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den Stab über euch brechen mag wer da will, ich nicht - Hermann W ...

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„Ja, hab’ <strong>ich</strong>, Otto. – Mensch, Hans, so was Junges im Bett zu haben, so was Frisches,<br />

<strong>da</strong>von kann <strong>ich</strong> heutzutage gar n<strong>ich</strong>t genug kriegen. Da bin <strong>ich</strong> neuerdings wie versessen<br />

drauf. – Komm mal ran, Oswald. Du sag’ mal, bist du ’n Jude?“<br />

„Ja.“<br />

„Das <strong>da</strong>cht’ <strong>ich</strong> mir gle<strong>ich</strong>, als <strong>ich</strong> deinen Schwanz gesehen hab’. Ich wollt’ bloß nix sagen.<br />

Aber zu Ju<strong>den</strong> hab’ <strong>ich</strong> schon lange ’ne besondere Beziehung, und weißt du warum? Das<br />

hat mit meinem Vater zu tun. Den haben sie ’39 ins KZ gebracht und <strong>da</strong> ist er auch umgekommen.<br />

Und alles nur, weil ihm irgendwann meine Mutter n<strong>ich</strong>t mehr so r<strong>ich</strong>tig zugesagt<br />

hat, und <strong>da</strong>s n<strong>ich</strong>t nur im Bett n<strong>ich</strong>t, verstehst du? Nee <strong>über</strong>haupt. Hat s<strong>ich</strong> einfach bei ihr<br />

n<strong>ich</strong>t mehr wohlgefühlt. Und <strong>da</strong> hat er s<strong>ich</strong> mit ’ner Frau zwei Treppen tiefer eingelassen.<br />

Was ja an s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>ts Besonderes ist, aber die Frau war ’ne Jüdin. Und meine Mutter hat sie<br />

aus Eifersucht <strong>den</strong>unziert. Die <strong>da</strong>chte, <strong>da</strong>s trifft nur die Frau. Ja, Pustekuchen, meinen Vater<br />

haben sie s<strong>ich</strong> auch gegriffen und mit dieser Frau, Lea Rosental hieß sie, mit der haben sie ihn<br />

durch Greifswald geschleift. Angespuckt sind sie wor<strong>den</strong>. Und ’n paar sind hingelaufen und<br />

haben sie geohrfeigt. Das hab’ <strong>ich</strong> geseh’n. Ich hab’ auf die Frau Rosental geglotzt und geglotzt<br />

und <strong>ich</strong> hab’ mir gesagt, <strong>da</strong>s hätt’ meine Mutter sein müssen, als <strong>ich</strong> noch Kind war.<br />

Die hätte mir bestimmt n<strong>ich</strong>t bei jeder Kleinigkeit eins hinter dir Ohren geben. Die sah doch<br />

so sanft aus –“<br />

Auf schluchzte Hilmar, küsste <strong>den</strong> Oswald, der, <strong>da</strong>s sah <strong>ich</strong>, hingebungsvoll <strong>da</strong>rauf einging.<br />

Und Hilmar sagte, <strong>den</strong> Kopf gehoben: „Kommst’ mit in die Küche, Oswald? Hilfst’ mir<br />

Abendbrot machen?“<br />

„Ja, mach <strong>ich</strong>“, sagte mein Oswald l<strong>euch</strong>ten<strong>den</strong> Blicks, sagte zu mir: „Merkst, <strong>da</strong>ss wir<br />

hier r<strong>ich</strong>tig sind, Rufi?“<br />

„Ja.“<br />

„Gut, <strong>da</strong>nn mach <strong>ich</strong> mit Hilmar jetzt Abendbrot. Und wenn alles fertig ist, <strong>da</strong>nn rufen<br />

wir <strong>euch</strong>.“<br />

„Ja, ist gut. – Du, Oswald?“<br />

„Ja?“<br />

„Kannst’ m<strong>ich</strong> noch lei<strong>den</strong>?“<br />

„Du, Rufi, der kann d<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t bloß lei<strong>den</strong>, der liebt d<strong>ich</strong>“, tönte mir Hilmar energisch<br />

entgegen, „merkst n<strong>ich</strong>t, wie er d<strong>ich</strong> anschwärmt?“<br />

„Doch, aber trotzdem –“<br />

„Was ist trotzdem?“<br />

„Nix –“<br />

„Dann nimmst’ jetzt aber auch schleunigst die Eifersucht aus’m Ges<strong>ich</strong>t, ja?“<br />

„Ja, ja“ jappte <strong>ich</strong> auf, und Oswald sprang auf m<strong>ich</strong> zu, riss m<strong>ich</strong> dem Hans, dem Otto<br />

weg, schnaufte: „Du, hör mal zu, Rufi. Egal, was wir hier beide anstellen, trotzdem gehör’ <strong>ich</strong><br />

zu dir, hörst du. Hast’ <strong>da</strong>s verstan<strong>den</strong>?“<br />

„Ja –“<br />

„Na <strong>da</strong>nn bis gle<strong>ich</strong>. – Aber jetzt n<strong>ich</strong>t rumficken, Hans. Wenn du dir Otto vornimmst,<br />

<strong>will</strong> <strong>ich</strong> <strong>da</strong>bei sein.“<br />

„Ich auch“, sagte Hilmar, „wenn wir was machen, machen wir’s gemeinsam.“<br />

„Du, hör’ mal, Rufi, wie ist <strong>da</strong>s mit dir und Oswald?“, fragte Otto, Oswald und Hilmar in<br />

die Küche gegangen, „fickt ihr <strong>euch</strong> eigentl<strong>ich</strong> gegenseitig?“<br />

„Ja.“<br />

„Dann ist es wie mit Hilmar und mir. Wir steh’n auf <strong>da</strong>s eine wie <strong>da</strong>s andre.“<br />

„So geht es mir n<strong>ich</strong>t“, sagte Hans, „<strong>ich</strong> brauch’ nur <strong>da</strong>s eine.“<br />

„Heißt <strong>da</strong>s, <strong>da</strong>ss du noch nie gefickt wor<strong>den</strong> bist?“<br />

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