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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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„Wie ist <strong>den</strong>n <strong>da</strong>s Wasser <strong>da</strong> unten, kann man <strong>da</strong> ba<strong>den</strong>?“ fragte Onkel Hans Herrn Kruse,<br />

als der mit seinem Sohn auf dem De<strong>ich</strong> angekommen war. Und Herr Kruse nickte, sagte:<br />

„Ja, ja, schwimmt s<strong>ich</strong> prima. Geht auch gle<strong>ich</strong> mächtig tief rein.“<br />

„Dann kannst’ also auch schon schwimmen?“ wandte s<strong>ich</strong> Hans an <strong>den</strong> Jungen, der ihm<br />

antwortete: „Na klar, <strong>ich</strong> bin doch schon zwölf. Ich konnt’ schon mit sieben schwimmen. Das<br />

hat mir Papa gebracht.“<br />

„Aber <strong>da</strong>s Wasser scheint deinen Augen n<strong>ich</strong>t zu bekommen. Die sind zieml<strong>ich</strong> gerötet.“<br />

„Das kommt vom Tauchen“, sagte Herr Kruse, „<strong>da</strong>nach sieht der Junge jedes Mal aus, als<br />

hätt’ er geheult. Aber was woll’n Sie machen. Wenn er an so was wie <strong>da</strong>s Tauchen Spaß hat –<br />

na bitte, <strong>da</strong>nn soll er, <strong>ich</strong> bin <strong>da</strong> n<strong>ich</strong>t kleinl<strong>ich</strong>, was Holger? – Du, lass deine Augen in Ruhe,<br />

n<strong>ich</strong>t dran reiben, <strong>da</strong>von wird es n<strong>ich</strong>t besser. – So, nun woll’n wir mal, sonst <strong>den</strong>kt deine<br />

Mutter noch, wir sind verschüttgegangen. – Na <strong>da</strong>nn noch ’n schönen Nachmittag, und wie<br />

gesagt: Schwimmt s<strong>ich</strong> prima <strong>da</strong> unten. Kann <strong>ich</strong> Ihnen nur empfehlen.“<br />

Wir sahen <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> nach, die <strong>da</strong> auf dem De<strong>ich</strong> R<strong>ich</strong>tung Xge <strong>da</strong>vonradelten, und wir<br />

sahen, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Radeln sehr bald ein Ende hatte. Vater und Sohn waren schätzungsweise vierhundert<br />

Meter weit gekommen, <strong>da</strong> sprang der Junge ab und auch der Vater hielt ein. Sie stan<strong>den</strong><br />

einen Moment lang <strong>da</strong>, als besprächen sie etwas, und <strong>da</strong>nn schoben sie die Räder. – „Ja,<br />

ja, kommt alles vom Tauchen. Der Mann sollt’ s<strong>ich</strong> was schämen. Einsperren sollten sie <strong>den</strong>“,<br />

sagte Hans, „so was dürft’ wirkl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t frei rumlaufen. Und <strong>ich</strong> bin bestimmt n<strong>ich</strong>t kleinl<strong>ich</strong>,<br />

aber irgendwo muss es Grenzen geben, ’n Kind ist ’n Kind. Auch wenn <strong>ich</strong> zugebe, <strong>ich</strong><br />

hab’ mir auch schon mal von ’nem Zwölfjährigen einen abkau’n lassen. Da war <strong>ich</strong> so Anfang<br />

Dreißig. Aber dem Kleenen weh getan – nee, <strong>da</strong>s hätt’ <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t <strong>über</strong>s Herz gebracht. Nie und<br />

nimmer. Und <strong>da</strong>s wusste der Junge auch. Deshalb ist er auch immer wieder gekommen. Immer<br />

wenn <strong>ich</strong> in Guben festgemacht hatte, war er <strong>da</strong>. Das war näml<strong>ich</strong> der Sohn vom Hafenmeister.<br />

Georg hieß er. Der hing an mir wie wahnsinnig. Das ging fast zwei Jahre so. Bis die<br />

