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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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Parteiauftrag zum technischen Direktor eines Sch<strong>wer</strong>iner Großbetriebes bestimmt wor<strong>den</strong>,<br />

und nun ging alles plitzplatz. Was für uns Jungs bedeutete, <strong>da</strong>ss unser Kontakt von einem Tag<br />

auf <strong>den</strong> anderen abbrach. Womit s<strong>ich</strong> auch <strong>da</strong>s Thema „Kiesgrube“ erledigte. Und Wilhelm<br />

Kupetzki erledigte s<strong>ich</strong> desgle<strong>ich</strong>en. N<strong>ich</strong>t nur für Bernd, weil er aus Xge wegziehen musste,<br />

sondern auch für m<strong>ich</strong>, obwohl <strong>ich</strong> in Xge blieb. Als <strong>da</strong>s neue Schuljahr begann, hatte der<br />

Mann seinen Posten an unserer Schule zugunsten der Hausmeisterstelle im soeben eröffneten<br />

Kreiskulturhaus der Jungen Pioniere in P. aufgegeben. Was m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t betrübte, als <strong>ich</strong> <strong>da</strong>von<br />

hörte. Kupetzki – wie alt <strong>mag</strong> er gewesen sein?, so um die Vierzig vielle<strong>ich</strong>t –, der war mir<br />

n<strong>ich</strong>t mehr so recht geheuer gewesen, nachdem <strong>da</strong>s mit Bernd passiert war, auch wenn er s<strong>ich</strong><br />

mit Bernd <strong>da</strong>nn wohl tatsächl<strong>ich</strong> wieder versöhnt hatte. Aber trotzdem: Als <strong>ich</strong> an diesem Tag<br />

nach Hause gekommen war, hatte <strong>ich</strong> es m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t verlockt, irgendwann durch <strong>den</strong> Heizungskeller<br />

unserer Schule und zu diesem Mann zu schle<strong>ich</strong>en. So wie <strong>ich</strong> auch n<strong>ich</strong>t <strong>da</strong>rauf<br />

gebrannt hatte, irgendwann diesen Axel Hübner in Hidorf anzurufen. Und <strong>ich</strong> rief ihn auch<br />

n<strong>ich</strong>t an, obwohl <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t hätte sagen können, warum <strong>ich</strong> kein Verlangen hatte, diesen Mann<br />

wiederzusehen. Der hatte mir n<strong>ich</strong>ts getan. Und <strong>da</strong>ss er m<strong>ich</strong> wahrscheinl<strong>ich</strong> hatte ficken wollen,<br />

<strong>da</strong>s war ihm doch n<strong>ich</strong>t übel zu nehmen, <strong>da</strong>s wollten doch alle Männer; Heinr<strong>ich</strong> Schürmann<br />

und Haralds Vater die Ausnahmen, aber ansonsten war <strong>da</strong>s nun mal so, ging man mit<br />

Männern mit, und <strong>ich</strong> hoffte ledigl<strong>ich</strong> von einem zum anderen Mal, <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> <strong>da</strong>s irgendwann<br />

le<strong>ich</strong>ter hinzunehmen imstande wäre. Denn wenn es <strong>da</strong>zugehörte, musste es doch eines Tages<br />

schön für m<strong>ich</strong> sein; und <strong>da</strong>ss es <strong>da</strong>zugehörte, ein Junge <strong>da</strong>s aushalten musste, sollten Männer<br />

s<strong>ich</strong> mit ihm abgeben, <strong>da</strong>ran zweifelte <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t. Und <strong>den</strong>noch: Als <strong>ich</strong> an diesem Kiesgruben-<br />

Donnerstag abends im Bett gelegen hatte, waren mir weder Kupetzki noch Hübner aufsuchens<strong>wer</strong>t<br />

vorgekommen. Letzterer vielle<strong>ich</strong>t deshalb n<strong>ich</strong>t, weil er vor seinen Neffen hatte<br />

vertuschen wollen, was er mit mir ganz gewiss vorgehabt hatte und wozu es nur n<strong>ich</strong>t gekommen<br />

war, weil Bernd plötzl<strong>ich</strong> vor Kupetzki die Flucht ergriffen hatte. – Warum um alles<br />

in der Welt hatten Matthias und Thomas n<strong>ich</strong>t mitkriegen sollen, <strong>da</strong>ss ihr Onkel mit einem<br />

Jungen durchaus n<strong>ich</strong>t nur w<strong>ich</strong>sen wollte? Die bei<strong>den</strong> machten’s auch gern mit Männern; <strong>da</strong><br />

müssten sie doch endl<strong>ich</strong> wissen, was Männer gern machten, sonst kriegten sie doch irgendwann<br />

keine Männer mehr, und <strong>da</strong>s wür<strong>den</strong> sie doch n<strong>ich</strong>t wollen, oder wie oder was?<br />

Mir Zwölfjährigem keine Antwort, und irgendwann war <strong>ich</strong> <strong>da</strong>r<strong>über</strong> eingeschlafen, und<br />

<strong>da</strong>nn war mir wohl am anderen Morgen Anderes viel zu nahe, als <strong>da</strong>ss <strong>ich</strong> auf Axel Hübner<br />

noch drängend genug Wert legte, um m<strong>ich</strong> mit ihm einzulassen; <strong>den</strong>n <strong>da</strong>nn war ja Freitag<br />

gewor<strong>den</strong>.<br />

Vormittags saß <strong>ich</strong> in der LICHTBURG und sah nun endl<strong>ich</strong> mal wieder <strong>den</strong> Kleinen<br />

Muck. Was <strong>ich</strong> nachmittags gemacht habe, erinnere <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t mehr, und <strong>den</strong> Abend möchte<br />

<strong>ich</strong> jetzt, schon weit nach Mitternacht, n<strong>ich</strong>t mehr abhandeln; es ist auf die Schnelle n<strong>ich</strong>t zu<br />

beschreiben, was <strong>ich</strong> mit <strong>den</strong> fünf Männern im Büro des Baustellenleiters erlebt habe. Dies zu<br />

notieren braucht Zeit.<br />

6<br />

Gestern Abend „Andorra“, <strong>ich</strong> ‚Hochwür<strong>den</strong>‘. Heute n<strong>ich</strong>ts, morgen n<strong>ich</strong>ts, <strong>über</strong>morgen<br />

auch n<strong>ich</strong>ts, <strong>da</strong>nn wieder Shylock-Proben und zwei Abende hintereinander <strong>den</strong> Lear und <strong>den</strong><br />

Abend <strong>da</strong>rauf <strong>den</strong> alten Miller des guten Schiller und einen Tag später Bernhards „Weltverbesserer“.<br />

– Also sollte <strong>ich</strong> jetzt die spiel- und probenfreien Tage nutzen, meinen Ber<strong>ich</strong>t weiterzuführen.<br />

Und <strong>da</strong>mit zu meinen Erlebnis Nummero zwo auf der Baustelle neben <strong>den</strong> Xger<br />

Papier<strong>wer</strong>ken, Juli ’55; meine Mutter in P., <strong>ich</strong> ein Nestflüchter.<br />

55

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