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Das Leben Jesu (1973) - kornelius-jc.net

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Bei Pilatus 723<br />

lang war er wegen jener schrecklichen Tat von heftigen Gewissensbissen<br />

gequält worden, aber sein ausschweifendes <strong>Leben</strong> hatte im<br />

Laufe der Zeit sein sittliches Empfindungsvermögen immer mehr<br />

abstumpfen lassen. Jetzt war sein Herz so verhärtet, daß er sich sogar<br />

der Strafe zu rühmen vermochte, die über Johannes verhängt worden<br />

war, weil dieser es gewagt hatte, ihn zu tadeln. Er bedrohte <strong>Jesu</strong>s<br />

und hielt ihm mehrmals vor, daß er die Macht hätte, ihn freizulassen<br />

oder zu verdammen. Doch <strong>Jesu</strong>s gab durch nichts zu erkennen, daß<br />

er auch nur ein Wort davon gehört hätte.<br />

Dieses andauernde Schweigen <strong>Jesu</strong> brachte Herodes auf, da es<br />

äußerste Gleichgültigkeit gegenüber seiner Machtstellung anzudeuten<br />

schien. Den eingebildeten und prahlerischen König hätte ein<br />

offener Tadel weniger beleidigt, als in dieser Weise nicht beachtet<br />

zu werden. Wieder bedrohte er ärgerlich den Herrn — doch dieser<br />

verharrte still und unbewegt.<br />

Es war nicht die Aufgabe <strong>Jesu</strong> in dieser Welt, eitle Neugierde zu<br />

befriedigen; er war vielmehr gekommen, um die zerbrochenen Herzen<br />

zu heilen. Hätte er ein Wort sprechen können, um die Wunden<br />

sündenkranker Menschen zu heilen, er würde bestimmt nicht geschwiegen<br />

haben. Aber jenen, die die Wahrheit unter ihre unheiligen<br />

Füße treten würden, hatte er nichts zu sagen.<br />

Gewiß hätte Christus dem Herodes manches mitteilen können,<br />

das dem innerlich verhärteten König durch und durch gegangen<br />

wäre. Es hätte den König mit Furcht und mit Zittern erfüllt, würde<br />

er ihm seine ganze Sündhaftigkeit und die Schrecken des über ihn<br />

hereinbrechenden Gerichts gezeigt haben. Doch Christi Stillschweigen<br />

war der härteste Tadel, den er in diesem Falle austeilen konnte.<br />

Herodes hatte die Wahrheit verworfen, die ihm von dem größten<br />

aller Propheten vermittelt worden war; keine andere Botschaft sollte<br />

er mehr empfangen. Nicht ein Wort hatte der Herr des Himmels<br />

für ihn. Die Ohren, die dem menschlichen Leid stets geöff<strong>net</strong> waren,<br />

hörten nicht auf die Aufforderungen des jüdischen Königs. Die<br />

Augen, die stets in mitleidsvoller und barmherziger Liebe dem reumütigen<br />

Sünder zugewandt waren, hatten keinen Blick für Herodes. [729]<br />

Die Lippen, die die eindrucksvollsten Wahrheiten verkündet und die<br />

zärtlich bittend mit den Sündigsten und den am tiefsten Gefallenen<br />

gebetet hatten, blieben für den hochmütigen König, der nicht das<br />

Bedürfnis nach einem Heiland spürte, geschlossen.

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