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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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„Vor allem <strong>ich</strong>“, gab Hilmar kund, „<strong>ich</strong> hatte mir sozusagen Mut angesoffen. Und wisst<br />

ihr, warum? Als wir beide <strong>da</strong> in der Kneipe irgendwann pinkeln gewesen war’n, hatte <strong>ich</strong><br />

mitgekriegt, was er für’n wahnsinnigen Schwengel hat. Und m<strong>ich</strong> hatte doch zu der Zeit noch<br />

keiner.“<br />

„Das hat er aber erst andern Morgen rausgelassen, <strong>da</strong>ss er sozusagen noch ’ne Jungfer<br />

war.“<br />

„Ja, stimmt. Ich wollt’ n<strong>ich</strong>t, <strong>da</strong>ss er m<strong>ich</strong> für doof hält. Aber alle, die <strong>ich</strong> vor ihm gehabt<br />

hatte, viele war’n <strong>da</strong>s sowieso n<strong>ich</strong>t, aber die, auf die <strong>ich</strong> bisher gestoßen war, <strong>da</strong> war es entweder<br />

nur bis zum Abkauen gegangen, oder <strong>ich</strong> sollt’ sie vögeln. Aber was Hans anging, <strong>da</strong><br />

war mir klar, wenn <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> auf <strong>den</strong> einlasse, würd’ <strong>ich</strong> es mit’m Ficker zu tun kriegen. Und<br />

drauf einlassen wollt’ <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> unbedingt. So was Tolles wie Hans hatte <strong>ich</strong> näml<strong>ich</strong> noch<br />

nie. Das war wenigstens endl<strong>ich</strong> mal ’n r<strong>ich</strong>tiger Kerl. Bis <strong>da</strong>hin hatte <strong>ich</strong> näml<strong>ich</strong> immer bloß<br />

so’ne Jüngelchen. Einer tutiger als der andere. Nie was Handfestes.“<br />

„Na <strong>da</strong>r<strong>über</strong> konntest du d<strong>ich</strong> bei mir ja nun wirkl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t beklagen.“<br />

„Nee, wahrhaftig n<strong>ich</strong>t. Wisst ihr, wie oft m<strong>ich</strong> Hans <strong>da</strong> in der ersten Nacht genagelt hat?<br />

Fünfmal. Und immer hintereinander weg. Und <strong>da</strong>s mit so’ner Keule.“<br />

„Entsprechend breit warst du <strong>den</strong>n ja auch morgens.“<br />

„Und wie. Hat er mir <strong>da</strong>s Frühstück an die Koje gebracht.“<br />

„Na n<strong>ich</strong>t nur <strong>da</strong>s Frühstück, wenn <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> recht erinnere.“<br />

„Stimmt. Als Beigabe hat er mir ’ne saftige Morgenlatte präsentiert.“<br />

„Und die hat er <strong>da</strong>nn auch noch weggesteckt. – Das war’n noch Zeiten, sag’ <strong>ich</strong> <strong>euch</strong>.<br />

N<strong>ich</strong>t so wie heute, wo <strong>ich</strong> nach viermal ’ne Mütze voll Schlaf brauche.“<br />

Aber die brauchten wir anderen desgle<strong>ich</strong>en; n<strong>ich</strong>t nur Hans s<strong>ich</strong> verausgabt, der keinen<br />

ausgelassen hatte. Wir anderen waren doch auch tüchtig aktiv gewor<strong>den</strong>. Hilmar s<strong>ich</strong> irgendwann<br />

m<strong>ich</strong> gegriffen, m<strong>ich</strong> deftig vernascht, und <strong>ich</strong> hatte <strong>den</strong> Otto durchgenommen, und der<br />

wiederum hatte es dem Oswald verpasst, der s<strong>ich</strong> <strong>da</strong>durch nach dem Abendessen gle<strong>ich</strong> dreimal<br />

hatte hinhalten müssen. – Na je<strong>den</strong>falls konnte so gegen zwei die Nacht nun wahrhaftig<br />

keiner mehr zipp sagen.<br />

Oswald und <strong>ich</strong> verzogen uns nach nebenan auf die Couch im Gästezimmer, Hans blieb<br />

mit unseren Gastgebern in deren Bett. So hatte jeder von uns ausre<strong>ich</strong>end Platz, um ruhig zu<br />

schlafen. Und kaum m<strong>ich</strong> an Oswalds Seite ausgestreckt, sackte <strong>ich</strong> weg. Und als <strong>ich</strong> wieder<br />

aufwachte, war hell<strong>ich</strong>ter Tag; Dreiviertel elf war’s. Oswald schlief noch, und im Schlafzimmer,<br />

wir hatten Tür zum Schlafzimmer hin aufgelassen, sah <strong>ich</strong>, <strong>da</strong>ss auch Onkel Hans noch<br />

in aller Seelenruhe pennte.<br />

Ich trat auf <strong>den</strong> Flur hinaus, eine schmale Galerie, von der aus man in die Diele des Hauses<br />

hinunterschauen konnte. Ich hörte wen mit Geschirr klappern, hörte zudem Hilmar re<strong>den</strong>;<br />

von der Küche her, die s<strong>ich</strong> wie <strong>da</strong>s Wohnzimmer mit der vorgelagerten Veran<strong>da</strong> im Untergeschoss<br />

des Hauses befand. – Nackt wie <strong>ich</strong> war, stiefelte <strong>ich</strong> abwärts und erschrak, die Küchentür<br />

geöffnet. – „O Entschuldigung“. – „Komm ruhig rein, Rufi“, sagte Hilmar, der am<br />

Herd stand, „<strong>da</strong>s ist nur Udo, unser Lehrling. Mal grad ’n knappes Jahr älter als du. Vor dem<br />

brauchst du d<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t zu genier’n. Braucht er doch n<strong>ich</strong>t, was Udo?“<br />

„Nö, <strong>ich</strong> seh’ so was gern“, sagte der Junge, der auf der Fensterbank saß, Kartoffeln<br />

schälte, m<strong>ich</strong> musterte, „außerdem haben sie mir schon erzählt, was die Nacht abgelaufen ist.<br />

Schade, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t <strong>da</strong>bei war. – Komm, setz d<strong>ich</strong> her.“<br />

Udo rutsche ein wenig zur Seite, machte mir Platz. – „Na los, setzt d<strong>ich</strong> schon hin, Rufi“,<br />

sagte Hilmar, „Udo beißt n<strong>ich</strong>t. Dem kommen höchstens die Hände ins Wandern. Aber <strong>da</strong>nn<br />

lass sie mal machen. Die klauen dir nix.“<br />

Ich m<strong>ich</strong> gesetzt, schaute Udo mir stieren Blicks in <strong>den</strong> Schoß, sabbelte: „N<strong>ich</strong>t übel, was<br />

du <strong>da</strong> hast. Lässt m<strong>ich</strong> mal maßnehmen?““<br />

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