Programmreport 2012 - DORIS - Bundesamt für Strahlenschutz
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Thema<br />
Auswirkungen niederfrequenter Magnetfelder auf die Entstehung und den Verlauf von neurodegene-<br />
rativen Erkrankungen im experimentellen Modell<br />
Subject<br />
Effects of low frequency electromagnetic fields on the induction and progress of neurodegenerative<br />
diseases in an animal model<br />
Kennzeichen<br />
3608S03008<br />
Beginn<br />
01.10.2008<br />
Ende<br />
30.09.2013<br />
Fördermittel<br />
EUR 690.824,-<br />
Forschungs- / Auftragnehmer<br />
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Institut <strong>für</strong> Pathobiochemie, Mainz<br />
Projektleitung<br />
Dr. A. M. Clement<br />
Prof. Dr. Chr. Behl<br />
Fachbetreuung BfS<br />
PD Dr. B. Pophof / AG SG 1.1<br />
verantwortlich <strong>für</strong> den Text<br />
Dr. A. M. Clement<br />
1. ZIELSETZUNG<br />
Eine Reihe von epidemiologischen Studien deutet darauf hin, dass die lang andauernde Exposition mit niederfrequenten<br />
Magnetfeldern ein erhöhtes Risiko birgt, altersabhängige Krankheiten zu erleiden. Zu niederfrequenten<br />
Magnetfeldern zählen Felder, die durch den Fluss von Wechselstrom (50 Hz) verursacht werden.<br />
Die WHO (World Health Organization) geht in ihren „Environmental Health Criteria 238“ von einer möglichen,<br />
aber nicht belegten, Gesundheitsgefährdung unter diesen Bedingungen aus. Unter Einsatz geeigneter Tiermodelle<br />
soll im Rahmen dieses Projektes untersucht werden, ob die lang andauernde Exposition mit niederfrequenten<br />
Magnetfeldern ein Risikofaktor <strong>für</strong> das Auftreten der Alzheimer Krankheit und der Amyotrophen<br />
Lateralsklerose (ALS) ist.<br />
2. EINZELZIELSETZUNG<br />
Die Alzheimer Krankheit und die ALS sind altersabhängige neurodegenerative Erkrankungen. Die Ursachen<br />
<strong>für</strong> das Absterben spezifischer Nervenzelltypen sind weitestgehend unbekannt, da über neunzig Prozent der<br />
Fälle sporadisch, also nicht vererbt auftreten. Neben einer genetischen Veranlagung gelten Umwelteinflüsse<br />
als eine der möglichen Ursachen <strong>für</strong> das Auftreten dieser Krankheiten. Eine Vielzahl von epidemiologischen<br />
Studien deutet darauf hin, dass die Exposition mit niederfrequenten Magnetfeldern einen Risikofaktor darstellen<br />
könnte. Allerdings liegt bis heute keine Studie unter kontrollierten Laborbedingungen vor, die den Einfluss<br />
der Magnetfelder auf den Verlauf dieser beiden neurodegenerativen Erkrankungen detailliert untersucht. In<br />
den hier durchgeführten Experimenten werden etablierte Mausmodelle der Alzheimer Demenz und der ALS<br />
eingesetzt, die familiäre Formen der Krankheiten darstellen. Unter der Voraussetzung, dass die Krankheitsmechanismen<br />
bei familiären wie den sporadischen Fällen ähnlich sind, sollten die Ergebnisse eine generelle<br />
Aussage über den Einfluss niederfrequenter Magnetfelder auf die Entstehung und den Verlauf der Krankheiten<br />
zulassen.<br />
TB 08<br />
2.1 ALZHEIMER DEMENZ<br />
Mutationen im Gen des Amyloid- Vorläuferproteins (APP) sind verantwortlich <strong>für</strong> einen Teil der familiären<br />
Alzheimer Fälle und führen zu einer vermehrten Herstellung der A-Fragmente, die sich zu Plaques zusammenlagern.<br />
A-Plaques sind neben dem Auftreten von neurofibrillären Ablagerungen sowohl bei familiären<br />
wie auch bei sporadischen Alzheimer Fällen ein wesentliches neuropathologische Merkmal. Es ist allerdings<br />
unklar, wie und an welcher Stelle die A-Fragmente in den Pathomechanismus der Krankheit einwirken. Die<br />
Tiere des App23-Mausmodells, das die schwedische Doppelmutante der APP-Form APP(751) exprimiert,<br />
entwickeln ab einem Alter von sechs Monaten fortschreitend Plaques, um die herum aktivierte Gliazellen<br />
(Hilfszellen) auftreten. Zudem sind die neuronalen Fortsätze nahe den Plaques auffällig und enthalten hyperphosphoryliertes<br />
Tau-Protein. Die Tiere zeigen schon im frühen Alter Beeinträchtigungen in ihrem Erinnerungsverhalten.<br />
214 Statusberichte TB 08: Nichtionisierende Strahlung