständig benahm und sie s<strong>ich</strong> meiner<br />

n<strong>ich</strong>t schämen musste.<br />

Doch zurück zu diesem Montag, <strong>ich</strong> am Anus wund und <strong>da</strong>r<strong>über</strong> in Sorge, und <strong>da</strong>s n<strong>ich</strong>t<br />

zu knapp. Ich kam mir plötzl<strong>ich</strong> vor, als hätt’ <strong>ich</strong> was „ausgefressen“, und wehe, es käme ans<br />

L<strong>ich</strong>t.<br />

Mit dieser Angst schlief <strong>ich</strong> am Abend ein und am anderen Morgen fasste <strong>ich</strong> mir, gerade<br />

mal aufgewacht, sofort in die Spalte, fingerte an der Rosette herum. – Ich spürte n<strong>ich</strong>ts Beängstigendes;<br />

zu sehen war <strong>da</strong> bestimmt n<strong>ich</strong>ts mehr. Und ein Finger, ihn mir bespuckt, kam<br />

auch ganz or<strong>den</strong>tl<strong>ich</strong> rein. Ja, ja, es ziepte ein wenig, aber <strong>da</strong>s war egal, Hauptsache, Harald<br />

würde n<strong>ich</strong>t Lunte riechen. Und die roch er <strong>da</strong>nn auch n<strong>ich</strong>t. Denn <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> wieder einmal<br />

Ach und Weh klagte, als er mir seinen bulligen Apparat in <strong>den</strong> Hintern schob, <strong>da</strong>s war ja<br />

n<strong>ich</strong>ts Verräterisches. Harald stattdessen wie immer aus dem Häuschen, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> verhielt,<br />

als hätte er zum x-ten Mal eine „Jungfer“ vor s<strong>ich</strong>, wie er zu sagen pflegte. Sagte, <strong>da</strong>ss<br />

ihm, bevor er m<strong>ich</strong> kennengelernt hätte, noch nie untergekommen wäre, <strong>da</strong>ss „<strong>da</strong>s Lustvötzchen<br />

von so’m Bengel von einer Woche zur anderen so quasi wieder zuwachsen“ würde, aber<br />

bei mir wäre <strong>da</strong>s so und deshalb wäre er auch geil auf m<strong>ich</strong> ohne Ende, würde nie aufhören,<br />

mit mir Liebe zu machen. Da brauchte <strong>ich</strong> keine Angst zu haben; mit mir machte er <strong>da</strong>s ewig.<br />

Das wär’ ihm die Seligkeit. – Klingt pervers, was? War wohl auch pervers. Aber so war es<br />

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