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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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„Nee.“<br />

„Nee? Hast noch nie mit’m andern gew<strong>ich</strong>st?“<br />

„Nee.“<br />

„Aber genau <strong>da</strong>s machen sie jetzt <strong>da</strong> drinnen. W<strong>ich</strong>st einer dem andern einen ab. Was<br />

aber n<strong>ich</strong>t heißt, <strong>da</strong>ss du leer ausgehen musst. Brauchst bloß mitzukommen. Aber n<strong>ich</strong>t <strong>da</strong> mit<br />

hin, n<strong>ich</strong>t zu <strong>den</strong> andern. Wir geh’n mal ’n Stück weiter. Da wo wir beide allein sind. Und<br />

<strong>da</strong>nn kriegst’ noch was viel Schöneres als w<strong>ich</strong>sen. Aber <strong>da</strong>s müssen die andern n<strong>ich</strong>t mitkriegen,<br />

sonst sind sie bloß neidisch. – Na los, steh schon auf, lass d<strong>ich</strong> verwöhnen. Komm,<br />

wir geh’n <strong>da</strong>hin zu dem Baum.“<br />

Womit der Hidorfer Dorfsheriff eine Pappel meinte, die <strong>da</strong> inmitten der Büsche stand,<br />

etwa zehn, zwölf Meter seitwärts. Doch <strong>da</strong>hin gelangten wir n<strong>ich</strong>t. Ich gerade aufgestan<strong>den</strong>,<br />

schrie <strong>wer</strong> auf im Gebüsch. – Bernd? War <strong>da</strong>s Bernd? – Ja, es war Bernd, der <strong>da</strong> schrie, der <strong>da</strong><br />

„Nein!“ plärrte , und nochmals „Nein!“ und „Loslassen! Lass m<strong>ich</strong> los!“, und Bewegung<br />

gab’s im Gesträuch und aus ihm raus stolperte mein Schulfreund, sah m<strong>ich</strong>, lief auf m<strong>ich</strong> zu,<br />

verhakelte s<strong>ich</strong>, fiel in <strong>den</strong> Sand. Und bäuchlings liegen blieb er und zu heulen begann er,<br />

Axel und mir der Länge nach vor die Füße gestürzt, und <strong>ich</strong> stand <strong>da</strong> wie angewurzelt, vor<br />

Schreck wie erstarrt.<br />

„Schön ruhig bleiben“, sagte jetzt Axel und hockte s<strong>ich</strong> neben <strong>den</strong> Bernd, „was hast’n,<br />

Junge? Was ist <strong>den</strong>n passiert?“<br />

„Der Kupetzki –“<br />

„Was ist <strong>den</strong>n mit dem? Hat er dir was getan?“<br />

„N<strong>ich</strong>ts hab’ <strong>ich</strong> ihm getan“, tönte Kupetzki, samt <strong>den</strong> anderen zur Stelle, „war alles nur<br />

seine Schuld. Hat mit’m Arsch gewackelt wie sonstwas, was sollt’ <strong>ich</strong> <strong>da</strong> <strong>den</strong>ken? Na <strong>da</strong>ss er<br />

<strong>da</strong>s braucht, was sonst?“<br />

„Ich weiß n<strong>ich</strong>t, was er meint“, schluchzte Bernd auf, „<strong>ich</strong> hab’ gar n<strong>ich</strong>ts gebraucht, <strong>ich</strong><br />

wollt’ nur –“<br />

„– <strong>da</strong>ss er an dir rumspielt, und du wolltest ihn befummeln. War es so?“ fragte Axel,<br />

„war es <strong>da</strong>s, was du wolltest?“<br />

Auf japste der Bernd, der schniefte; die Antwort blieb aus.<br />

„Haut mal alle ab, geht mal ’n Stück zur Seite“, sagte jetzt Axel, „lasst m<strong>ich</strong> allein mit<br />

ihm re<strong>den</strong>.“<br />

„Soll <strong>ich</strong> auch weggehen?“ fragte <strong>ich</strong> leise, hörte: „Ja, ja, du auch. Geht mal alle außer<br />

Hörweite. Am besten, ihr zieht <strong>euch</strong> schon an und <strong>da</strong>nn setzt ihr <strong>euch</strong> <strong>da</strong>hinten unter die Weide.<br />

Ich ruf <strong>euch</strong>, wenn <strong>da</strong>s hier ausgestan<strong>den</strong> ist.“<br />

Was etwa eine halbe Stunde <strong>da</strong>uerte, die mir die absolut schweigsamste war, die <strong>ich</strong> bisher<br />

erlebt habe. Es fiel kein Wort, als wir sechs uns anzogen, und niemand machte <strong>den</strong> Mund<br />

auf, als wir zu sechst neben besagter Weide am Wasser saßen; Matthias dem Adolf, Thomas<br />

dem Kurt im Arm. Ich <strong>da</strong>gegen saß ohne solchen Zuspruch <strong>da</strong> und ze<strong>ich</strong>nete mit <strong>den</strong> Fingern<br />

Ornamente in <strong>den</strong> Sand. Und Kupetzki saß auch allein; der schnitzte mit einem Taschenmesser<br />

an einer Wei<strong>den</strong>rute herum.<br />

Ab und an schaute <strong>ich</strong> seitwärts, hin zu <strong>den</strong> bei<strong>den</strong>, die wir s<strong>ich</strong> selbst <strong>über</strong>lassen hatten.<br />

Irgendwann sah <strong>ich</strong>, <strong>da</strong>ss Bernd s<strong>ich</strong> aufgesetzt und Axel einen Arm um ihn gelegt hatte. Und<br />

nach einer mir lang und länger vorkommen<strong>den</strong> Weile sah <strong>ich</strong>, <strong>da</strong>ss Axel und Bernd s<strong>ich</strong> anzogen.<br />

Und gle<strong>ich</strong> <strong>da</strong>rauf rief Axel nach Kupetzki und mir; hinkommen sollten wir, und bei<br />

<strong>den</strong> bei<strong>den</strong> angelangt, hieß es vom Axel: „Sag mal, <strong>da</strong>ss es dir leid tut, Wilhelm, <strong>da</strong>nn ist die<br />

Sache vom Tisch. Verliert der Junge kein Wort mehr dr<strong>über</strong>. Trägt er dir auch n<strong>ich</strong>ts nach,<br />

stimmt’s Bernd?“<br />

Bernd nickte, hörte: „Na gut, wenn es so is’. Also entschuldige, Bernd. Das war nix als ’n<br />

Missverständnis, <strong>ich</strong> wollt’ dir nix antun. Ich <strong>da</strong>cht’ nur, du würd’st es drauf anlegen. Und <strong>da</strong><br />

wollt’ <strong>ich</strong> d<strong>ich</strong> natürl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t enttäuschen, verstehst du?“<br />

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