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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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gehört, hast lange im Bett liegen müssen. War langweilig, was? Na ja, nun tob’ mal wieder<br />

tüchtig rum, ’n Junge braucht Bewegung, ohne dem geht’s n<strong>ich</strong>t. Das kenn’ <strong>ich</strong> von mir. Als<br />

<strong>ich</strong> so alt war du, konnt’ <strong>ich</strong> auch n<strong>ich</strong>t stillsitzen. Hatt’ regelrecht Hummeln im Hintern.“<br />

Und so weiter, und so weiter, und kein weiterre<strong>ich</strong>enderes Interesse an mir. Bis die beste<br />

Freundin meiner Mutter Geburtstag hatte; „Tante“ Emilie, und <strong>da</strong>s war am 9. November.<br />

Vierzig wurde Tante Emilie, und <strong>da</strong>s feierte sie bei ihrem Kneipier-Cousin im Dorfkrug zu<br />

G., einem Elbdorf unweit Xges. Nachmittags Kaffeetafel, mehre Torten; abends Spanferkel. –<br />

Welch ein Luxus zu dieser Zeit! Aber Tante Emilie, so hieß es, soll auch gle<strong>ich</strong> nach Kriegsende<br />

schon gewusst haben, wie man zu was kam. Als andere sch<strong>wer</strong> ge<strong>da</strong>rbt hatten, war ihr<br />

nie der Schinken ausgegangen.<br />

Doch dies nur am Rande notiert; bleiben wir bei Emilies 40.Geburtstag. Da war <strong>ich</strong> <strong>da</strong>s<br />

einzige Kind in der Runde der Feiern<strong>den</strong>; so etwa 25 Gäste. Und unter <strong>den</strong> Gästen auch ein<br />

gewisser Heinr<strong>ich</strong> Schürmann, Säge<strong>wer</strong>ksbesitzer und mit Tante Emilie ein Verhältnis. Und<br />

in G. hatte der Mann (drei, vier Jahre älter als Emilie) ein von seinen Eltern geerbtes kleines<br />

Wassergrundstück mit massivem Haus drauf. Und dort sollte <strong>ich</strong> schlafen, wenn <strong>ich</strong> abends<br />

müde würde, <strong>da</strong>mit Mutter meinetwegen die Feier n<strong>ich</strong>t vorzeitig verlassen musste. Tante<br />

Emilie und Herr Schürmann brächten m<strong>ich</strong> <strong>da</strong>nn am anderen Morgen nach Hause.<br />

Nun ja, so gegen zehn, halb elf war es so weit: <strong>ich</strong> war nun also müde. N<strong>ich</strong>t nur vom<br />

Torte- und Spanferkelessen, sondern zudem von <strong>den</strong> zwei Kirschlikören, die <strong>ich</strong> hatte mittrinken<br />

dürfen, und Norbert, Tante Emilies unehel<strong>ich</strong>er Sohn, bereits 22, hatte m<strong>ich</strong> hinter dem<br />

Rücken meiner Mutter außerdem mehrmals an seinem Bier nippen lassen. „Los Rufi, trink<br />

mal.“ – Ja, ja, <strong>ich</strong> hatte getrunken, und nun fielen mir allmähl<strong>ich</strong> die Augen zu.<br />

„Na <strong>da</strong>nn mal, Rufi. Komm, <strong>ich</strong> leg’ d<strong>ich</strong> schlafen“, sagte Herr Schürmann, nahm m<strong>ich</strong><br />

mehr aus Jux, <strong>den</strong>n aus Notwendigkeit auf die Arme und trug m<strong>ich</strong> zu seinem nahen Anwesen.<br />

Dort angekommen, half er mir aus Oberhose und Pullover, bettete er m<strong>ich</strong> auf der Couch<br />

im Wohnraum, sang mir ein oder zwei Schlaflieder und ging wieder feiern. Nur die Feier,<br />

erfuhr <strong>ich</strong> später, ging n<strong>ich</strong>t aus, wie sie ausgehen sollte, näml<strong>ich</strong> harmonisch. O nein. Tante<br />

Emilie flirtete gegen Ende hin mit Herrn Schürmanns Buchhalter, einem Mann Anfang Dreißig,<br />

ein ausgesprochener Frauenheld, und Herrn Schürmann platzte irgendwann der Kragen.<br />

Also gab es vor allen Gästen Krach, und Emilie schnauzte vor allen Gästen, Herr Schürmann<br />

könne s<strong>ich</strong> sein Bett sonstwohin stecken, sie ginge nachher nach Hause, mit zu ihm käme sie<br />

je<strong>den</strong>falls n<strong>ich</strong>t.<br />

Aber wie gesagt, <strong>da</strong>von erfuhr <strong>ich</strong> erst später. Ich schlief ja während dieser Turbulenzen<br />

gut und fest, und tauchte nur irgendwann allmähl<strong>ich</strong> auf aus dem Schlaf, weil s<strong>ich</strong> <strong>wer</strong> auf der<br />

Couch neben m<strong>ich</strong> und an m<strong>ich</strong> wuselte, <strong>da</strong>bei flüsterte: „Du, Rufi, lässt’ D<strong>ich</strong> in mein Bett<br />

tragen, schläfst du bei mir? Emilie kommt n<strong>ich</strong>t, die hat s<strong>ich</strong> mit mir verkracht. – Du, schlaf<br />

bei mir, Rufi. Ja, machst’ <strong>da</strong>s, Rufi? Tröstest du m<strong>ich</strong>?“<br />

„Ja, mach <strong>ich</strong>“, nuschelte <strong>ich</strong> Schlaftrunkener und ward auch schon hochgehoben, und<br />

Herr Schürmann trug m<strong>ich</strong> treppaufwärts und in seinen Schlafraum mit Doppelbett. Und auf<br />

diesem Bett legte er m<strong>ich</strong> ab, und <strong>ich</strong> kriegte trotz aller Schläfrigkeit irgendwie mit, <strong>da</strong>ss Herr<br />

Schürmann s<strong>ich</strong> auszog, n<strong>ich</strong>ts <strong>über</strong>zog... und zu mir kroch er, der Nackte, und er nahm m<strong>ich</strong><br />

in <strong>den</strong> Arm, der <strong>ich</strong> in Unterwäsche <strong>da</strong>lag und der <strong>ich</strong> <strong>da</strong>nn benommen, aber wie berauscht<br />

plapperte: „Ich möcht’ auch nackt sein. Darf <strong>ich</strong> auch nackt sein?“<br />

Eine verbale Antwort kriegte <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t. Stattdessen ward <strong>ich</strong> wortlos gedrängt, meine<br />

Arme zu heben, und mein Hemdchen wurde mir <strong>über</strong> <strong>den</strong> Kopf gezogen. Und umgehend hieß<br />

es: „Heb mal <strong>den</strong> Po an“, und <strong>ich</strong> verlor meine Unterhose; runter von <strong>den</strong> Len<strong>den</strong>, die Beine<br />

abwärts und <strong>über</strong> die Füße gestreift. Und schon lag <strong>ich</strong> wiederum Herrn Schürmann im Arm,<br />

der die Bettdecke <strong>über</strong> uns zog und mir ins Ohr säuselte: „Du, mach m<strong>ich</strong> mal glückl<strong>ich</strong>, Rufi.<br />

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