Familie in’ Westen abgehauen ist. – Wisst ihr, <strong>ich</strong> steh’ sonst gar n<strong>ich</strong>t auf so was Junges,<br />

aber dieser Georg, für <strong>den</strong> hätt’ <strong>ich</strong> sonstwas stehen lassen. Vielle<strong>ich</strong>t auch, weil <strong>ich</strong> noch<br />

n<strong>ich</strong>t alles von ihm hatte. Kann sein, weiß <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t. Aber <strong>ich</strong> wollt’ wenigstens warten, bis er<br />

so fünfzehn ist. Dann hätt’ <strong>ich</strong>’s versucht. Ganz vors<strong>ich</strong>tig. Ich hätt’ ihn n<strong>ich</strong>t geknackt, versteht<br />

ihr. Ich hätt’ ihn nur ganz sacht geöffnet, ganz allmähl<strong>ich</strong>. Ich <strong>den</strong>k’ mal, <strong>da</strong>s hätt’ ihn<br />

selig gemacht. Da wär’ mir sein Hintern regelrecht zugeflossen. – Na ja, hat n<strong>ich</strong>t sein sollen.<br />

Ist im Westen ’n anderer mit abgezogen. Wird n<strong>ich</strong>t lange ge<strong>da</strong>uert haben, so’n Hübscher wie<br />

<strong>da</strong>s war. Aber was soll’s, jetzt hab’ <strong>ich</strong> ja <strong>euch</strong>. Und jetzt geh’n wir nach Haus, ja? Hier kann<br />

<strong>ich</strong> <strong>euch</strong> jetzt sowieso n<strong>ich</strong>t bumsen. Wenn <strong>ich</strong> jetzt mit <strong>euch</strong> <strong>da</strong> runter ginge, <strong>da</strong>nn müsst’ <strong>ich</strong><br />

die ganze Zeit dran <strong>den</strong>ken, was diesem Jungen grad passiert ist. Das möcht’ <strong>ich</strong> mir n<strong>ich</strong>t<br />

antun und <strong>euch</strong> auch n<strong>ich</strong>t. Ich mach’s <strong>euch</strong> lieber bei dir auf’m Tepp<strong>ich</strong>, Rufi. Darben lass’<br />

<strong>ich</strong> <strong>euch</strong> n<strong>ich</strong>t, <strong>da</strong> braucht ihr <strong>euch</strong> keine Sorgen zu machen. – Na kommt, lasst uns geh’n.“<br />

Und also gingen wir, und Hans sagte im Weitergehen: „Eins weiß <strong>ich</strong> schon jetzt, heute<br />

Abend genieß <strong>ich</strong> <strong>euch</strong> doppelt und dreifach. Bis <strong>ich</strong> ganz und gar leer bin. Das muss <strong>da</strong>nn ja<br />

wieder für ’ne Weile vorhalten. Ihr glaubt n<strong>ich</strong>t, wie beschissen <strong>da</strong>s ist, immer allein in’ner<br />

Koje zu liegen. Wo <strong>ich</strong> es doch im Moment noch alle naselang brauch’. Schließl<strong>ich</strong> bin <strong>ich</strong><br />

doch erst 47. Da quillt’s einem doch noch wie wahnsinnig. Vielle<strong>ich</strong>t n<strong>ich</strong>t mehr so wie in<br />

euerm Alter, aber nötig hab’ <strong>ich</strong>’s noch mächtig. Und <strong>da</strong>nn Tag ein, Tag aus nix als die Hand<br />

zur Verfügung. Das macht einen mitunter reineweg rammdösig. Möcht’ man je<strong>den</strong> Kerl, der<br />

einem vor die Augen kommt, am liebsten roh angeh’n. Aber letztl<strong>ich</strong> beherrscht man s<strong>ich</strong><br />

<strong>den</strong>n doch. So wie vor’n paar Wochen in Stalinstadt. Komm <strong>da</strong> abends mit einem von der<br />

Wasserschutzpolizei ins Klönen. Die hatten eins weiter festgemacht. Und nach ’ner Weile<br />

sagt er: ‚Wie is’es, woll’n wir einen schnasseln? Ich hab’ ’ne Buddel Klaren im Spint. Soll <strong>ich</strong><br />

sie hol’n und <strong>da</strong>nn komm <strong>ich</strong> zu dir auf’n Kahn?‘ – Na Gott, warum n<strong>ich</strong>t, <strong>da</strong>cht <strong>ich</strong>, <strong>ich</strong> hatt’<br />

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