Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung
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Qualitätsentwicklung und -steuerung | Seite 271<br />
Qualitätssteuerung und hochschuldidaktische<br />
Kompetenzentwicklung<br />
Matthias Heiner<br />
Abstract<br />
Lehrkompetenz und hochschuldidaktische Kompetenz sind nicht in Eins zu setzen. In<br />
unüberschaubarer, schwer abzuschätzen<strong>der</strong> Mehrheit wird Lehrkompetenz an Universitäten<br />
ohne hochschuldidaktische Reflexion entwickelt. Untersuchungen im BMBF-Forschungsprojekt<br />
ProfiLe zeigen zwar eine beachtliche Kompetenzentwicklung von Lehrenden in ihrer<br />
Lehrtätigkeit sowie in selbstverantworteter und fachwissenschaftlicher Reflexion, aber auch<br />
eine markante Unterstrukturierung in kompetenzorientierter Reflexion, Flexibilisierung von<br />
Lehrkonzepten, differenzierter Urteilsfähigkeit, Diversifikation und Innovation des<br />
Lehrhandelns ist beobachtbar. Eine zeitgemäße und innovative Lehrkompetenzentwicklung<br />
bleibt prekär, <strong>der</strong> Wirkungszusammenhang von Lehren und Lehren-Lernen hochgradig<br />
komplex. Aber auch ein Gelingen hochschuldidaktischer Weiterbildung im angezeigten Sinn<br />
ist nicht selbstverständlich und insbeson<strong>der</strong>e die Verschränkung weiterbildungsgesteuerter<br />
und informeller Kompetenzentwicklung bleibt ein Problem. Die Hochschuldidaktik in Deutschland<br />
hat in den letzten Jahren parallel und begleitend zur <strong>Bologna</strong>-Reform ihr Programm <strong>der</strong><br />
Weiterbildung entwickelt und damit ein für die Qualität von Lehren und Studieren dringendes<br />
Desi<strong>der</strong>atum kompetenzorientierten und studierzentrierten Lehrens strukturiert. Parallel zur<br />
zweiten Welle <strong>der</strong> <strong>Bologna</strong>-Reform bedarf es einer Qualitätsentwicklung des Lehrens und<br />
Studierens, die die Professionalisierung von Lehrkompetenz aktualisiert und die<br />
diversifizierten Strategien ihrer Entwicklung mit den Zielen <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten Universität<br />
verbindet. <strong>Der</strong> Beitrag gibt Hinweise auf den Kontext, geeignete Fel<strong>der</strong> und Instrumente.<br />
1. Lehrkompetenz – Referenzen für ein Kompetenzmodell<br />
1.1. Pointierung des Forschungskonzepts von ProfiLe an <strong>der</strong> TU<br />
Dortmund<br />
Das vom BMBF geför<strong>der</strong>te Forschungsprojekt ProfiLe (Heiner/Wildt 2009) setzt sich mit<br />
einer theoretisch eigenen, empirisch unterfütterten, Rekonstruktion von Lehrkompetenz<br />
kritisch gegenüber apriorischen (Webler 2004), praxeologisch orientierten (zusammenfassend:<br />
Brendel et al. 2006) o<strong>der</strong> systematisch (Viebahn 2004) abgeleiteten Kompetenzkonstruktionen<br />
ab. Es hat sich projektbezogen ein Rahmenmodell im Anschluss an die<br />
paradigmatisch gewordene Ausrichtung <strong>der</strong> Kompetenzdiskussion in <strong>der</strong> psychologischen<br />
und pädagogischen Bildungsforschung (Horvath/Schaper 2008) erarbeitet und pointiert in<br />
seinem Dortmun<strong>der</strong> Teilprojekt einen Forschungsansatz, <strong>der</strong> die Suche nach Referenzen für<br />
ein Modell von Kompetenzentwicklung in <strong>der</strong> Lehre, das vor allem im Hinblick auf Interaktion,<br />
didaktisches Handeln, Professionalisierung und Professionsentwicklung reich ist. In diesem<br />
Zusammenhang werden die Berufsbildungsforschung (zusammenfassend Franke 2005) und<br />
sozialwissenschaftliche Kompetenzdiskussion (Kurtz/Pfadenhauer 2009) mit reflektiert.<br />
Das Dortmun<strong>der</strong> Teilprojekt versucht, die psychologisch-pädagogisch orientierte Kompetenzdebatte<br />
um sozialkulturelle Dimensionen zu bereichern, indem es in seiner Konstruktion von<br />
Lehrkompetenz vor allem die folgenden Aspekte fokussiert: