den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...
den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...
den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...
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mit, und bei ihm gelandet, landeten wir in seinem Bett, wo <strong>ich</strong> allerdings zur Eile drängte.<br />
Wir bliesen uns gegenseitig einen, und <strong>ich</strong> haute wieder ab. Und zum Glück hatte <strong>ich</strong> Glück:<br />
Waldemar schlief, als <strong>ich</strong> mit etwa 30 Minuten Verspätung bei ihm ankam. – Großes Aufatmen,<br />
was m<strong>ich</strong> aber n<strong>ich</strong>t <strong>da</strong>zu ermutigte, m<strong>ich</strong> nochmals unerlaubt „zu entfernen“. Waldemar<br />
sah m<strong>ich</strong> halt als seinen Besitz an, genauso wie Harald m<strong>ich</strong> für seinen Besitz erklärt hatte.<br />
Und ob einer <strong>da</strong>zukommen durfte, entschie<strong>den</strong> sie. Siehe Haralds Vater oder was Waldemar<br />
betraf: siehe Gottfried oder <strong>den</strong> Kellner in Wernigerode. Dass <strong>ich</strong> noch andere Gelüste<br />
haben könnte, <strong>da</strong>ran <strong>da</strong>chten weder Harald noch Waldemar. Aber Waldemar <strong>da</strong>chte irgendwann<br />
in meinem Beisein mal wieder an mehr als nur an Zweisamkeit; und <strong>da</strong>s kam so: Im<br />
Frühsommer ’59 („Unterm Rad“ abgesetzt) hatten Waldemar und <strong>ich</strong> ein neues Duo-<br />
Programm erarbeitet, einen Balla<strong>den</strong>-Reigen. Von Schubart bis Fontane. Musikalisch „unterfüttert“<br />
durch meine Blockflöte und Waldemars Gitarre.<br />
Mit diesem Programm traten wir in <strong>den</strong> Bezirken Magdeburg und Halle auf, sobald Waldemars<br />
Theaterarbeit dies erlaubte und <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> im (mäßigen) Einklang mit meinen schulischen<br />
Verpfl<strong>ich</strong>tungen befand. Wobei meine Xger Schule großzügig war; <strong>ich</strong> bekam manchen<br />
Tag frei. Mein Direktor faselte immer mal wieder was von „Ehre“, die <strong>ich</strong> der Schule mit<br />
meinen außerschulischen Erfolgen machte. Und also ermögl<strong>ich</strong>te man mir Auftritt auf Auftritt;<br />
und <strong>da</strong> war es eines Tages wiederum mein künstlerischer Kompagnon, der mir sexuell<br />
etwas erlaubte, weil er s<strong>ich</strong> selbst etwas erlauben wollte. Nur deshalb. Was <strong>ich</strong> meinem Waldemar<br />
n<strong>ich</strong>t ankreidete, nur feststellte, <strong>da</strong>ss es so war. In einer Kleinstadt bei Magdeburg.<br />
Zwei Herren um die vierzig; der eine der Leiter des Kulturhauses, in dem wir aufgetreten waren,<br />
der andere der Wirt der Gaststätte dieses Hauses.<br />
Der Abend (es war der Abend vor dem Tag der Republik) war ein runder Erfolg und der<br />
Kulturhaus-Chef lud Waldemar und m<strong>ich</strong> anschließend zum Umtrunk in die Gaststätte. Und<br />
nach einer guten halben Stunde fiel mir auf, fiel auch Waldemar auf, <strong>da</strong>ss <strong>den</strong> Herrn des Hauses<br />
mit seinem Gaststätten-Betreuer n<strong>ich</strong>t nur ein dienstl<strong>ich</strong>es Verhältnis verband. Nein, <strong>da</strong><br />
musste mehr sein, und zwar entschie<strong>den</strong> mehr. Es sah nach einem Verhältnis aus. Und es sah<br />
noch nach etwas anderem aus, konstatierte Waldemar, als der Kulturhausleiter pinkeln gegangen<br />
war und der Wirt hinterm Tresen Bier zapfte: „Merkst was. Rurú? Die bei<strong>den</strong> möchten<br />
d<strong>ich</strong> geradezu auffressen“, worauf er hinzufügte: „Na gut, warum n<strong>ich</strong>t. Aber nur, wenn sie<br />
m<strong>ich</strong> beteiligen. Und wie was langgeht, bestimme <strong>ich</strong>.“ – Waldemar fasste mir unterm Tisch<br />
auf <strong>den</strong> Oberschenkel, sagte: „Sag mal was. Könntest’ dir mit <strong>den</strong>en was vorstellen, Rurú?“<br />
Ich sagte n<strong>ich</strong>t Ja, <strong>ich</strong> sagte n<strong>ich</strong>t Nein, <strong>ich</strong> sagte: „Kommt auf d<strong>ich</strong> an. Wenn du <strong>will</strong>st,<br />
mach’ <strong>ich</strong> mit.“ – Frage: „Auch wenn sie d<strong>ich</strong> beide bumsen?“ – Anwort: „Wenn du auf m<strong>ich</strong><br />
aufpasst.“ – Waldemar: „Na was <strong>den</strong>n sonst. Also hör’ zu, die sack’ <strong>ich</strong> uns ein. Dauert keine<br />
halbe Stunde.“<br />
Und der Wirt brachte <strong>da</strong>s Bier; mir ein weiteres kleines, Waldemar wiederum ein großes,<br />
und sagte (außer uns kein Gast mehr im Raum), jetzt machte er erst einmal die Schotten d<strong>ich</strong>t,<br />
n<strong>ich</strong>t, <strong>da</strong>ss s<strong>ich</strong> noch einer zu uns verirrte. Für heute wäre Schluss. Jetzt gäb’s <strong>den</strong> gemütl<strong>ich</strong>en<br />
Teil. – Und in dem Moment kam der Kulturhausleiter zurück an <strong>den</strong> Tisch, grinste m<strong>ich</strong><br />
an, fragte: „Wie is’n <strong>da</strong>s, Rurú, interessiert s<strong>ich</strong> so’n Hübscher wie du eigentl<strong>ich</strong> für Mädchen?“<br />
„Weder eigentl<strong>ich</strong> noch <strong>über</strong>haupt. Den interessiert was Gegensätzl<strong>ich</strong>es, wenn du verstehst,<br />
was <strong>ich</strong> meine“, antwortete Waldemar, bevor <strong>ich</strong> was sagen konnte, „und wie hübsch<br />
der Junge ist, <strong>da</strong>s könntet ihr in horizontaler Lage viel besser beurteilen.“<br />
„Och Gott, wenn’s weiter n<strong>ich</strong>ts ist. Ich hab’ zu Hause ’n Doppelbett“, bekam Waldemar<br />
zur Antwort, und die Kulturhaus-Männer (der Wirt die Tür zugesperrt, wieder am Tisch) grinsten<br />
m<strong>ich</strong> an.<br />
„Kommst mit, Junge?“ ward <strong>ich</strong> von dem Kulturhaus-Boss gefragt, „lässt d<strong>ich</strong> verwöhnen?“<br />
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