Programmreport 2012 - DORIS - Bundesamt für Strahlenschutz
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5.2 ENTWICKLUNG DER TIERE ÜBER DAS ERWACHSENENALTER BIS IN DIE SENESZENZ<br />
Weder bis zum Alter von 90 Tagen noch im weiteren Verlauf der Exposition wurde eine erhöhte Sterblichkeit<br />
(Mortalität) in den spulen-exponierten Gruppen (Schein- oder Magnetfeldexposition) beobachtet. Die natürlicherweise<br />
mit dem Übergang in die Seneszenz zunehmende Mortalitätsrate lag in allen Gruppen bei 19-33%,<br />
wobei die höchsten Werte in der Käfigkontrolle erreicht wurden. Verhaltenstestungen um Tag 30 und 60 waren<br />
unauffällig.<br />
Veränderungen im Blutbild waren zu allen Zeitpunkten marginal. Nach 18 Monaten war in allen Dosisgruppen<br />
ein geringgradiger Anstieg der relativen Lymphozytenzahlen zu beobachten, während die relative Anzahl der<br />
segmentkernigen neutrophilen Granulozyten geringgradig verringert war. Auf Grund der hohen Variabilität<br />
waren diese Unterschiede bei Betrachtung der absoluten Zellzahlen nicht vorhanden. Eine Verminderung der<br />
Granulozytenzahl kann auf inflammatorische Prozesse hinweisen oder auch durch eine verminderte Produktion<br />
im Knochenmark bedingt sein. Die toxikologische Relevanz der vorliegenden Ergebnisse ist aber auf<br />
Grund der geringen Ausprägung mit Vorsicht zu beurteilen.<br />
Immunologische Untersuchungen zeigten zu keinem Zeitpunkt Veränderungen der Proliferationsfähigkeit von<br />
Milzzellen, weder unter Basisbedingungen noch beim ConA- 1) , PWM 1) - und LPS 2) -induzierten Proliferationsverhalten<br />
von Milz-Lymphozyten. Die Differenzierung immunologisch relevanter Zellen zeigte hingegen eine<br />
leichte Verringerung zytotoxischer T-Lymphozyten (CTL) im peripheren Blut und in der Milz in der mittleren<br />
und hohen Dosisgruppe. Dieser Effekt war an Tag 90 in der Milz am deutlichsten sichtbar. Dieser Effekt wurde<br />
im Alter von 28 Tagen bzw. nach 18 Monaten nicht beobachtet. CTL sind wichtige Effektorzellen des Immunsystems.<br />
Sie zerstören Zellen, die nicht-körpereigene Antigene auf ihrer Oberfläche über MHC 3) Klasse I Moleküle<br />
präsentieren und schützen dabei gegen virale Infektionen und Tumore. Ob die beobachtete Reduktion<br />
der CTL funktionelle Auswirkungen hat, kann anhand der Resultate aus den durchgeführten Studien nicht geschlussfolgert<br />
werden.<br />
Bei der Sektion nach 18 Monaten Expositionszeitraum gab es keine Häufung auffälliger Befunde in einzelnen<br />
Untersuchungsgruppen. Die histopathologische Auswertung der Studie ergab, dass weder bei den Tumoren<br />
(Abbildung 1) noch bei den nicht-neoplastischen Organveränderungen expositionsabhängige Effekte beobachtet<br />
werden konnten. Die höchste Anzahl an Mäusen mit Tumoren (Tumorträger) wurde in der Käfigkontrolle<br />
gesehen, während die mittlere, gefolgt von der hohen Expositionsdosis, die niedrigste Zahl an Tumorträgern<br />
aufwies. Die Anzahl maligner und benigner Tumoren war ebenfalls am höchsten in der Käfigkontrolle<br />
und am niedrigsten in der hohen Expositionsdosis. Dies trifft ebenfalls bei der Spezifizierung auf Tumore des<br />
blutbildenden und Immunsystems zu (Abbildung 2). Auch gab es organübergreifend keine statistisch signifikanten<br />
Unterschiede in den Tumorraten zwischen der Scheinexposition und den verschiedenen Expositionsgruppen.<br />
Insbesondere ergaben sich bei der vorhandenen Datenlage keine Anhaltspunkte <strong>für</strong> funktionelle<br />
Auswirkungen der verminderten Anzahl zytotoxischer T-Lymphozyten oder Granulozyten.<br />
Die Ergebnisse des vorliegenden Forschungsvorhabens sprechen nicht <strong>für</strong> gravierende Effekte einer Befeldung<br />
mit niederfrequenten Magnetfeldern auf die prä- und postnatale Entwicklung im untersuchten Tiermodel<br />
(Tabelle 1). Allerdings kann eine abschließende Bewertung der aufgetretenen Veränderungen einzelner<br />
Zell-Subpopulationen des Immunsystems an Hand der vorliegenden Untersuchungsergebnisse nicht erfolgen.<br />
TB 08<br />
Ergebnisse<br />
1) Concanavalin A (ConA) und Pokeweed mitogen (PWM) sind Mitogene, d. h. Proteine aus der Gruppe der Lektine,<br />
die Wachstum und Vermehrung von Lymphozyten stimulieren, wobei ConA nur T-Zellen, PWM B- und<br />
T-Zellen aktiviert<br />
2) Lipopolysaccharide (LPS) stammen aus Zellwänden gram-negativer Bakterien und wirken mitogen auf<br />
B-Zellen<br />
3) Major Histocompability Complex<br />
Ergebnisse der abgeschlossenen Forschungsvorhaben im Jahr <strong>2012</strong> - TB 08 101