Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung
Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung
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Einführung | Seite 17<br />
Diskussion findet diese Differenzierung bislang zu wenig statt. Gleichwohl – und auch das<br />
belegen die empirischen Ergebnisse in diesem Band – gibt es im Zuge <strong>der</strong> Umstellung auf<br />
die Bachelor-/Masterabschlüsse noch eine Reihe problematischer B<strong>aus</strong>tellen. Zu diesen<br />
gehören in beson<strong>der</strong>er Weise <strong>der</strong> wachsende Druck auf Studierende und Lehrende durch<br />
das studienbegleitende Prüfungssystem und die zum Teil noch nicht <strong>aus</strong>reichende<br />
Anpassung <strong>der</strong> Studieninhalte an die neue Studienform. Die Gefahr, dass <strong>der</strong> <strong>Bologna</strong>-<br />
<strong>Prozess</strong> als Bürokratismus und damit als „Mo<strong>der</strong>nisierungsfassade“ endet, ist noch nicht<br />
gebannt. Ihr zu begegnen gehört sicherlich zu den dringendsten Aufgaben.<br />
Alles in allem lässt sich die im Titel dieses Einführungstextes gestellte Frage „Wie wirksam<br />
ist <strong>der</strong> <strong>Bologna</strong>-<strong>Prozess</strong>?“ mit „hoch“ beantworten. Die Studienreform hat eine Menge in<br />
Bewegung gebracht. Dass neben intendierten auch nicht intendierte Effekte eingetreten sind,<br />
kann niemanden wirklich überraschen. Dazu sind Hochschulen und insbeson<strong>der</strong>e<br />
Universitäten viel zu eigenwillige Institutionen, die selten das eins zu eins umsetzen, was<br />
sich Politiker(innen) am grünen Tisch überlegen. Umso wichtiger ist es für Lehrende,<br />
Studierende, Hochschulmanager(innen) und Hochschulpolitiker(innen), auf Faktenwissen<br />
zurückgreifen zu können, mit dessen Hilfe sie die laufenden Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />
regelmäßig reflektieren und Fehlentwicklungen frühzeitig entgegensteuern können. Dazu<br />
leistet diese Publikation einen Beitrag. Vor diesem Hintergrund sind den nachfolgenden<br />
Analysen nicht nur viele Leser(innen) zu wünschen, son<strong>der</strong>n mindestens ebenso viele<br />
Akteurinnen und Akteure, welche die Denkanstöße für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Praxis<br />
nutzen.<br />
Literatur<br />
Cortina, K. S./Baumert, J./Leschinsky, A./Mayer, K. U./Trommer, L. (Hg.) (2003): Das<br />
Bildungswesen in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im<br />
Überblick. Vollständig überarbeitete und erweiterte Neu<strong>aus</strong>gabe. Reinbek bei Hamburg.<br />
Keller A./Himpele, K./Staack, S. (Hg.) (2010): Endstation <strong>Bologna</strong>? Zehn Jahre europäischer<br />
Hochschulraum. GEW Materialien <strong>aus</strong> Hochschule und Forschung Nr. 116. Bielefeld.<br />
Kühl, S. (2011): Spezifikationen zum Sudoku-Effekt. Überlegungen zur<br />
Komplexitätssteigerung <strong>der</strong> <strong>Bologna</strong>-Studiengänge. Paper für die Tagung „Universität als<br />
Organisation“, veranstaltet von <strong>der</strong> AG Organisationssoziologie <strong>der</strong> Deutschen<br />
Gesellschaft für Soziologie (DGS) in Dortmund am 10./11. Juni 2011.<br />
Luhmann, N. (1987): Zwischen Gesellschaft und Organisation. Zur Situation <strong>der</strong><br />
Universitäten. In: Luhmann, N. (Hg.): Soziologische Aufklärung 4. Beiträge zur funktionalen<br />
Differenzierung <strong>der</strong> Gesellschaft. Opladen, S. 202–211.<br />
Münch, R. (2011): Akademischer Kapitalismus. Über die politische Ökonomie <strong>der</strong><br />
Hochschulreform. Berlin.<br />
Schultheis, F./Cousin P.-F./Roca i Escoda, M. (Hg.) (2008): Humboldts Alptraum. <strong>Der</strong><br />
<strong>Bologna</strong>-<strong>Prozess</strong> und seine Folgen. Konstanz.<br />
Schimank, U. (2010): Humboldt in <strong>Bologna</strong> – falscher Mann an falschem Ort? In: HIS<br />
Hochschul-Informationssystem (Hg.): Perspektive Studienqualität. Themen und<br />
Forschungsergebnisse <strong>der</strong> HIS-Fachtagung „Studienqualität“. Bielefeld, S. 44-61.